wenn man diese leicht beweglichen, listigen, alles-unternehmen- den Geschöpfe nicht einschränkte. Von manchen tyrannischen Gebräuchen giebt man keine Ursache an, als daß durch dies oder jenes Betragen die Weiber sich ehemals selbst ein so hartes Gesetz verdient und die Männer, ihrer Sicherheit und Ruhe wegen, dazu gezwungen hätten. So erklärt man z. B. den unmenschlichen Gebrauch in Jndien, das Verbrennen der Wei- ber mit ihren Männern: das Leben des Mannes, sagt man, sei ohne dieses fürchterliche Gegenmittel ihres eignen mit ihm aufzuopfernden Lebens nicht sicher gewesen; und beinah ließe sich, wenn man von der verschlagnen Lüsternheit der Weiber in diesen Ländern, von den zauberischen Reizen der Tänzerin- nen in Jndien, von den Kabalen der Harems unter Türken und Persern lieset, etwas von der Art glauben. Die Männer nämlich waren zu unvermögend, den leichten Zunder, den ihre Ueppigkeit zusammenbrachte, vor Funken zu bewahren, aber auch zu schwach und läßig, den unermäßlichen Knäuel zarter, weiblicher Fähigkeiten und Anschläge zu bessern Zwecken zu entwickeln; als üppig-schwache Barbaren also schafften sie sich auf eine barbarische Art Ruhe und unterdrückten die mit Ge- walt, deren List sie mit Verstand nicht zu überwinden vermoch- ten. Man lese, was Morgenländer und Griechen über das Weib gesagt haben und man wird Materialien finden, sich ihr befremdendes Schicksal in den meisten Gegenden heißer Kli-
mate
wenn man dieſe leicht beweglichen, liſtigen, alles-unternehmen- den Geſchoͤpfe nicht einſchraͤnkte. Von manchen tyranniſchen Gebraͤuchen giebt man keine Urſache an, als daß durch dies oder jenes Betragen die Weiber ſich ehemals ſelbſt ein ſo hartes Geſetz verdient und die Maͤnner, ihrer Sicherheit und Ruhe wegen, dazu gezwungen haͤtten. So erklaͤrt man z. B. den unmenſchlichen Gebrauch in Jndien, das Verbrennen der Wei- ber mit ihren Maͤnnern: das Leben des Mannes, ſagt man, ſei ohne dieſes fuͤrchterliche Gegenmittel ihres eignen mit ihm aufzuopfernden Lebens nicht ſicher geweſen; und beinah ließe ſich, wenn man von der verſchlagnen Luͤſternheit der Weiber in dieſen Laͤndern, von den zauberiſchen Reizen der Taͤnzerin- nen in Jndien, von den Kabalen der Harems unter Tuͤrken und Perſern lieſet, etwas von der Art glauben. Die Maͤnner naͤmlich waren zu unvermoͤgend, den leichten Zunder, den ihre Ueppigkeit zuſammenbrachte, vor Funken zu bewahren, aber auch zu ſchwach und laͤßig, den unermaͤßlichen Knaͤuel zarter, weiblicher Faͤhigkeiten und Anſchlaͤge zu beſſern Zwecken zu entwickeln; als uͤppig-ſchwache Barbaren alſo ſchafften ſie ſich auf eine barbariſche Art Ruhe und unterdruͤckten die mit Ge- walt, deren Liſt ſie mit Verſtand nicht zu uͤberwinden vermoch- ten. Man leſe, was Morgenlaͤnder und Griechen uͤber das Weib geſagt haben und man wird Materialien finden, ſich ihr befremdendes Schickſal in den meiſten Gegenden heißer Kli-
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wenn man dieſe leicht beweglichen, liſtigen, alles-unternehmen-
den Geſchoͤpfe nicht einſchraͤnkte. Von manchen tyranniſchen
Gebraͤuchen giebt man keine Urſache an, als daß durch dies
oder jenes Betragen die Weiber ſich ehemals ſelbſt ein ſo hartes
Geſetz verdient und die Maͤnner, ihrer Sicherheit und Ruhe
wegen, dazu gezwungen haͤtten. So erklaͤrt man z. B. den
unmenſchlichen Gebrauch in Jndien, das Verbrennen der Wei-
ber mit ihren Maͤnnern: das Leben des Mannes, ſagt man,
ſei ohne dieſes fuͤrchterliche Gegenmittel ihres eignen mit ihm
aufzuopfernden Lebens nicht ſicher geweſen; und beinah ließe
ſich, wenn man von der verſchlagnen Luͤſternheit der Weiber
in dieſen Laͤndern, von den zauberiſchen Reizen der Taͤnzerin-
nen in Jndien, von den Kabalen der Harems unter Tuͤrken
und Perſern lieſet, etwas von der Art glauben. Die Maͤnner
naͤmlich waren zu unvermoͤgend, den leichten Zunder, den ihre
Ueppigkeit zuſammenbrachte, vor Funken zu bewahren, aber
auch zu ſchwach und laͤßig, den unermaͤßlichen Knaͤuel zarter,
weiblicher Faͤhigkeiten und Anſchlaͤge zu beſſern Zwecken zu
entwickeln; als uͤppig-ſchwache Barbaren alſo ſchafften ſie ſich
auf eine barbariſche Art Ruhe und unterdruͤckten die mit Ge-
walt, deren Liſt ſie mit Verſtand nicht zu uͤberwinden vermoch-
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/194>, abgerufen am 24.11.2024.
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