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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.

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selbst, ob er gleich laute Siege besingt, hat
so manchen Spruch in seinen Gesängen,
der zur Mäßigung im Glück, zum behut-
samen Gebrauch des Lebens einladet; so
manchen, der dem Unmuthe zuvorzukom-
men sucht, oder nach Erfahrungen des-
selben die Seele des Kämpfers edel
erquicket.

Das feine Echo der Griechen, (wie
Einer unserer Freunde ihn nannte) Horaz
thut ein Gleiches. Es wäre zu wünschen,
daß er in seiner wohlgefälligen, einschmei-
chelnden Art auch uns eigen werden könn-
te; vielleicht ist dies aber unmöglich: denn
die Meisten seiner Oden sind zu künstlich
eingelegte Musivische Arbeit.

Mehrere derselben, wissen Sie, sind nach
dem Lateinischen in Musik gesetzt; ich woll-
te, daß auch aus den für uns nicht ganz
brauchbaren Oden alle rein-menschliche

G 5

ſelbſt, ob er gleich laute Siege beſingt, hat
ſo manchen Spruch in ſeinen Geſaͤngen,
der zur Maͤßigung im Gluͤck, zum behut-
ſamen Gebrauch des Lebens einladet; ſo
manchen, der dem Unmuthe zuvorzukom-
men ſucht, oder nach Erfahrungen deſ-
ſelben die Seele des Kaͤmpfers edel
erquicket.

Das feine Echo der Griechen, (wie
Einer unſerer Freunde ihn nannte) Horaz
thut ein Gleiches. Es waͤre zu wuͤnſchen,
daß er in ſeiner wohlgefaͤlligen, einſchmei-
chelnden Art auch uns eigen werden koͤnn-
te; vielleicht iſt dies aber unmoͤglich: denn
die Meiſten ſeiner Oden ſind zu kuͤnſtlich
eingelegte Muſiviſche Arbeit.

Mehrere derſelben, wiſſen Sie, ſind nach
dem Lateiniſchen in Muſik geſetzt; ich woll-
te, daß auch aus den fuͤr uns nicht ganz
brauchbaren Oden alle rein-menſchliche

G 5
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[105/0114] ſelbſt, ob er gleich laute Siege beſingt, hat ſo manchen Spruch in ſeinen Geſaͤngen, der zur Maͤßigung im Gluͤck, zum behut- ſamen Gebrauch des Lebens einladet; ſo manchen, der dem Unmuthe zuvorzukom- men ſucht, oder nach Erfahrungen deſ- ſelben die Seele des Kaͤmpfers edel erquicket. Das feine Echo der Griechen, (wie Einer unſerer Freunde ihn nannte) Horaz thut ein Gleiches. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß er in ſeiner wohlgefaͤlligen, einſchmei- chelnden Art auch uns eigen werden koͤnn- te; vielleicht iſt dies aber unmoͤglich: denn die Meiſten ſeiner Oden ſind zu kuͤnſtlich eingelegte Muſiviſche Arbeit. Mehrere derſelben, wiſſen Sie, ſind nach dem Lateiniſchen in Muſik geſetzt; ich woll- te, daß auch aus den fuͤr uns nicht ganz brauchbaren Oden alle rein-menſchliche G 5

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/114>, abgerufen am 25.11.2024.