und sein östliches Ende bedecken, häufig und dient daselbst als Last- und Zugvieh. Auch findet es sich auf der uralischen Kette und hat von da aus die nordischen Länder besetzt. Das Ka- meel mit zwei Buckeln findet sich wild in den großen Wüsten zwischen Tibet und China. Das wilde Schwein hält sich in den Wäldern und Morästen des ganzen gemäßigten Asiens auf. Die wilde Katze, von der unsre Hauskatze abstammet, ist bekannt genug. Endlich stammt die Hauptrace unsrer Haus- hunde zuverläßig vom Schakal her; ob ich dieselbe gleich nicht für ganz unverfälscht halte, sondern glaube, daß sie sich vor undenklicher Zeit mit dem gemeinen Wolf, dem Fuchs und selbst mit der Hyäne vermischt habe, welches die ungemeine Verschiedenheit der Gestalt und Größe der Hunde verursacht hat u. f." So Pallas. Und wem ist der Reichthum Asiens, insonderheit seiner mittägigen Länder an Naturproducten unbe- kannt? Es ist als ob um diese erhabenste Höhe der Welt sich nicht nur das breitste, sondern auch das reichste Land gesetzt habe, das von Anfange her die meiste organische Wärme in sich gezogen. Die weisesten Elephanten, die klügsten Affen, die lebhaftesten Thiere nährt Asien; ja vielleicht hat es seines Verfalls ungeachtet, der genetischen Anlage nach, die geistreich- sten und erhabensten Menschen.
Wie aber die andern Welttheile? Daß Europa sowohl an Menschen als Thieren meistens aus Asien besetzt sei und
wahr-
und ſein oͤſtliches Ende bedecken, haͤufig und dient daſelbſt als Laſt- und Zugvieh. Auch findet es ſich auf der uraliſchen Kette und hat von da aus die nordiſchen Laͤnder beſetzt. Das Ka- meel mit zwei Buckeln findet ſich wild in den großen Wuͤſten zwiſchen Tibet und China. Das wilde Schwein haͤlt ſich in den Waͤldern und Moraͤſten des ganzen gemaͤßigten Aſiens auf. Die wilde Katze, von der unſre Hauskatze abſtammet, iſt bekannt genug. Endlich ſtammt die Hauptrace unſrer Haus- hunde zuverlaͤßig vom Schakal her; ob ich dieſelbe gleich nicht fuͤr ganz unverfaͤlſcht halte, ſondern glaube, daß ſie ſich vor undenklicher Zeit mit dem gemeinen Wolf, dem Fuchs und ſelbſt mit der Hyaͤne vermiſcht habe, welches die ungemeine Verſchiedenheit der Geſtalt und Groͤße der Hunde verurſacht hat u. f.„ So Pallas. Und wem iſt der Reichthum Aſiens, inſonderheit ſeiner mittaͤgigen Laͤnder an Naturproducten unbe- kannt? Es iſt als ob um dieſe erhabenſte Hoͤhe der Welt ſich nicht nur das breitſte, ſondern auch das reichſte Land geſetzt habe, das von Anfange her die meiſte organiſche Waͤrme in ſich gezogen. Die weiſeſten Elephanten, die kluͤgſten Affen, die lebhafteſten Thiere naͤhrt Aſien; ja vielleicht hat es ſeines Verfalls ungeachtet, der genetiſchen Anlage nach, die geiſtreich- ſten und erhabenſten Menſchen.
Wie aber die andern Welttheile? Daß Europa ſowohl an Menſchen als Thieren meiſtens aus Aſien beſetzt ſei und
wahr-
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und ſein oͤſtliches Ende bedecken, haͤufig und dient daſelbſt als
Laſt- und Zugvieh. Auch findet es ſich auf der uraliſchen Kette
und hat von da aus die nordiſchen Laͤnder beſetzt. Das Ka-
meel mit zwei Buckeln findet ſich wild in den großen Wuͤſten
zwiſchen Tibet und China. Das wilde Schwein haͤlt ſich in
den Waͤldern und Moraͤſten des ganzen gemaͤßigten Aſiens
auf. Die wilde Katze, von der unſre Hauskatze abſtammet,
iſt bekannt genug. Endlich ſtammt die Hauptrace unſrer Haus-
hunde zuverlaͤßig vom Schakal her; ob ich dieſelbe gleich nicht
fuͤr ganz unverfaͤlſcht halte, ſondern glaube, daß ſie ſich vor
undenklicher Zeit mit dem gemeinen Wolf, dem Fuchs und
ſelbſt mit der Hyaͤne vermiſcht habe, welches die ungemeine
Verſchiedenheit der Geſtalt und Groͤße der Hunde verurſacht
hat u. f.„ So Pallas. Und wem iſt der Reichthum Aſiens,
inſonderheit ſeiner mittaͤgigen Laͤnder an Naturproducten unbe-
kannt? Es iſt als ob um dieſe erhabenſte Hoͤhe der Welt ſich
nicht nur das breitſte, ſondern auch das reichſte Land geſetzt
habe, das von Anfange her die meiſte organiſche Waͤrme in
ſich gezogen. Die weiſeſten Elephanten, die kluͤgſten Affen,
die lebhafteſten Thiere naͤhrt Aſien; ja vielleicht hat es ſeines
Verfalls ungeachtet, der genetiſchen Anlage nach, die geiſtreich-
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Wie aber die andern Welttheile? Daß Europa ſowohl
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/302>, abgerufen am 25.11.2024.
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