Maxime des Lebens wurde." Zudem sind seine Einkleidungen so leicht und natür- lich, sein Witz und Scherz so gefällig und fein, sein Gemüth so unbefangen und frö- lich, daß ich ihn den edelsten Volks- schriftsteller unsers Jahrhunderts nen- nen möchte, wenn ich ihn durch diesen miß- brauchten Namen nicht zu entehren glaubte. Unter uns wird er dadurch nicht entehrt! Wollte Gott, wir hätten in ganz Europa ein Volk, das ihn läse, das seine Grund- sätze anerkennte, und zu seinem eignen Besten darnach handelte und lebte; wo wären wir sodann!
Franklins Grundsätze gehen allenthalben darauf, gesunde Vernunft, Ueberlegung, Rechnung, allgemeine Billigkeit und wechsel- seitige Ordnung ins kleinste und größeste Geschäft der Menschen einzuführen, den Geist der Unduldsamkeit, Härte, Trägheit
Maxime des Lebens wurde.“ Zudem ſind ſeine Einkleidungen ſo leicht und natuͤr- lich, ſein Witz und Scherz ſo gefaͤllig und fein, ſein Gemuͤth ſo unbefangen und froͤ- lich, daß ich ihn den edelſten Volks- ſchriftſteller unſers Jahrhunderts nen- nen moͤchte, wenn ich ihn durch dieſen miß- brauchten Namen nicht zu entehren glaubte. Unter uns wird er dadurch nicht entehrt! Wollte Gott, wir haͤtten in ganz Europa ein Volk, das ihn laͤſe, das ſeine Grund- ſaͤtze anerkennte, und zu ſeinem eignen Beſten darnach handelte und lebte; wo waͤren wir ſodann!
Franklins Grundſaͤtze gehen allenthalben darauf, geſunde Vernunft, Ueberlegung, Rechnung, allgemeine Billigkeit und wechſel- ſeitige Ordnung ins kleinſte und groͤßeſte Geſchaͤft der Menſchen einzufuͤhren, den Geiſt der Unduldſamkeit, Haͤrte, Traͤgheit
<TEI><text><body><divn="1"><p><hirendition="#g"><pbfacs="#f0019"n="12"/>
Maxime des Lebens</hi> wurde.“ Zudem<lb/>ſind ſeine Einkleidungen ſo leicht und natuͤr-<lb/>
lich, ſein Witz und Scherz ſo gefaͤllig und<lb/>
fein, ſein Gemuͤth ſo unbefangen und froͤ-<lb/>
lich, daß ich ihn den <hirendition="#g">edelſten Volks</hi>-<lb/><hirendition="#g">ſchriftſteller</hi> unſers Jahrhunderts nen-<lb/>
nen moͤchte, wenn ich ihn durch dieſen miß-<lb/>
brauchten Namen nicht zu entehren glaubte.<lb/>
Unter uns wird er dadurch nicht entehrt!<lb/>
Wollte Gott, wir haͤtten in ganz Europa<lb/>
ein Volk, das ihn laͤſe, das ſeine Grund-<lb/>ſaͤtze anerkennte, und zu ſeinem eignen<lb/>
Beſten darnach handelte und lebte; wo<lb/>
waͤren wir ſodann!</p><lb/><p>Franklins Grundſaͤtze gehen allenthalben<lb/>
darauf, geſunde Vernunft, Ueberlegung,<lb/>
Rechnung, allgemeine Billigkeit und wechſel-<lb/>ſeitige Ordnung ins kleinſte und groͤßeſte<lb/>
Geſchaͤft der Menſchen einzufuͤhren, den<lb/>
Geiſt der Unduldſamkeit, Haͤrte, Traͤgheit<lb/></p></div></body></text></TEI>
[12/0019]
Maxime des Lebens wurde.“ Zudem
ſind ſeine Einkleidungen ſo leicht und natuͤr-
lich, ſein Witz und Scherz ſo gefaͤllig und
fein, ſein Gemuͤth ſo unbefangen und froͤ-
lich, daß ich ihn den edelſten Volks-
ſchriftſteller unſers Jahrhunderts nen-
nen moͤchte, wenn ich ihn durch dieſen miß-
brauchten Namen nicht zu entehren glaubte.
Unter uns wird er dadurch nicht entehrt!
Wollte Gott, wir haͤtten in ganz Europa
ein Volk, das ihn laͤſe, das ſeine Grund-
ſaͤtze anerkennte, und zu ſeinem eignen
Beſten darnach handelte und lebte; wo
waͤren wir ſodann!
Franklins Grundſaͤtze gehen allenthalben
darauf, geſunde Vernunft, Ueberlegung,
Rechnung, allgemeine Billigkeit und wechſel-
ſeitige Ordnung ins kleinſte und groͤßeſte
Geſchaͤft der Menſchen einzufuͤhren, den
Geiſt der Unduldſamkeit, Haͤrte, Traͤgheit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/19>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.