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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.

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Unsterblichkeit auf. Da sind Wohnungen, Welten und
Räume --

Jn voller Jugend glänzen sie
Da schon Jahrtausende vergangen:
Der Zeiten Wechsel raubet nie
Das Licht von ihren Wangen.
Hier aber unter unserm Blick
Verfällt, vergeht, verschwindet alles:
Der Erde Pracht, der Erde Glück
Droht eine Zeit des Falles.

Sie selbst wird nicht mehr seyn, wenn du noch seyn
wirst und in andern Wohnplätzen und Organisationen Gott
und seine Schöpfung geniessest. Du hast auf ihr viel Gutes
genossen. Du gelangtest auf ihr zu der Organisation, in der
du als ein Sohn des Himmels um dich her und über dich
schauen lerntest. Suche sie also vergnügt zu verlassen und
segne ihr als der Aue nach, wo du als ein Kind der Unsterb-
lichkeit spieltest und als der Schule nach, wo du durch Leid
und Freude zum Mannesalter erzogen wurdest. Du hast
weiter kein Anrecht an sie: sie hat kein Anrecht an dich: mit
dem Hut der Freiheit gekrönt und mit dem Gurt des Him-
mels gegürtet, setze frölich deinen Wanderstab weiter.


Wie
P p

Unſterblichkeit auf. Da ſind Wohnungen, Welten und
Raͤume —

Jn voller Jugend glaͤnzen ſie
Da ſchon Jahrtauſende vergangen:
Der Zeiten Wechſel raubet nie
Das Licht von ihren Wangen.
Hier aber unter unſerm Blick
Verfaͤllt, vergeht, verſchwindet alles:
Der Erde Pracht, der Erde Gluͤck
Droht eine Zeit des Falles.

Sie ſelbſt wird nicht mehr ſeyn, wenn du noch ſeyn
wirſt und in andern Wohnplaͤtzen und Organiſationen Gott
und ſeine Schoͤpfung genieſſeſt. Du haſt auf ihr viel Gutes
genoſſen. Du gelangteſt auf ihr zu der Organiſation, in der
du als ein Sohn des Himmels um dich her und uͤber dich
ſchauen lernteſt. Suche ſie alſo vergnuͤgt zu verlaſſen und
ſegne ihr als der Aue nach, wo du als ein Kind der Unſterb-
lichkeit ſpielteſt und als der Schule nach, wo du durch Leid
und Freude zum Mannesalter erzogen wurdeſt. Du haſt
weiter kein Anrecht an ſie: ſie hat kein Anrecht an dich: mit
dem Hut der Freiheit gekroͤnt und mit dem Gurt des Him-
mels geguͤrtet, ſetze froͤlich deinen Wanderſtab weiter.


Wie
P p
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[317[297]/0319] Unſterblichkeit auf. Da ſind Wohnungen, Welten und Raͤume — Jn voller Jugend glaͤnzen ſie Da ſchon Jahrtauſende vergangen: Der Zeiten Wechſel raubet nie Das Licht von ihren Wangen. Hier aber unter unſerm Blick Verfaͤllt, vergeht, verſchwindet alles: Der Erde Pracht, der Erde Gluͤck Droht eine Zeit des Falles. Sie ſelbſt wird nicht mehr ſeyn, wenn du noch ſeyn wirſt und in andern Wohnplaͤtzen und Organiſationen Gott und ſeine Schoͤpfung genieſſeſt. Du haſt auf ihr viel Gutes genoſſen. Du gelangteſt auf ihr zu der Organiſation, in der du als ein Sohn des Himmels um dich her und uͤber dich ſchauen lernteſt. Suche ſie alſo vergnuͤgt zu verlaſſen und ſegne ihr als der Aue nach, wo du als ein Kind der Unſterb- lichkeit ſpielteſt und als der Schule nach, wo du durch Leid und Freude zum Mannesalter erzogen wurdeſt. Du haſt weiter kein Anrecht an ſie: ſie hat kein Anrecht an dich: mit dem Hut der Freiheit gekroͤnt und mit dem Gurt des Him- mels geguͤrtet, ſetze froͤlich deinen Wanderſtab weiter. Wie P p

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 317[297]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/319>, abgerufen am 23.11.2024.