Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

B. Drum ist er auch dem Sprunge erlegen.
Alles, m. Fr., läßt sich in der Welt nicht
auf Einmal, nicht mit Gewalt ausführen,
dazu ohne Gehülfen, ohne Werkzeuge,
woran es dem Kaiser so sehr fehlte.

A. Das wundert mich indeß, daß er auch
das Volk nicht mehr gewann, gegen
welches er doch so popular war. Er
suchte das Beste desselben so entschie-
den! --

B. Stieß aber dabei auch das Volk in
Manchem so vor die Stirn, beleidigte
unschuldige, ja angenehme Vorurtheile
desselben so sehr, daß der arme Haufe
von Pfaffen und andern sich gegen seinen
eignen Wohlthäter selbst ins Netz jagen
ließ.

A. Welche unschuldige Vorurtheile des Volks
hat er beleidigt?

K

B. Drum iſt er auch dem Sprunge erlegen.
Alles, m. Fr., laͤßt ſich in der Welt nicht
auf Einmal, nicht mit Gewalt ausfuͤhren,
dazu ohne Gehuͤlfen, ohne Werkzeuge,
woran es dem Kaiſer ſo ſehr fehlte.

A. Das wundert mich indeß, daß er auch
das Volk nicht mehr gewann, gegen
welches er doch ſo popular war. Er
ſuchte das Beſte deſſelben ſo entſchie-
den! —

B. Stieß aber dabei auch das Volk in
Manchem ſo vor die Stirn, beleidigte
unſchuldige, ja angenehme Vorurtheile
deſſelben ſo ſehr, daß der arme Haufe
von Pfaffen und andern ſich gegen ſeinen
eignen Wohlthaͤter ſelbſt ins Netz jagen
ließ.

A. Welche unſchuldige Vorurtheile des Volks
hat er beleidigt?

K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0152" n="145"/>
          <p>B. Drum i&#x017F;t er auch dem Sprunge erlegen.<lb/>
Alles, m. Fr., la&#x0364;ßt &#x017F;ich in der Welt nicht<lb/>
auf Einmal, nicht mit Gewalt ausfu&#x0364;hren,<lb/>
dazu ohne Gehu&#x0364;lfen, ohne Werkzeuge,<lb/>
woran es dem Kai&#x017F;er &#x017F;o &#x017F;ehr fehlte.</p><lb/>
          <p>A. Das wundert mich indeß, daß er auch<lb/>
das <hi rendition="#g">Volk</hi> nicht mehr gewann, gegen<lb/>
welches er doch &#x017F;o popular war. Er<lb/>
&#x017F;uchte das Be&#x017F;te de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;o ent&#x017F;chie-<lb/>
den! &#x2014;</p><lb/>
          <p>B. Stieß aber dabei auch das Volk in<lb/>
Manchem &#x017F;o vor die Stirn, beleidigte<lb/>
un&#x017F;chuldige, ja angenehme Vorurtheile<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;o &#x017F;ehr, daß der arme Haufe<lb/>
von Pfaffen und andern &#x017F;ich gegen &#x017F;einen<lb/>
eignen Wohltha&#x0364;ter &#x017F;elb&#x017F;t ins Netz jagen<lb/>
ließ.</p><lb/>
          <p>A. Welche un&#x017F;chuldige Vorurtheile des Volks<lb/>
hat er beleidigt?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">K</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0152] B. Drum iſt er auch dem Sprunge erlegen. Alles, m. Fr., laͤßt ſich in der Welt nicht auf Einmal, nicht mit Gewalt ausfuͤhren, dazu ohne Gehuͤlfen, ohne Werkzeuge, woran es dem Kaiſer ſo ſehr fehlte. A. Das wundert mich indeß, daß er auch das Volk nicht mehr gewann, gegen welches er doch ſo popular war. Er ſuchte das Beſte deſſelben ſo entſchie- den! — B. Stieß aber dabei auch das Volk in Manchem ſo vor die Stirn, beleidigte unſchuldige, ja angenehme Vorurtheile deſſelben ſo ſehr, daß der arme Haufe von Pfaffen und andern ſich gegen ſeinen eignen Wohlthaͤter ſelbſt ins Netz jagen ließ. A. Welche unſchuldige Vorurtheile des Volks hat er beleidigt? K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/152
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/152>, abgerufen am 22.11.2024.