1. Die schwarze Farbe der Neger ist nicht wunderba- rer in ihrer Art, als die weiße, braune, gelbe, röthliche andrer Nationen. Weder das Blut, noch das Gehirn, noch der Same der Neger ist schwarz, sondern das Netz un- ter der Oberhaut, das wir alle haben und das auch bei uns, wenigstens an einigen Theilen und unter manchen Umständen mehr oder minder gefärbt ist. Camper hat dies erwiesena) und nach ihm haben wir alle die Anlage, Neger zu werden. Selbst bei den kalten Samojeden ist der Streif um die Brü- ste der Weiber bemerkt worden; der Keim der Negerschwärze konnte in ihrem Klima blos nicht weiter entwickelt werden.
2. Es kommt also nur auf die Ursache an, die ihn hier entwickeln konnte und da zeigt die Analogie sogleich aber- mals, daß Luft und Sonne einen großen Antheil daran ha- ben müssen. Denn was macht uns braun? was unterschei- det beinah in jedem Lande die beiden Geschlechter? was hat die Portugiesischen Stämme, die Jahrhunderte lang in Afri- ka gewohnt haben, den Negern an Farbe so ähnlich ge- macht? ja was unterscheidet in Afrika die Negerstämme selbst so gewaltig? das Klima, im weitesten Verstande des Wortes, so daß auch Lebensart und Nahrungsmittel darunter gehören. Genau in der Gegend, wo der Ostwind über das ganze veste Land hin die größte Hitze bringt, wohnen die schwärzesten
Neger-
a) Siehe Campers kleine Schriften Th. 1. S. 24. u. f.
1. Die ſchwarze Farbe der Neger iſt nicht wunderba- rer in ihrer Art, als die weiße, braune, gelbe, roͤthliche andrer Nationen. Weder das Blut, noch das Gehirn, noch der Same der Neger iſt ſchwarz, ſondern das Netz un- ter der Oberhaut, das wir alle haben und das auch bei uns, wenigſtens an einigen Theilen und unter manchen Umſtaͤnden mehr oder minder gefaͤrbt iſt. Camper hat dies erwieſena) und nach ihm haben wir alle die Anlage, Neger zu werden. Selbſt bei den kalten Samojeden iſt der Streif um die Bruͤ- ſte der Weiber bemerkt worden; der Keim der Negerſchwaͤrze konnte in ihrem Klima blos nicht weiter entwickelt werden.
2. Es kommt alſo nur auf die Urſache an, die ihn hier entwickeln konnte und da zeigt die Analogie ſogleich aber- mals, daß Luft und Sonne einen großen Antheil daran ha- ben muͤſſen. Denn was macht uns braun? was unterſchei- det beinah in jedem Lande die beiden Geſchlechter? was hat die Portugieſiſchen Staͤmme, die Jahrhunderte lang in Afri- ka gewohnt haben, den Negern an Farbe ſo aͤhnlich ge- macht? ja was unterſcheidet in Afrika die Negerſtaͤmme ſelbſt ſo gewaltig? das Klima, im weiteſten Verſtande des Wortes, ſo daß auch Lebensart und Nahrungsmittel darunter gehoͤren. Genau in der Gegend, wo der Oſtwind uͤber das ganze veſte Land hin die groͤßte Hitze bringt, wohnen die ſchwaͤrzeſten
Neger-
a) Siehe Campers kleine Schriften Th. 1. S. 24. u. f.
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1. Die ſchwarze Farbe der Neger iſt nicht wunderba-
rer in ihrer Art, als die weiße, braune, gelbe, roͤthliche
andrer Nationen. Weder das Blut, noch das Gehirn,
noch der Same der Neger iſt ſchwarz, ſondern das Netz un-
ter der Oberhaut, das wir alle haben und das auch bei uns,
wenigſtens an einigen Theilen und unter manchen Umſtaͤnden
mehr oder minder gefaͤrbt iſt. Camper hat dies erwieſen a)
und nach ihm haben wir alle die Anlage, Neger zu werden.
Selbſt bei den kalten Samojeden iſt der Streif um die Bruͤ-
ſte der Weiber bemerkt worden; der Keim der Negerſchwaͤrze
konnte in ihrem Klima blos nicht weiter entwickelt werden.
2. Es kommt alſo nur auf die Urſache an, die ihn hier
entwickeln konnte und da zeigt die Analogie ſogleich aber-
mals, daß Luft und Sonne einen großen Antheil daran ha-
ben muͤſſen. Denn was macht uns braun? was unterſchei-
det beinah in jedem Lande die beiden Geſchlechter? was hat
die Portugieſiſchen Staͤmme, die Jahrhunderte lang in Afri-
ka gewohnt haben, den Negern an Farbe ſo aͤhnlich ge-
macht? ja was unterſcheidet in Afrika die Negerſtaͤmme ſelbſt ſo
gewaltig? das Klima, im weiteſten Verſtande des Wortes,
ſo daß auch Lebensart und Nahrungsmittel darunter gehoͤren.
Genau in der Gegend, wo der Oſtwind uͤber das ganze veſte
Land hin die groͤßte Hitze bringt, wohnen die ſchwaͤrzeſten
Neger-
a) Siehe Campers kleine Schriften Th. 1. S. 24. u. f.
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/54>, abgerufen am 24.11.2024.
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