den er frühe aus einer Gefahr riß, den er mit der größten Mühwaltung erzog, der ihm in Unter- richt und Bildung das meiste kostete. Und so weiß auch "im Ganzen des Geschlechts die Natur "aus der Schwachheit Stärke zu machen." Eben deswegen kommt der Mensch so schwach, so dürftig, so verlassen, von dem Unterricht der Na- tur, so ganz ohne Fertigkeiten und Talente auf die Welt, wie kein Thier, damit er, wie kein Thier, "eine Erziehung genieße, und das "menschliche Geschlecht, wie kein Thiergeschlecht, "ein innigverbundenes Ganze werde!"
Die jungen Enten entschlupfen der Henne, die sie ausgebrütet, und hören, vergnügt in dem Elemente plätschernd, in das sie der Ruf der müt- terlichen Natur hinzog, die warnende rufende Stimme ihrer Stiefmutter nicht, die am Ufer jammert. So würde es das Menschenkind auch machen, wenn es mit dem Jnstinkt der Ente auf die Welt käme. Jeder Vogel bringt die Ge- schiklichkeit Nester zu bauen, aus seinem Ei, und nimmt sie auch, ohne fortzupflanzen, in sein
Grab
den er fruͤhe aus einer Gefahr riß, den er mit der groͤßten Muͤhwaltung erzog, der ihm in Unter- richt und Bildung das meiſte koſtete. Und ſo weiß auch „im Ganzen des Geſchlechts die Natur „aus der Schwachheit Staͤrke zu machen.„ Eben deswegen kommt der Menſch ſo ſchwach, ſo duͤrftig, ſo verlaſſen, von dem Unterricht der Na- tur, ſo ganz ohne Fertigkeiten und Talente auf die Welt, wie kein Thier, damit er, wie kein Thier, „eine Erziehung genieße, und das „menſchliche Geſchlecht, wie kein Thiergeſchlecht, „ein innigverbundenes Ganze werde!„
Die jungen Enten entſchlupfen der Henne, die ſie ausgebruͤtet, und hoͤren, vergnuͤgt in dem Elemente plaͤtſchernd, in das ſie der Ruf der muͤt- terlichen Natur hinzog, die warnende rufende Stimme ihrer Stiefmutter nicht, die am Ufer jammert. So wuͤrde es das Menſchenkind auch machen, wenn es mit dem Jnſtinkt der Ente auf die Welt kaͤme. Jeder Vogel bringt die Ge- ſchiklichkeit Neſter zu bauen, aus ſeinem Ei, und nimmt ſie auch, ohne fortzupflanzen, in ſein
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den er fruͤhe aus einer Gefahr riß, den er mit
der groͤßten Muͤhwaltung erzog, der ihm in Unter-
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auch „im Ganzen des Geſchlechts die Natur
„aus der Schwachheit Staͤrke zu machen.„
Eben deswegen kommt der Menſch ſo ſchwach, ſo
duͤrftig, ſo verlaſſen, von dem Unterricht der Na-
tur, ſo ganz ohne Fertigkeiten und Talente auf
die Welt, wie kein Thier, damit er, wie kein
Thier, „eine Erziehung genieße, und das
„menſchliche Geſchlecht, wie kein Thiergeſchlecht,
„ein innigverbundenes Ganze werde!„
Die jungen Enten entſchlupfen der Henne,
die ſie ausgebruͤtet, und hoͤren, vergnuͤgt in dem
Elemente plaͤtſchernd, in das ſie der Ruf der muͤt-
terlichen Natur hinzog, die warnende rufende
Stimme ihrer Stiefmutter nicht, die am Ufer
jammert. So wuͤrde es das Menſchenkind auch
machen, wenn es mit dem Jnſtinkt der Ente auf
die Welt kaͤme. Jeder Vogel bringt die Ge-
ſchiklichkeit Neſter zu bauen, aus ſeinem Ei, und
nimmt ſie auch, ohne fortzupflanzen, in ſein
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Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_abhandlung_1772/180>, abgerufen am 22.07.2024.
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