beigegangen; du theiltest dich ihm ganz mit, so ganz, wie es dich in seiner Organisation fassen konnte. Jedes deiner Werke machtest du Eins und vollkommen und nur sich selbst gleich. Du arbeitetest es von innen heraus und wo du ver- sagen mustest, erstattetest du, wie die Mutter aller Dinge er- statten konnte. -- Lasset uns einige dieser abgewogenen Verhältnisse der verschiednen wirkenden Kräfte in mancherlei Organisationen bemerken; wir bahnen uns damit den Weg zum physiologischen Standort des Menschen.
1. Die Pflanze ist zur Vegetation und Fruchtbrin- gung da: ein untergeordneter Zweck, wie es uns scheint; aber im Ganzen der Schöpfung zu jedem andern die Grund- lage. Jhn also vollführt sie ganz und wirkt um so unabläs- siger auf denselben, je weniger sie in andre Zwecke vertheilt ist. Wo sie kann, ist sie im ganzen Keim da und treibt neue Schößlinge und Knospen: ein Zweig vom Baume stellet den ganzen Baum dar. Wir rufen also sogleich Einen der vori- gen Sätze hier zu Hülfe und haben das Recht, nach aller Analogie der Natur zu sagen: wo Wirkung ist, muß Kraft, wo neues Leben ist, muß ein Principium des neuen Lebens seyn und in jedem Pflanzenartigen Geschöpf muß dieses sich in der größesten Wirksamkeit finden. Die Theo-
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beigegangen; du theilteſt dich ihm ganz mit, ſo ganz, wie es dich in ſeiner Organiſation faſſen konnte. Jedes deiner Werke machteſt du Eins und vollkommen und nur ſich ſelbſt gleich. Du arbeiteteſt es von innen heraus und wo du ver- ſagen muſteſt, erſtatteteſt du, wie die Mutter aller Dinge er- ſtatten konnte. — Laſſet uns einige dieſer abgewogenen Verhaͤltniſſe der verſchiednen wirkenden Kraͤfte in mancherlei Organiſationen bemerken; wir bahnen uns damit den Weg zum phyſiologiſchen Standort des Menſchen.
1. Die Pflanze iſt zur Vegetation und Fruchtbrin- gung da: ein untergeordneter Zweck, wie es uns ſcheint; aber im Ganzen der Schoͤpfung zu jedem andern die Grund- lage. Jhn alſo vollfuͤhrt ſie ganz und wirkt um ſo unablaͤſ- ſiger auf denſelben, je weniger ſie in andre Zwecke vertheilt iſt. Wo ſie kann, iſt ſie im ganzen Keim da und treibt neue Schoͤßlinge und Knoſpen: ein Zweig vom Baume ſtellet den ganzen Baum dar. Wir rufen alſo ſogleich Einen der vori- gen Saͤtze hier zu Huͤlfe und haben das Recht, nach aller Analogie der Natur zu ſagen: wo Wirkung iſt, muß Kraft, wo neues Leben iſt, muß ein Principium des neuen Lebens ſeyn und in jedem Pflanzenartigen Geſchoͤpf muß dieſes ſich in der groͤßeſten Wirkſamkeit finden. Die Theo-
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beigegangen; du theilteſt dich ihm ganz mit, ſo ganz, wie
es dich in ſeiner Organiſation faſſen konnte. Jedes deiner
Werke machteſt du Eins und vollkommen und nur ſich ſelbſt
gleich. Du arbeiteteſt es von innen heraus und wo du ver-
ſagen muſteſt, erſtatteteſt du, wie die Mutter aller Dinge er-
ſtatten konnte. — Laſſet uns einige dieſer abgewogenen
Verhaͤltniſſe der verſchiednen wirkenden Kraͤfte in mancherlei
Organiſationen bemerken; wir bahnen uns damit den Weg
zum phyſiologiſchen Standort des Menſchen.
1. Die Pflanze iſt zur Vegetation und Fruchtbrin-
gung da: ein untergeordneter Zweck, wie es uns ſcheint;
aber im Ganzen der Schoͤpfung zu jedem andern die Grund-
lage. Jhn alſo vollfuͤhrt ſie ganz und wirkt um ſo unablaͤſ-
ſiger auf denſelben, je weniger ſie in andre Zwecke vertheilt
iſt. Wo ſie kann, iſt ſie im ganzen Keim da und treibt neue
Schoͤßlinge und Knoſpen: ein Zweig vom Baume ſtellet den
ganzen Baum dar. Wir rufen alſo ſogleich Einen der vori-
gen Saͤtze hier zu Huͤlfe und haben das Recht, nach aller
Analogie der Natur zu ſagen: wo Wirkung iſt, muß Kraft,
wo neues Leben iſt, muß ein Principium des neuen
Lebens ſeyn und in jedem Pflanzenartigen Geſchoͤpf muß
dieſes ſich in der groͤßeſten Wirkſamkeit finden. Die Theo-
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/139>, abgerufen am 22.11.2024.
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