Pierre wäre, und vielleicht werde ich nicht mehr ausrichten als er. Ich sehe, daß es den Menschen leichter wird, Böses als Gu- tes zu thun; ich sehe, daß eine unglückliche Verkettung der Umstände uns wider unsern Willen dahinreißt, und mit unsern Projekten spielt, wie der Sturmwind in dem fliegen- den Sande. Indeßen geht der ordentliche Gang der Dinge fort." (1773.)
"Ich habe den Artikel Krieg in den encyklopädischen Fragen gelesen. Wie? ein Fürst, der seine Truppen in blaues Tuch kleidet, und ihnen Hüte mit weißen Schnü- ren giebt, der sie sich kehren läßt rechtsum und linksum, kann er sie Ehrenhalber einen Feldzug thun lassen, ohne den Ehrentitel eines Anführers von Taugenichten zu ver- dienen, die nur aus Noth gedungene Henker
E 2
Pierre waͤre, und vielleicht werde ich nicht mehr ausrichten als er. Ich ſehe, daß es den Menſchen leichter wird, Boͤſes als Gu- tes zu thun; ich ſehe, daß eine ungluͤckliche Verkettung der Umſtaͤnde uns wider unſern Willen dahinreißt, und mit unſern Projekten ſpielt, wie der Sturmwind in dem fliegen- den Sande. Indeßen geht der ordentliche Gang der Dinge fort.“ (1773.)
„Ich habe den Artikel Krieg in den encyklopaͤdiſchen Fragen geleſen. Wie? ein Fuͤrſt, der ſeine Truppen in blaues Tuch kleidet, und ihnen Huͤte mit weißen Schnuͤ- ren giebt, der ſie ſich kehren laͤßt rechtsum und linksum, kann er ſie Ehrenhalber einen Feldzug thun laſſen, ohne den Ehrentitel eines Anfuͤhrers von Taugenichten zu ver- dienen, die nur aus Noth gedungene Henker
E 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0072"n="67"/>
Pierre waͤre, und vielleicht werde ich nicht<lb/>
mehr ausrichten als er. Ich ſehe, daß es<lb/>
den Menſchen leichter wird, Boͤſes als Gu-<lb/>
tes zu thun; ich ſehe, daß eine ungluͤckliche<lb/>
Verkettung der Umſtaͤnde uns wider unſern<lb/>
Willen dahinreißt, und mit unſern Projekten<lb/>ſpielt, wie der Sturmwind in dem fliegen-<lb/>
den Sande. Indeßen geht der ordentliche<lb/>
Gang der Dinge fort.“ (1773.)</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>„Ich habe den Artikel <hirendition="#g">Krieg</hi> in den<lb/>
encyklopaͤdiſchen Fragen geleſen. Wie? ein<lb/>
Fuͤrſt, der ſeine Truppen in blaues Tuch<lb/>
kleidet, und ihnen Huͤte mit weißen Schnuͤ-<lb/>
ren giebt, der ſie ſich kehren laͤßt rechtsum<lb/>
und linksum, kann er ſie Ehrenhalber einen<lb/>
Feldzug thun laſſen, ohne den Ehrentitel<lb/>
eines Anfuͤhrers von Taugenichten zu ver-<lb/>
dienen, die nur aus Noth gedungene Henker<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 2</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[67/0072]
Pierre waͤre, und vielleicht werde ich nicht
mehr ausrichten als er. Ich ſehe, daß es
den Menſchen leichter wird, Boͤſes als Gu-
tes zu thun; ich ſehe, daß eine ungluͤckliche
Verkettung der Umſtaͤnde uns wider unſern
Willen dahinreißt, und mit unſern Projekten
ſpielt, wie der Sturmwind in dem fliegen-
den Sande. Indeßen geht der ordentliche
Gang der Dinge fort.“ (1773.)
„Ich habe den Artikel Krieg in den
encyklopaͤdiſchen Fragen geleſen. Wie? ein
Fuͤrſt, der ſeine Truppen in blaues Tuch
kleidet, und ihnen Huͤte mit weißen Schnuͤ-
ren giebt, der ſie ſich kehren laͤßt rechtsum
und linksum, kann er ſie Ehrenhalber einen
Feldzug thun laſſen, ohne den Ehrentitel
eines Anfuͤhrers von Taugenichten zu ver-
dienen, die nur aus Noth gedungene Henker
E 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/72>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.