und einer andern, die jetzt von ihm eben nicht geliebt seyn will, mit dem Vater, der Mutter, dem Bräutigam derselben, ja mit sich selbst in Gespräch und Handlung; er unterläßt auch keine Gelegenheit, in jeder dieser Situationen eigentlich nach dem Ringe zu rennen, und wenn mir der Aus- druck erlaubt ist, das Prinzliche dabei zu charakterisiren. Niemand wird unver- schämt gnug seyn, deßhalb das Stück eine Satyre auf die Prinzen zu nennen: denn nur dieser Prinz, ein Italiänischer, jun- ger, eben zu vermählender Prinz ists, der sich diese Späße giebt und bei Marinelli andre zuläßt. Auch ist sein Stand, seine Würde, selbst sein persönlicher Charakter in Allem zart gehalten, und mit wahrer Freundlichkeit geschonet. Am Ende des Stücks aber, wenn der Prinz sein verächt- liches Werkzeug selbst verachtend von sich
und einer andern, die jetzt von ihm eben nicht geliebt ſeyn will, mit dem Vater, der Mutter, dem Braͤutigam derſelben, ja mit ſich ſelbſt in Geſpraͤch und Handlung; er unterlaͤßt auch keine Gelegenheit, in jeder dieſer Situationen eigentlich nach dem Ringe zu rennen, und wenn mir der Aus- druck erlaubt iſt, das Prinzliche dabei zu charakteriſiren. Niemand wird unver- ſchaͤmt gnug ſeyn, deßhalb das Stuͤck eine Satyre auf die Prinzen zu nennen: denn nur dieſer Prinz, ein Italiaͤniſcher, jun- ger, eben zu vermaͤhlender Prinz iſts, der ſich dieſe Spaͤße giebt und bei Marinelli andre zulaͤßt. Auch iſt ſein Stand, ſeine Wuͤrde, ſelbſt ſein perſoͤnlicher Charakter in Allem zart gehalten, und mit wahrer Freundlichkeit geſchonet. Am Ende des Stuͤcks aber, wenn der Prinz ſein veraͤcht- liches Werkzeug ſelbſt verachtend von ſich
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und einer andern, die jetzt von ihm eben
nicht geliebt ſeyn will, mit dem Vater, der
Mutter, dem Braͤutigam derſelben, ja mit
ſich ſelbſt in Geſpraͤch und Handlung; er
unterlaͤßt auch keine Gelegenheit, in jeder
dieſer Situationen eigentlich nach dem
Ringe zu rennen, und wenn mir der Aus-
druck erlaubt iſt, das Prinzliche dabei
zu charakteriſiren. Niemand wird unver-
ſchaͤmt gnug ſeyn, deßhalb das Stuͤck eine
Satyre auf die Prinzen zu nennen: denn
nur dieſer Prinz, ein Italiaͤniſcher, jun-
ger, eben zu vermaͤhlender Prinz iſts, der
ſich dieſe Spaͤße giebt und bei Marinelli
andre zulaͤßt. Auch iſt ſein Stand, ſeine
Wuͤrde, ſelbſt ſein perſoͤnlicher Charakter
in Allem zart gehalten, und mit wahrer
Freundlichkeit geſchonet. Am Ende des
Stuͤcks aber, wenn der Prinz ſein veraͤcht-
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/147>, abgerufen am 16.02.2025.
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