Träumen wecken und beleben, und denen er seine Nächte wacht: sie sinds, deren Namen seine Be- gleiter in Schwüren und Gesängen nennen: sie sinds, denen man die Gefangnen in allen Mar- tern weihet, und sie sinds auch gegentheils, die den gemarterten in seinen Gesängen und Todeslie- dern stärken. "Verewigter Familienhaß" ist also die Ursache ihrer Kriege, ihrer so eifersüchtigen Abtrennungen in Völker, die oft kaum nur Fami- lien gleichen, und nach aller Wahrscheinlichkeit auch der "völligen Unterschiede ihrer Gebräu- "che und Sprachen."
Eine morgenländische Urkunde über die Tren- nung der Sprachen*) (die ich hier nur als ein poetisches Fragment zur Archäologie der Völkerge- schichte betrachte) bestätigt durch eine sehr dichte- rische Erzählung, was so viel Nationen aller Welttheile durch ihr Beispiel bestätigen. "Nicht "allmählig verwandelten sich die Sprachen," wie sie der Philosoph durch Wanderungen vervielfäl- tigt; "die Völker vereinigten sich, sagt das Poem,
"zu
*) 1. Mos. 11.
Traͤumen wecken und beleben, und denen er ſeine Naͤchte wacht: ſie ſinds, deren Namen ſeine Be- gleiter in Schwuͤren und Geſaͤngen nennen: ſie ſinds, denen man die Gefangnen in allen Mar- tern weihet, und ſie ſinds auch gegentheils, die den gemarterten in ſeinen Geſaͤngen und Todeslie- dern ſtaͤrken. „Verewigter Familienhaß„ iſt alſo die Urſache ihrer Kriege, ihrer ſo eiferſuͤchtigen Abtrennungen in Voͤlker, die oft kaum nur Fami- lien gleichen, und nach aller Wahrſcheinlichkeit auch der „voͤlligen Unterſchiede ihrer Gebraͤu- „che und Sprachen.„
Eine morgenlaͤndiſche Urkunde uͤber die Tren- nung der Sprachen*) (die ich hier nur als ein poetiſches Fragment zur Archaͤologie der Voͤlkerge- ſchichte betrachte) beſtaͤtigt durch eine ſehr dichte- riſche Erzaͤhlung, was ſo viel Nationen aller Welttheile durch ihr Beiſpiel beſtaͤtigen. „Nicht „allmaͤhlig verwandelten ſich die Sprachen,„ wie ſie der Philoſoph durch Wanderungen vervielfaͤl- tigt; „die Voͤlker vereinigten ſich, ſagt das Poem,
„zu
*) 1. Moſ. 11.
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Traͤumen wecken und beleben, und denen er ſeine
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ſinds, denen man die Gefangnen in allen Mar-
tern weihet, und ſie ſinds auch gegentheils, die
den gemarterten in ſeinen Geſaͤngen und Todeslie-
dern ſtaͤrken. „Verewigter Familienhaß„ iſt
alſo die Urſache ihrer Kriege, ihrer ſo eiferſuͤchtigen
Abtrennungen in Voͤlker, die oft kaum nur Fami-
lien gleichen, und nach aller Wahrſcheinlichkeit
auch der „voͤlligen Unterſchiede ihrer Gebraͤu-
„che und Sprachen.„
Eine morgenlaͤndiſche Urkunde uͤber die Tren-
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poetiſches Fragment zur Archaͤologie der Voͤlkerge-
ſchichte betrachte) beſtaͤtigt durch eine ſehr dichte-
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Welttheile durch ihr Beiſpiel beſtaͤtigen. „Nicht
„allmaͤhlig verwandelten ſich die Sprachen,„ wie
ſie der Philoſoph durch Wanderungen vervielfaͤl-
tigt; „die Voͤlker vereinigten ſich, ſagt das Poem,
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*) 1. Moſ. 11.
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Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_abhandlung_1772/206>, abgerufen am 22.07.2024.
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