läuftigen Erweise; Denkmale und die Geschichte der Völker sagen es und Goguetsa) Zeugnißführendes Werk ist in aller Händen. Nützliche und schöne Künste hat dieser Welttheil, hie oder da, allenthalben aber nach seinem ausgezeichneten asia- tischen Geschmack frühe getrieben, wie die Ruinen Persepolis und der Jndischen Tempel, die Pyramiden Aegyptens und so viel andre Werke, von denen wir Reste oder Sagen haben, beweisen: fast alle reichen sie weit über die Europäische Cultur hinaus und haben in Afrika und Amerika nichts ihres Gleichen. Die hohe Poesie mehrerer Süd-asiatischen Völker ist weltbe- kanntb) und je älter hinauf, desto mehr erscheint sie in einer Wür- de und Einfalt, die durch sich selbst den Namen der Göttlichen verdienet. Welcher scharfsinnige Gedanke, ja ich möchte sagen, welche dichterische Hypothese ist in eines späten Abendländers Seele gekommen, zu welcher sich nicht der Keim in eines frü- heren Morgenländers Ausspruch oder Einkleidung fände? so- bald nur irgend der Anlaß dazu in seinem Gesichtskreise lag. Der Handel der Asiaten ist der älteste auf der Erde und die wichtigsten Erfindungen darinn sind die ihre. So auch die Astronomie und Zeitrechnung; wer ist, der auch ohne die min- deste Theilnehmung an Bailly's Hypothesen, nicht über die
frühe
a) Vom Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften Lemgo 1770. 4.
b) S. Jones poeseos Asiatic. commentar. edit. Eichhorin. Lps. 1777.
P p 3
laͤuftigen Erweiſe; Denkmale und die Geſchichte der Voͤlker ſagen es und Goguetsa) Zeugnißfuͤhrendes Werk iſt in aller Haͤnden. Nuͤtzliche und ſchoͤne Kuͤnſte hat dieſer Welttheil, hie oder da, allenthalben aber nach ſeinem ausgezeichneten aſia- tiſchen Geſchmack fruͤhe getrieben, wie die Ruinen Perſepolis und der Jndiſchen Tempel, die Pyramiden Aegyptens und ſo viel andre Werke, von denen wir Reſte oder Sagen haben, beweiſen: faſt alle reichen ſie weit uͤber die Europaͤiſche Cultur hinaus und haben in Afrika und Amerika nichts ihres Gleichen. Die hohe Poeſie mehrerer Suͤd-aſiatiſchen Voͤlker iſt weltbe- kanntb) und je aͤlter hinauf, deſto mehr erſcheint ſie in einer Wuͤr- de und Einfalt, die durch ſich ſelbſt den Namen der Goͤttlichen verdienet. Welcher ſcharfſinnige Gedanke, ja ich moͤchte ſagen, welche dichteriſche Hypotheſe iſt in eines ſpaͤten Abendlaͤnders Seele gekommen, zu welcher ſich nicht der Keim in eines fruͤ- heren Morgenlaͤnders Ausſpruch oder Einkleidung faͤnde? ſo- bald nur irgend der Anlaß dazu in ſeinem Geſichtskreiſe lag. Der Handel der Aſiaten iſt der aͤlteſte auf der Erde und die wichtigſten Erfindungen darinn ſind die ihre. So auch die Aſtronomie und Zeitrechnung; wer iſt, der auch ohne die min- deſte Theilnehmung an Bailly's Hypotheſen, nicht uͤber die
fruͤhe
a) Vom Urſprung der Geſetze, Kuͤnſte und Wiſſenſchaften Lemgo 1770. 4.
b) S. Jones poeſeos Aſiatic. commentar. edit. Eichhorin. Lpſ. 1777.
