Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.den Boden der Kirche zu erhöhen, und schief Cäsar Cäsarini mißbilligt die Jdee, ein ley
den Boden der Kirche zu erhoͤhen, und ſchief Caͤſar Caͤſarini mißbilligt die Jdee, ein ley
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="156"/> den Boden der Kirche zu erhoͤhen, und ſchief<lb/> und abhaͤngend zu machen. Auch waren ſie<lb/> wider die Jdee von einem unterirdiſchen Tem-<lb/> pel, der an Geſtalt, Ordnung und Diſpoſi-<lb/> tion dem uͤbrigen nicht entſpraͤche, ſondern<lb/> kralsrund ſeyn und acht Kolonnen Doriſcher<lb/> Ordnung nahe gegen den Mittelpunkt zu, von<lb/> den Kolonnen aber bis zum Umfange einen<lb/> Raum, der eben ſo breit als hoch waͤre, ha-<lb/> ben ſollte. Baſſo war unſtreitig ein vortref-<lb/> licher Architeckt. Er hat in Mayland unge-<lb/> meine Gebaͤude und beſonders die St. Lorenz-<lb/> kirche hinterlaſſen. Dieſe wird man gewiß<lb/> jederzeit mit Erſtaunen betrachten, ob ſie<lb/> gleich auch nicht ohne alle Fehler iſt, als<lb/> z. B. daß die Kuppel acht ungleiche Seiten<lb/> hat. Die gothiſchen Kuppeln ſind in dieſem<lb/> Stuͤcke meiſtens fehlerhaft, ſie ſind ordinair<lb/> achtwinkligt und ruhen auf einer quadrati-<lb/> ſchen Baſe von vier Gewoͤlben, daher kor-<lb/> reſpondiren auch die acht Winkel des Achtecks<lb/> mit dem leeren Raum der vier untern Ge-<lb/> woͤlbeboͤgen und die Fenſteroͤfnungen mit den<lb/> Tafeln der Saͤulen.</p><lb/> <p>Caͤſar Caͤſarini mißbilligt die Jdee, ein<lb/> Oktogon auf ein Quadrat zu ſetzen, gaͤnzlich.<lb/> (ſ. die Anmerk. zu Vitruvs erſtem Buche,<lb/> 2ten Abſchn.) Der Jngenieur Buſka hat<lb/> daruͤber bereits 1597 in einer Schrift aller-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ley</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [156/0160]
den Boden der Kirche zu erhoͤhen, und ſchief
und abhaͤngend zu machen. Auch waren ſie
wider die Jdee von einem unterirdiſchen Tem-
pel, der an Geſtalt, Ordnung und Diſpoſi-
tion dem uͤbrigen nicht entſpraͤche, ſondern
kralsrund ſeyn und acht Kolonnen Doriſcher
Ordnung nahe gegen den Mittelpunkt zu, von
den Kolonnen aber bis zum Umfange einen
Raum, der eben ſo breit als hoch waͤre, ha-
ben ſollte. Baſſo war unſtreitig ein vortref-
licher Architeckt. Er hat in Mayland unge-
meine Gebaͤude und beſonders die St. Lorenz-
kirche hinterlaſſen. Dieſe wird man gewiß
jederzeit mit Erſtaunen betrachten, ob ſie
gleich auch nicht ohne alle Fehler iſt, als
z. B. daß die Kuppel acht ungleiche Seiten
hat. Die gothiſchen Kuppeln ſind in dieſem
Stuͤcke meiſtens fehlerhaft, ſie ſind ordinair
achtwinkligt und ruhen auf einer quadrati-
ſchen Baſe von vier Gewoͤlben, daher kor-
reſpondiren auch die acht Winkel des Achtecks
mit dem leeren Raum der vier untern Ge-
woͤlbeboͤgen und die Fenſteroͤfnungen mit den
Tafeln der Saͤulen.
Caͤſar Caͤſarini mißbilligt die Jdee, ein
Oktogon auf ein Quadrat zu ſetzen, gaͤnzlich.
(ſ. die Anmerk. zu Vitruvs erſtem Buche,
2ten Abſchn.) Der Jngenieur Buſka hat
daruͤber bereits 1597 in einer Schrift aller-
ley
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