Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.Eben dieser Fehler fällt auch bey allen sar
Eben dieſer Fehler faͤllt auch bey allen ſar
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0162" n="158"/> <p>Eben dieſer Fehler faͤllt auch bey allen<lb/> wunderlichen kleinen gothiſchen Zierrathen,<lb/> die die Witterung allein ſchon verdirbt, und<lb/> bey den Statuͤen, die uͤber den obern Fenſter-<lb/> bogen, wie in der Luft haͤngen, in das Au-<lb/> ge. Der einzige Werth, den man dieſen Ge-<lb/> baͤuden noch zugeſtehn koͤnnte, wuͤrde in ih-<lb/> rer ungeheuren Groͤſſe, in der Weite der<lb/> Boͤgen, im Verbauen der Ribben der Schiffe<lb/> und in den guten Verhaͤltniſſen der vornehm-<lb/> ſten Glieder der Pfeiler, Saͤulen und Logen<lb/> beſtehn: die Saͤulenweiten ſind hingegen ins-<lb/> gemein zu groß, ſo wie man Beyſpiele in den<lb/><hi rendition="#aq">remplis diaſtylis</hi> der Alten antrift, als im<lb/> Tempel des Apoll und der Diana. Jn dem<lb/> Dome zu Mayland verdient noch der Fußbo-<lb/> den und die Vorderſeite vieles Lob. Sie iſt<lb/> von Pellegrini gezeichnet und vom H. Karl<lb/> genehmigt worden; der Kardinal Friedrich<lb/> hat angefangen, ſie unter des Baſſo Aufſicht<lb/> bauen zu laſſen. Pellegrini hat dabey gerade<lb/> das Mittel zwiſchen der gothiſchen und grie-<lb/> chiſchen Manier getroffen; eben ſo wie Vig-<lb/> nola und Julio Romano die Vorderſeite zu<lb/> St. Petron zu Bologna und Bramante zu<lb/> Certoſa zu Padua gezeichnet hatten. Mit<lb/> dieſen Gruͤnden laſſen ſich die verſchiedenen<lb/> Urtheile der Baumeiſter und Reiſenden uͤber<lb/> dieſes erſtaunliche Gebaͤude vereinigen. Caͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſar</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0162]
Eben dieſer Fehler faͤllt auch bey allen
wunderlichen kleinen gothiſchen Zierrathen,
die die Witterung allein ſchon verdirbt, und
bey den Statuͤen, die uͤber den obern Fenſter-
bogen, wie in der Luft haͤngen, in das Au-
ge. Der einzige Werth, den man dieſen Ge-
baͤuden noch zugeſtehn koͤnnte, wuͤrde in ih-
rer ungeheuren Groͤſſe, in der Weite der
Boͤgen, im Verbauen der Ribben der Schiffe
und in den guten Verhaͤltniſſen der vornehm-
ſten Glieder der Pfeiler, Saͤulen und Logen
beſtehn: die Saͤulenweiten ſind hingegen ins-
gemein zu groß, ſo wie man Beyſpiele in den
remplis diaſtylis der Alten antrift, als im
Tempel des Apoll und der Diana. Jn dem
Dome zu Mayland verdient noch der Fußbo-
den und die Vorderſeite vieles Lob. Sie iſt
von Pellegrini gezeichnet und vom H. Karl
genehmigt worden; der Kardinal Friedrich
hat angefangen, ſie unter des Baſſo Aufſicht
bauen zu laſſen. Pellegrini hat dabey gerade
das Mittel zwiſchen der gothiſchen und grie-
chiſchen Manier getroffen; eben ſo wie Vig-
nola und Julio Romano die Vorderſeite zu
St. Petron zu Bologna und Bramante zu
Certoſa zu Padua gezeichnet hatten. Mit
dieſen Gruͤnden laſſen ſich die verſchiedenen
Urtheile der Baumeiſter und Reiſenden uͤber
dieſes erſtaunliche Gebaͤude vereinigen. Caͤ-
ſar
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