Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.den Augen zu nehmen, oder höchstens das Es ist von Griechenland aus, da man die sen,
den Augen zu nehmen, oder hoͤchſtens das Es iſt von Griechenland aus, da man die ſen,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0079" n="75"/> den Augen zu nehmen, oder hoͤchſtens das<lb/> Bild beſſer zu ſtellen habe, ohne im minde-<lb/> ſten etwas im Auge oder im Bilde zu aͤndern:<lb/> ſo kann vielleicht meine Zeit, oder ein Zufall<lb/> gar ſchuld ſeyn, daß ich auf den Punkt ge-<lb/> troffen, darauf ich den Leſer nun feſt halte,<lb/> „hier ſtehe! oder du ſieheſt nichts als Karri-<lb/> „katur!„ Wenn wir den groſſen Knaul der<lb/> Gelehrſamkeit denn nur immer auf- und ab-<lb/> winden ſolten, ohne je mit ihm weiter zu kom-<lb/> men — welches traurige Schickſal um dies<lb/> hoͤlliſche Weben!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Es iſt von Griechenland aus, da man die<lb/> Woͤrter <hi rendition="#fr">Drama, Tragoͤdie, Komoͤdie</hi><lb/> geerbet, und ſo wie die Letternkultur des<lb/> menſchlichen Geſchlechts auf einen ſchmalen<lb/> Striche des Erdbodens den Weg nur durch<lb/><hi rendition="#fr">die Tradition</hi> genommen, ſo iſt in dem<lb/> Schooſſe und mit der Sprache dieſer, natuͤr-<lb/> lich auch ein gewiſſer Regelnvorrath uͤberall<lb/> mitgekommen, der von der Lehre unzertrenn-<lb/> lich ſchien. Da die Bildung eines Kindes<lb/> doch unmoͤglich durch Vernunft geſchehen<lb/> kann und geſchieht; ſondern durch Anſehen,<lb/> Eindruck, Goͤttlichkeit des Beyſpiels und der<lb/> Gewohnheit: ſo ſind ganze Nationen in Al-<lb/> lem, was ſie lernen, noch weit mehr Kinder.<lb/> Der Kern wuͤrde ohne Schlaube nicht wach-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſen,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0079]
den Augen zu nehmen, oder hoͤchſtens das
Bild beſſer zu ſtellen habe, ohne im minde-
ſten etwas im Auge oder im Bilde zu aͤndern:
ſo kann vielleicht meine Zeit, oder ein Zufall
gar ſchuld ſeyn, daß ich auf den Punkt ge-
troffen, darauf ich den Leſer nun feſt halte,
„hier ſtehe! oder du ſieheſt nichts als Karri-
„katur!„ Wenn wir den groſſen Knaul der
Gelehrſamkeit denn nur immer auf- und ab-
winden ſolten, ohne je mit ihm weiter zu kom-
men — welches traurige Schickſal um dies
hoͤlliſche Weben!
Es iſt von Griechenland aus, da man die
Woͤrter Drama, Tragoͤdie, Komoͤdie
geerbet, und ſo wie die Letternkultur des
menſchlichen Geſchlechts auf einen ſchmalen
Striche des Erdbodens den Weg nur durch
die Tradition genommen, ſo iſt in dem
Schooſſe und mit der Sprache dieſer, natuͤr-
lich auch ein gewiſſer Regelnvorrath uͤberall
mitgekommen, der von der Lehre unzertrenn-
lich ſchien. Da die Bildung eines Kindes
doch unmoͤglich durch Vernunft geſchehen
kann und geſchieht; ſondern durch Anſehen,
Eindruck, Goͤttlichkeit des Beyſpiels und der
Gewohnheit: ſo ſind ganze Nationen in Al-
lem, was ſie lernen, noch weit mehr Kinder.
Der Kern wuͤrde ohne Schlaube nicht wach-
ſen,
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