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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

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"Mit Einem Wort. Die ganze Haus-
haltung des menschlichen Geschlechts ist ein-
gerichtet, um Menschenliebe einzuflößen.
Die Aehnlichkeit der Menschen unter ein-
ander; die Gleichheit ihres Looses und das
unentbehrliche Bedürfniß, das Einer vom
andern hat; Unglücksfälle, die die Bande
des Bedürfnisses noch stärker anziehen; die
natürliche Neigung, die man zu seines
Gleichen hat; unsre Selbsterhaltung, die
uns Humanität predigt; die ganze Natur
scheint sich zu vereinigen, um uns eine
Pflicht einzuprägen, die unser Glück macht,
und täglich neue Annehmlichkeiten auf unser
Leben verbreitet."

Wenn Friederich immer so gefühlt
und gethan hat, als er hier schreibt, (und
es war gewiß sein Ernst, da er es schrieb;
auch wurden ihm in den unhumansten
Situationen seines Lebens diese Gesinnun-

„Mit Einem Wort. Die ganze Haus-
haltung des menſchlichen Geſchlechts iſt ein-
gerichtet, um Menſchenliebe einzufloͤßen.
Die Aehnlichkeit der Menſchen unter ein-
ander; die Gleichheit ihres Looſes und das
unentbehrliche Beduͤrfniß, das Einer vom
andern hat; Ungluͤcksfaͤlle, die die Bande
des Beduͤrfniſſes noch ſtaͤrker anziehen; die
natuͤrliche Neigung, die man zu ſeines
Gleichen hat; unſre Selbſterhaltung, die
uns Humanitaͤt predigt; die ganze Natur
ſcheint ſich zu vereinigen, um uns eine
Pflicht einzupraͤgen, die unſer Gluͤck macht,
und taͤglich neue Annehmlichkeiten auf unſer
Leben verbreitet.“

Wenn Friederich immer ſo gefuͤhlt
und gethan hat, als er hier ſchreibt, (und
es war gewiß ſein Ernſt, da er es ſchrieb;
auch wurden ihm in den unhumanſten
Situationen ſeines Lebens dieſe Geſinnun-

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[79/0086] „Mit Einem Wort. Die ganze Haus- haltung des menſchlichen Geſchlechts iſt ein- gerichtet, um Menſchenliebe einzufloͤßen. Die Aehnlichkeit der Menſchen unter ein- ander; die Gleichheit ihres Looſes und das unentbehrliche Beduͤrfniß, das Einer vom andern hat; Ungluͤcksfaͤlle, die die Bande des Beduͤrfniſſes noch ſtaͤrker anziehen; die natuͤrliche Neigung, die man zu ſeines Gleichen hat; unſre Selbſterhaltung, die uns Humanitaͤt predigt; die ganze Natur ſcheint ſich zu vereinigen, um uns eine Pflicht einzupraͤgen, die unſer Gluͤck macht, und taͤglich neue Annehmlichkeiten auf unſer Leben verbreitet.“ Wenn Friederich immer ſo gefuͤhlt und gethan hat, als er hier ſchreibt, (und es war gewiß ſein Ernſt, da er es ſchrieb; auch wurden ihm in den unhumanſten Situationen ſeines Lebens dieſe Geſinnun-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/86>, abgerufen am 24.11.2024.