rakter mitbrachte und die selbst vom Klima nicht hat bemei- stert werden können, doch im Ganzen seiner Bildung ein Nordländer. Die Tungusenc), die südlicher wohnen, ähneln schon dem mongolischen Völkerstamm, von dem sie dennoch in Sprache und Geschlecht so getrennt sind, wie der Samojede und Ostiak von den Lappen und Grönländern: ihr Körper wird wohlgewachsen und geschlanker, ihr Auge auf mongolische Art klein, die Lippe dünn, das Haar wei- cher; das Gesicht indessen behält noch seine platte Nordbil- dung. Ein gleiches ists mit den Jakuten und Jukagiren, die in die Tatarische, wie jene in die mongolische Bildung überzugehen scheinen, ja mit den tatarischen Stämmen selbst. Am schwarzen und kaspischen Meer, am Kaukasus und Ural, also zum Theil in den gemäßigtsten Erdstrichen der Welt geht die Bildung der Tataren ins Schönere über. Jhre Gestalt wird schlank und hager: der Kopf zieht sich aus der plumpen Ründe in ein schöneres Oval: die Farbe wird frisch: wohlgegliedert und trocken tritt die Nase hervor: das Auge wird lebhaft, das Haar dunkelbraun, der Gang munter:
die
c) S. über alle diese Nationen Georgi Beschreib. der Nat. des ruß. Reichs, Pallas, des ältern Gmelins Reisen u. f. Aus Pallas Reisen und Georgi's Bemerkungen sind die Merk- würdigkeiten der verschiednen Völker herausgehoben und be- sonders herausgegeben, Frkf. u. Leipz. 1773-77.
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rakter mitbrachte und die ſelbſt vom Klima nicht hat bemei- ſtert werden koͤnnen, doch im Ganzen ſeiner Bildung ein Nordlaͤnder. Die Tunguſenc), die ſuͤdlicher wohnen, aͤhneln ſchon dem mongoliſchen Voͤlkerſtamm, von dem ſie dennoch in Sprache und Geſchlecht ſo getrennt ſind, wie der Samojede und Oſtiak von den Lappen und Groͤnlaͤndern: ihr Koͤrper wird wohlgewachſen und geſchlanker, ihr Auge auf mongoliſche Art klein, die Lippe duͤnn, das Haar wei- cher; das Geſicht indeſſen behaͤlt noch ſeine platte Nordbil- dung. Ein gleiches iſts mit den Jakuten und Jukagiren, die in die Tatariſche, wie jene in die mongoliſche Bildung uͤberzugehen ſcheinen, ja mit den tatariſchen Staͤmmen ſelbſt. Am ſchwarzen und kaſpiſchen Meer, am Kaukaſus und Ural, alſo zum Theil in den gemaͤßigtſten Erdſtrichen der Welt geht die Bildung der Tataren ins Schoͤnere uͤber. Jhre Geſtalt wird ſchlank und hager: der Kopf zieht ſich aus der plumpen Ruͤnde in ein ſchoͤneres Oval: die Farbe wird friſch: wohlgegliedert und trocken tritt die Naſe hervor: das Auge wird lebhaft, das Haar dunkelbraun, der Gang munter:
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c) S. uͤber alle dieſe Nationen Georgi Beſchreib. der Nat. des ruß. Reichs, Pallas, des aͤltern Gmelins Reiſen u. f. Aus Pallas Reiſen und Georgi's Bemerkungen ſind die Merk- wuͤrdigkeiten der verſchiednen Voͤlker herausgehoben und be- ſonders herausgegeben, Frkf. u. Leipz. 1773‒77.
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rakter mitbrachte und die ſelbſt vom Klima nicht hat bemei-
ſtert werden koͤnnen, doch im Ganzen ſeiner Bildung ein
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aͤhneln ſchon dem mongoliſchen Voͤlkerſtamm, von dem ſie
dennoch in Sprache und Geſchlecht ſo getrennt ſind, wie
der Samojede und Oſtiak von den Lappen und Groͤnlaͤndern:
ihr Koͤrper wird wohlgewachſen und geſchlanker, ihr Auge
auf mongoliſche Art klein, die Lippe duͤnn, das Haar wei-
cher; das Geſicht indeſſen behaͤlt noch ſeine platte Nordbil-
dung. Ein gleiches iſts mit den Jakuten und Jukagiren,
die in die Tatariſche, wie jene in die mongoliſche Bildung
uͤberzugehen ſcheinen, ja mit den tatariſchen Staͤmmen ſelbſt.
Am ſchwarzen und kaſpiſchen Meer, am Kaukaſus und Ural,
alſo zum Theil in den gemaͤßigtſten Erdſtrichen der Welt
geht die Bildung der Tataren ins Schoͤnere uͤber. Jhre
Geſtalt wird ſchlank und hager: der Kopf zieht ſich aus der
plumpen Ruͤnde in ein ſchoͤneres Oval: die Farbe wird friſch:
wohlgegliedert und trocken tritt die Naſe hervor: das Auge
wird lebhaft, das Haar dunkelbraun, der Gang munter:
die
c) S. uͤber alle dieſe Nationen Georgi Beſchreib. der Nat. des
ruß. Reichs, Pallas, des aͤltern Gmelins Reiſen u. f. Aus
Pallas Reiſen und Georgi's Bemerkungen ſind die Merk-
wuͤrdigkeiten der verſchiednen Voͤlker herausgehoben und be-
ſonders herausgegeben, Frkf. u. Leipz. 1773‒77.
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/25>, abgerufen am 16.07.2024.
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