4. und 8. entstanden, wie nach Eröfnung des Himmels Puanku und die drei Hoangs als Wundergestalten regiert haben, bis erst mit dem ersten Stifter der Gesetze Gin-Hoang, der auf dem Berge Hingma gebohren war und Erd und Wasser in 9. Theile theilte, die menschlichere Geschichte anfinge. Und dennoch geht die Mythologie dieser Art noch viele Geschlechter hinunter; so daß vom Ursprünglichen wohl nichts auf sie zu gründen wäre, als etwa daß sie den Wohnsitz dieser Könige und ihrer Wundergestalten auf die hohen Asiatischen Berge setzt, die für heilig gehalten und mit der ganzen ältesten Fabelsage be- ehrt wurden. Ein großer Berg mitten auf der Erde ist ihnen selbst in den Namen dieser alten Fabelwesen, die sie Könige nennen, sehr gefeiret.
Steigen wir nach Tibet hinauf: so finden wir die Lage- rung der Erde rings um einen höchsten Berg in der Mitte noch ausgezeichneter, da sich die ganze Mythologie dieses geistlichen Reichs darauf gründet. Fürchterlich beschreiben sie seine Höhe und Umfang: Ungeheuer und Riesen sind Wächter an seinem Rande, sieben Meere und sieben Goldberge rings um ihn her. Auf seinem Gipfel wohnen die Lahen und in verschiednen nie- drigern Stuffen andre Wesen. Durch Aeonen von Weltal- tern sanken jene Beschauer des Himmels immer in gröbere Körper, endlich in die Menschengestalt, in der ein häßliches Affen-Paar ihre Eltern waren: auch der Ursprung der Thiere
wird
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4. und 8. entſtanden, wie nach Eroͤfnung des Himmels Puanku und die drei Hoangs als Wundergeſtalten regiert haben, bis erſt mit dem erſten Stifter der Geſetze Gin-Hoang, der auf dem Berge Hingma gebohren war und Erd und Waſſer in 9. Theile theilte, die menſchlichere Geſchichte anfinge. Und dennoch geht die Mythologie dieſer Art noch viele Geſchlechter hinunter; ſo daß vom Urſpruͤnglichen wohl nichts auf ſie zu gruͤnden waͤre, als etwa daß ſie den Wohnſitz dieſer Koͤnige und ihrer Wundergeſtalten auf die hohen Aſiatiſchen Berge ſetzt, die fuͤr heilig gehalten und mit der ganzen aͤlteſten Fabelſage be- ehrt wurden. Ein großer Berg mitten auf der Erde iſt ihnen ſelbſt in den Namen dieſer alten Fabelweſen, die ſie Koͤnige nennen, ſehr gefeiret.
Steigen wir nach Tibet hinauf: ſo finden wir die Lage- rung der Erde rings um einen hoͤchſten Berg in der Mitte noch ausgezeichneter, da ſich die ganze Mythologie dieſes geiſtlichen Reichs darauf gruͤndet. Fuͤrchterlich beſchreiben ſie ſeine Hoͤhe und Umfang: Ungeheuer und Rieſen ſind Waͤchter an ſeinem Rande, ſieben Meere und ſieben Goldberge rings um ihn her. Auf ſeinem Gipfel wohnen die Lahen und in verſchiednen nie- drigern Stuffen andre Weſen. Durch Aeonen von Weltal- tern ſanken jene Beſchauer des Himmels immer in groͤbere Koͤrper, endlich in die Menſchengeſtalt, in der ein haͤßliches Affen-Paar ihre Eltern waren: auch der Urſprung der Thiere
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4. und 8. entſtanden, wie nach Eroͤfnung des Himmels Puanku
und die drei Hoangs als Wundergeſtalten regiert haben, bis
erſt mit dem erſten Stifter der Geſetze Gin-Hoang, der auf
dem Berge Hingma gebohren war und Erd und Waſſer in
9. Theile theilte, die menſchlichere Geſchichte anfinge. Und
dennoch geht die Mythologie dieſer Art noch viele Geſchlechter
hinunter; ſo daß vom Urſpruͤnglichen wohl nichts auf ſie zu
gruͤnden waͤre, als etwa daß ſie den Wohnſitz dieſer Koͤnige
und ihrer Wundergeſtalten auf die hohen Aſiatiſchen Berge ſetzt,
die fuͤr heilig gehalten und mit der ganzen aͤlteſten Fabelſage be-
ehrt wurden. Ein großer Berg mitten auf der Erde iſt ihnen ſelbſt
in den Namen dieſer alten Fabelweſen, die ſie Koͤnige nennen,
ſehr gefeiret.
Steigen wir nach Tibet hinauf: ſo finden wir die Lage-
rung der Erde rings um einen hoͤchſten Berg in der Mitte noch
ausgezeichneter, da ſich die ganze Mythologie dieſes geiſtlichen
Reichs darauf gruͤndet. Fuͤrchterlich beſchreiben ſie ſeine Hoͤhe
und Umfang: Ungeheuer und Rieſen ſind Waͤchter an ſeinem
Rande, ſieben Meere und ſieben Goldberge rings um ihn her.
Auf ſeinem Gipfel wohnen die Lahen und in verſchiednen nie-
drigern Stuffen andre Weſen. Durch Aeonen von Weltal-
tern ſanken jene Beſchauer des Himmels immer in groͤbere
Koͤrper, endlich in die Menſchengeſtalt, in der ein haͤßliches
Affen-Paar ihre Eltern waren: auch der Urſprung der Thiere
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/319>, abgerufen am 25.11.2024.
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