P p 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0313"n="301"/>
laͤuftigen Erweiſe; Denkmale und die Geſchichte der Voͤlker<lb/>ſagen es und <hirendition="#fr">Goguets</hi><noteplace="foot"n="a)">Vom Urſprung der Geſetze, Kuͤnſte und Wiſſenſchaften Lemgo<lb/>
1770. 4.</note> Zeugnißfuͤhrendes Werk iſt in aller<lb/>
Haͤnden. Nuͤtzliche und ſchoͤne Kuͤnſte hat dieſer Welttheil,<lb/>
hie oder da, allenthalben aber nach ſeinem ausgezeichneten aſia-<lb/>
tiſchen Geſchmack fruͤhe getrieben, wie die Ruinen Perſepolis<lb/>
und der Jndiſchen Tempel, die Pyramiden Aegyptens und ſo<lb/>
viel andre Werke, von denen wir Reſte oder Sagen haben,<lb/>
beweiſen: faſt alle reichen ſie weit uͤber die Europaͤiſche Cultur<lb/>
hinaus und haben in Afrika und Amerika nichts ihres Gleichen.<lb/>
Die hohe Poeſie mehrerer Suͤd-aſiatiſchen Voͤlker iſt weltbe-<lb/>
kannt<noteplace="foot"n="b)">S. <hirendition="#aq">Jones poeſeos Aſiatic. commentar. edit. Eichhorin. Lpſ. 1777.</hi></note> und je aͤlter hinauf, deſto mehr erſcheint ſie in einer Wuͤr-<lb/>
de und Einfalt, die durch ſich ſelbſt den Namen der Goͤttlichen<lb/>
verdienet. Welcher ſcharfſinnige Gedanke, ja ich moͤchte ſagen,<lb/>
welche dichteriſche Hypotheſe iſt in eines ſpaͤten Abendlaͤnders<lb/>
Seele gekommen, zu welcher ſich nicht der Keim in eines fruͤ-<lb/>
heren Morgenlaͤnders Ausſpruch oder Einkleidung faͤnde? ſo-<lb/>
bald nur irgend der Anlaß dazu in ſeinem Geſichtskreiſe lag.<lb/>
Der Handel der Aſiaten iſt der aͤlteſte auf der Erde und die<lb/>
wichtigſten Erfindungen darinn ſind die ihre. So auch die<lb/>
Aſtronomie und Zeitrechnung; wer iſt, der auch ohne die min-<lb/>
deſte Theilnehmung an <hirendition="#fr">Bailly's</hi> Hypotheſen, nicht uͤber die<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P p 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">fruͤhe</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[301/0313]
laͤuftigen Erweiſe; Denkmale und die Geſchichte der Voͤlker
ſagen es und Goguets a) Zeugnißfuͤhrendes Werk iſt in aller
Haͤnden. Nuͤtzliche und ſchoͤne Kuͤnſte hat dieſer Welttheil,
hie oder da, allenthalben aber nach ſeinem ausgezeichneten aſia-
tiſchen Geſchmack fruͤhe getrieben, wie die Ruinen Perſepolis
und der Jndiſchen Tempel, die Pyramiden Aegyptens und ſo
viel andre Werke, von denen wir Reſte oder Sagen haben,
beweiſen: faſt alle reichen ſie weit uͤber die Europaͤiſche Cultur
hinaus und haben in Afrika und Amerika nichts ihres Gleichen.
Die hohe Poeſie mehrerer Suͤd-aſiatiſchen Voͤlker iſt weltbe-
kannt b) und je aͤlter hinauf, deſto mehr erſcheint ſie in einer Wuͤr-
de und Einfalt, die durch ſich ſelbſt den Namen der Goͤttlichen
verdienet. Welcher ſcharfſinnige Gedanke, ja ich moͤchte ſagen,
welche dichteriſche Hypotheſe iſt in eines ſpaͤten Abendlaͤnders
Seele gekommen, zu welcher ſich nicht der Keim in eines fruͤ-
heren Morgenlaͤnders Ausſpruch oder Einkleidung faͤnde? ſo-
bald nur irgend der Anlaß dazu in ſeinem Geſichtskreiſe lag.
Der Handel der Aſiaten iſt der aͤlteſte auf der Erde und die
wichtigſten Erfindungen darinn ſind die ihre. So auch die
Aſtronomie und Zeitrechnung; wer iſt, der auch ohne die min-
deſte Theilnehmung an Bailly's Hypotheſen, nicht uͤber die
fruͤhe
a) Vom Urſprung der Geſetze, Kuͤnſte und Wiſſenſchaften Lemgo
1770. 4.
b) S. Jones poeſeos Aſiatic. commentar. edit. Eichhorin. Lpſ. 1777.
P p 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/313>, abgerufen am 15.08.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.