Gedankens mit Feuer des Ausdrucks ver- einigt, so bezaubern sie und rühren. Bald athmet eine Menge Menschen die Liebe zum menschlichen Geschlecht, die sie ihr durch einen glücklichen Impuls einhauchten. Sie bilden gute Bürger, treue Freunde, Unter- thanen, die Aufruhr und Tyrannei in gleichem Grade verabscheun, voll Eifer, nur fürs allgemeine Beste. Ihnen, den Schriftstellern, ist man die Tugenden schul- dig, die die Sicherheit und den Reiz des Lebens ausmachen; was ist man ihnen nicht schuldig?"
So sahe Friedrich die Wissenschaften an, und dies blieb sein Bekenntniß. Die Ta- lente, die hiezu dienten schätzte er an Vol- täre, in seiner Jugend fast über die Maße, in seinem höheren Alter mäßiger; doch blieb ihm stets die hohe Achtung für einige große Stücke seines Lehrers, die er von
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Gedankens mit Feuer des Ausdrucks ver- einigt, ſo bezaubern ſie und ruͤhren. Bald athmet eine Menge Menſchen die Liebe zum menſchlichen Geſchlecht, die ſie ihr durch einen gluͤcklichen Impuls einhauchten. Sie bilden gute Buͤrger, treue Freunde, Unter- thanen, die Aufruhr und Tyrannei in gleichem Grade verabſcheun, voll Eifer, nur fuͤrs allgemeine Beſte. Ihnen, den Schriftſtellern, iſt man die Tugenden ſchul- dig, die die Sicherheit und den Reiz des Lebens ausmachen; was iſt man ihnen nicht ſchuldig?“
So ſahe Friedrich die Wiſſenſchaften an, und dies blieb ſein Bekenntniß. Die Ta- lente, die hiezu dienten ſchaͤtzte er an Vol- taͤre, in ſeiner Jugend faſt uͤber die Maße, in ſeinem hoͤheren Alter maͤßiger; doch blieb ihm ſtets die hohe Achtung fuͤr einige große Stuͤcke ſeines Lehrers, die er von
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Gedankens mit Feuer des Ausdrucks ver-
einigt, ſo bezaubern ſie und ruͤhren. Bald
athmet eine Menge Menſchen die Liebe zum
menſchlichen Geſchlecht, die ſie ihr durch
einen gluͤcklichen Impuls einhauchten. Sie
bilden gute Buͤrger, treue Freunde, Unter-
thanen, die Aufruhr und Tyrannei in
gleichem Grade verabſcheun, voll Eifer,
nur fuͤrs allgemeine Beſte. Ihnen, den
Schriftſtellern, iſt man die Tugenden ſchul-
dig, die die Sicherheit und den Reiz des
Lebens ausmachen; was iſt man ihnen
nicht ſchuldig?“
So ſahe Friedrich die Wiſſenſchaften an,
und dies blieb ſein Bekenntniß. Die Ta-
lente, die hiezu dienten ſchaͤtzte er an Vol-
taͤre, in ſeiner Jugend faſt uͤber die Maße,
in ſeinem hoͤheren Alter maͤßiger; doch
blieb ihm ſtets die hohe Achtung fuͤr einige
große Stuͤcke ſeines Lehrers, die er von
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/76>, abgerufen am 27.07.2024.
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