und Diener. Es liefert ihm sein Merkwort ins Buch seiner Herrschaft, wie einen Tribut, damit er sich bei diesem Namen seiner erinnere, es künf- tig rufe und genieße. Jch frage, ob je diese Wahrheit: "eben der Verstand, durch den der "Mensch über die Natur herrschet, war der Va- "ter einer lebendigen Sprache, die er aus Tönen "schallender Wesen zu Merkmalen der Unterschei- "dung sich abzog!" Jch frage, ob je diese trokne Wahrheit auf morgenländische Weise edler und schöner könne gesagt werden, als "Gott führte "die Thiere zu ihm, daß er sähe, wie er sie nen- "nete! und wie er sie nennen würde, so sollten "sie heißen!" Wo kann es auf morgenländische, poetische Weise bestimmter gesagt werden: der Mensch erfand sich selbst Sprache! -- aus Tönen lebender Natur! -- zu Merkmalen seines herr- schenden Verstandes! -- und das ist, was ich beweise.
Hätte Engel oder himmlischer Geist die Spra- che erfunden: wie anders als daß ihr ganzer Bau ein Abdruck von der Denkart dieses Geistes seyn müßte? Denn woran könnte ich ein Bild von
einem
und Diener. Es liefert ihm ſein Merkwort ins Buch ſeiner Herrſchaft, wie einen Tribut, damit er ſich bei dieſem Namen ſeiner erinnere, es kuͤnf- tig rufe und genieße. Jch frage, ob je dieſe Wahrheit: „eben der Verſtand, durch den der „Menſch uͤber die Natur herrſchet, war der Va- „ter einer lebendigen Sprache, die er aus Toͤnen „ſchallender Weſen zu Merkmalen der Unterſchei- „dung ſich abzog!„ Jch frage, ob je dieſe trokne Wahrheit auf morgenlaͤndiſche Weiſe edler und ſchoͤner koͤnne geſagt werden, als „Gott fuͤhrte „die Thiere zu ihm, daß er ſaͤhe, wie er ſie nen- „nete! und wie er ſie nennen wuͤrde, ſo ſollten „ſie heißen!„ Wo kann es auf morgenlaͤndiſche, poetiſche Weiſe beſtimmter geſagt werden: der Menſch erfand ſich ſelbſt Sprache! — aus Toͤnen lebender Natur! — zu Merkmalen ſeines herr- ſchenden Verſtandes! — und das iſt, was ich beweiſe.
Haͤtte Engel oder himmliſcher Geiſt die Spra- che erfunden: wie anders als daß ihr ganzer Bau ein Abdruck von der Denkart dieſes Geiſtes ſeyn muͤßte? Denn woran koͤnnte ich ein Bild von
einem
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und Diener. Es liefert ihm ſein Merkwort ins
Buch ſeiner Herrſchaft, wie einen Tribut, damit
er ſich bei dieſem Namen ſeiner erinnere, es kuͤnf-
tig rufe und genieße. Jch frage, ob je dieſe
Wahrheit: „eben der Verſtand, durch den der
„Menſch uͤber die Natur herrſchet, war der Va-
„ter einer lebendigen Sprache, die er aus Toͤnen
„ſchallender Weſen zu Merkmalen der Unterſchei-
„dung ſich abzog!„ Jch frage, ob je dieſe trokne
Wahrheit auf morgenlaͤndiſche Weiſe edler und
ſchoͤner koͤnne geſagt werden, als „Gott fuͤhrte
„die Thiere zu ihm, daß er ſaͤhe, wie er ſie nen-
„nete! und wie er ſie nennen wuͤrde, ſo ſollten
„ſie heißen!„ Wo kann es auf morgenlaͤndiſche,
poetiſche Weiſe beſtimmter geſagt werden: der
Menſch erfand ſich ſelbſt Sprache! — aus Toͤnen
lebender Natur! — zu Merkmalen ſeines herr-
ſchenden Verſtandes! — und das iſt, was ich
beweiſe.
Haͤtte Engel oder himmliſcher Geiſt die Spra-
che erfunden: wie anders als daß ihr ganzer Bau
ein Abdruck von der Denkart dieſes Geiſtes ſeyn
muͤßte? Denn woran koͤnnte ich ein Bild von
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Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_abhandlung_1772/85>, abgerufen am 22.07.2024.
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