mußte -- welcher Ourang-Outang aber hat je mit allen menschlichen Sprachwerkzeugen ein Ein- ziges menschliches Wort gesprochen?
Es giebt freilich noch Negerbrüder in Europa, die da sagen "ja vielleicht -- wenn er nur sprechen wollte! -- oder in Umständen käme! -- -- oder "könnte!" -- - - Könnte! das wäre wohl das beste, denn die beiden vorigen Wenn sind durch die Thiergeschichte gnugsam wiederlegt- und durch die Werkzeuge wird, wie gesagt, bei ihm das Kön- nen nicht aufgehalten! Er hat einen Kopf von aussen und innen, wie wir; hat er aber je gere- det? Papagei und Staar haben gnug menschliche Schälle gelernt; aber auch ein menschliches Wort gedacht? -- Ueberhaupt gehen uns hier noch die äussern Schälle der Worte nicht an; wir reden von der innern, nothwendigen Genesis eines Worts, als das Merkmal einer deutlichen Besin- nung -- wenn aber hat das je eine Thierart, auf welche Weise es sei, geäußert? Abgemerkt mußte dieser Faden der Gedanken, dieser Discours der Seele, immer werden können, er äußere sich, wie
er
mußte — welcher Ourang-Outang aber hat je mit allen menſchlichen Sprachwerkzeugen ein Ein- ziges menſchliches Wort geſprochen?
Es giebt freilich noch Negerbruͤder in Europa, die da ſagen „ja vielleicht — wenn er nur ſprechen wollte! — oder in Umſtaͤnden kaͤme! — — oder „koͤnnte!„ — ‒ ‒ Koͤnnte! das waͤre wohl das beſte, denn die beiden vorigen Wenn ſind durch die Thiergeſchichte gnugſam wiederlegt- und durch die Werkzeuge wird, wie geſagt, bei ihm das Koͤn- nen nicht aufgehalten! Er hat einen Kopf von auſſen und innen, wie wir; hat er aber je gere- det? Papagei und Staar haben gnug menſchliche Schaͤlle gelernt; aber auch ein menſchliches Wort gedacht? — Ueberhaupt gehen uns hier noch die aͤuſſern Schaͤlle der Worte nicht an; wir reden von der innern, nothwendigen Geneſis eines Worts, als das Merkmal einer deutlichen Beſin- nung — wenn aber hat das je eine Thierart, auf welche Weiſe es ſei, geaͤußert? Abgemerkt mußte dieſer Faden der Gedanken, dieſer Diſcours der Seele, immer werden koͤnnen, er aͤußere ſich, wie
er
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mußte — welcher Ourang-Outang aber hat je
mit allen menſchlichen Sprachwerkzeugen ein Ein-
ziges menſchliches Wort geſprochen?
Es giebt freilich noch Negerbruͤder in Europa,
die da ſagen „ja vielleicht — wenn er nur ſprechen
wollte! — oder in Umſtaͤnden kaͤme! — — oder
„koͤnnte!„ — ‒ ‒ Koͤnnte! das waͤre wohl das
beſte, denn die beiden vorigen Wenn ſind durch
die Thiergeſchichte gnugſam wiederlegt- und durch
die Werkzeuge wird, wie geſagt, bei ihm das Koͤn-
nen nicht aufgehalten! Er hat einen Kopf von
auſſen und innen, wie wir; hat er aber je gere-
det? Papagei und Staar haben gnug menſchliche
Schaͤlle gelernt; aber auch ein menſchliches Wort
gedacht? — Ueberhaupt gehen uns hier noch die
aͤuſſern Schaͤlle der Worte nicht an; wir reden
von der innern, nothwendigen Geneſis eines
Worts, als das Merkmal einer deutlichen Beſin-
nung — wenn aber hat das je eine Thierart, auf
welche Weiſe es ſei, geaͤußert? Abgemerkt mußte
dieſer Faden der Gedanken, dieſer Diſcours der
Seele, immer werden koͤnnen, er aͤußere ſich, wie
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Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_abhandlung_1772/76>, abgerufen am 22.07.2024.
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