Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

weiset, und dabei ausruft: "Gott! Gott!
ist es zum Unglücke so mancher nicht genug,
daß Fürsten Menschen sind; müssen sich
auch noch Teufel in ihren Freund ver-
stellen?" und die unschuldige Braut dabei
im Blut liegt, der Vater, ihr Mörder, sich
eben vor diesen Fürsten, als vor seinen
Richter stellt, Marinelli, der Unterhändler
dieses Gewerbes, sich noch bedenkt, den
Dolch aufzuheben; wer ist, dem, wenn in
solcher Situation der Vorhang sinkt, nicht
noch andre Gedanken, außer dem, den der
Prinz sagt, in die Seele strömen? Noth-
wendig fragt man sich, wie wird das Ge-
richt über den alten Odoardo ablaufen?
wie lange wird Marinelli entfernt seyn?
d. i. wie bald wird er, wenn sein Dienst
abermals brauchbar ist, wiederkehren?
u. f.


weiſet, und dabei ausruft: „Gott! Gott!
iſt es zum Ungluͤcke ſo mancher nicht genug,
daß Fuͤrſten Menſchen ſind; muͤſſen ſich
auch noch Teufel in ihren Freund ver-
ſtellen?“ und die unſchuldige Braut dabei
im Blut liegt, der Vater, ihr Moͤrder, ſich
eben vor dieſen Fuͤrſten, als vor ſeinen
Richter ſtellt, Marinelli, der Unterhaͤndler
dieſes Gewerbes, ſich noch bedenkt, den
Dolch aufzuheben; wer iſt, dem, wenn in
ſolcher Situation der Vorhang ſinkt, nicht
noch andre Gedanken, außer dem, den der
Prinz ſagt, in die Seele ſtroͤmen? Noth-
wendig fragt man ſich, wie wird das Ge-
richt uͤber den alten Odoardo ablaufen?
wie lange wird Marinelli entfernt ſeyn?
d. i. wie bald wird er, wenn ſein Dienſt
abermals brauchbar iſt, wiederkehren?
u. f.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0148" n="139"/>
wei&#x017F;et, und dabei ausruft: &#x201E;Gott! Gott!<lb/>
i&#x017F;t es zum Unglu&#x0364;cke &#x017F;o mancher nicht genug,<lb/>
daß Fu&#x0364;r&#x017F;ten Men&#x017F;chen &#x017F;ind; mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
auch noch Teufel in ihren Freund ver-<lb/>
&#x017F;tellen?&#x201C; und die un&#x017F;chuldige Braut dabei<lb/>
im Blut liegt, der Vater, ihr Mo&#x0364;rder, &#x017F;ich<lb/>
eben vor die&#x017F;en Fu&#x0364;r&#x017F;ten, als vor &#x017F;einen<lb/>
Richter &#x017F;tellt, Marinelli, der Unterha&#x0364;ndler<lb/>
die&#x017F;es Gewerbes, &#x017F;ich noch bedenkt, den<lb/>
Dolch aufzuheben; wer i&#x017F;t, dem, wenn in<lb/>
&#x017F;olcher Situation der Vorhang &#x017F;inkt, nicht<lb/>
noch andre Gedanken, außer dem, den der<lb/>
Prinz &#x017F;agt, in die Seele &#x017F;tro&#x0364;men? Noth-<lb/>
wendig fragt man &#x017F;ich, wie wird das Ge-<lb/>
richt u&#x0364;ber den alten Odoardo ablaufen?<lb/>
wie lange wird Marinelli entfernt &#x017F;eyn?<lb/>
d. i. wie bald wird er, wenn &#x017F;ein Dien&#x017F;t<lb/>
abermals brauchbar i&#x017F;t, wiederkehren?<lb/>
u. f.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0148] weiſet, und dabei ausruft: „Gott! Gott! iſt es zum Ungluͤcke ſo mancher nicht genug, daß Fuͤrſten Menſchen ſind; muͤſſen ſich auch noch Teufel in ihren Freund ver- ſtellen?“ und die unſchuldige Braut dabei im Blut liegt, der Vater, ihr Moͤrder, ſich eben vor dieſen Fuͤrſten, als vor ſeinen Richter ſtellt, Marinelli, der Unterhaͤndler dieſes Gewerbes, ſich noch bedenkt, den Dolch aufzuheben; wer iſt, dem, wenn in ſolcher Situation der Vorhang ſinkt, nicht noch andre Gedanken, außer dem, den der Prinz ſagt, in die Seele ſtroͤmen? Noth- wendig fragt man ſich, wie wird das Ge- richt uͤber den alten Odoardo ablaufen? wie lange wird Marinelli entfernt ſeyn? d. i. wie bald wird er, wenn ſein Dienſt abermals brauchbar iſt, wiederkehren? u. f.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/148
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/148>, abgerufen am 27.11.2024.