Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.und Kunstwerken eine wahre Künstlerin sei, eine in dieser Or- 5. Bei den Thieren von kaltem Blut ist noch diesel- 6. Selbst
und Kunſtwerken eine wahre Kuͤnſtlerin ſei, eine in dieſer Or- 5. Bei den Thieren von kaltem Blut iſt noch dieſel- 6. Selbſt
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und Kunſtwerken eine wahre Kuͤnſtlerin ſei, eine in dieſer Or-
ganiſation wirkende kleine Weltſeele.
5. Bei den Thieren von kaltem Blut iſt noch dieſel-
be Uebermacht des Reizes ſichtbar. Lange und heftig
regt ſich die Schildkroͤte noch nachdem ſie ihr Haupt verloh-
ren; der abgeriſſene Kopf einer Natter biß nach 3. 8. 12
Tagen toͤdlich. Der zuſammengezogne Kinnbacken eines
todten Krokodills konnte einem Unvorſichtigen den Finger ab-
beißen; ſo wie unter den Jnſekten der ausgeriſſene Stachel
einer Biene zu ſtechen ſtrebet. — Siehe den Froſch in ſei-
ner Begattung; Fuͤße und Glieder koͤnnen ihm abgeriſſen
werden, ehe er von ſeinem Gegenſtande ablaͤßt. Siehe den
gequaͤlten Salamander; Haͤnde, Finger, Fuͤße, Schenkel
kann er verlieren und er erſtattet ſie ſich wieder. So groß
und wenn ich ſagen darf ſo allgnugſam ſind die organiſchen
Lebenskraͤfte in dieſen Thieren von kaltem Blut, und kurz,
je roher ein Geſchoͤpf iſt, d. i. je minder die organiſche Macht
ſeiner Reize und Muskeln zu feinen Nervenkraͤften hinauf-
gelaͤutert und einem groͤßern Gehirn untergeordnet worden;
deſto mehr zeigen ſie ſich in einer verbreiteten, das Leben hal-
tenden oder erſtattenden organiſchen Allmacht.
6. Selbſt
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/144>, abgerufen am 16.02.2025. |