"haben eine doppelte Conjugation, Eine für sich "und Eine, die sich auf andre Dinge beziehet. "Die dritten Personen haben die beiden Geschlech- "ter. Was die Tempora anbetrift, findet man "die feinen Unterschiede, die man z. E. im Grie- "chischen bemerket; ja wenn man die Erzählung "einer Reise thun will, so drükt man sich verschie- "den aus, wenn man sie zu Lande und zu Wasser "gethan hat. Die Activa vervielfältigen sich so "oft als es Sachen giebt, die unter das Thun "kommen: das Wort Essen verändert sich mit je- "der eßbaren Sache. Das Thun einer beseelten "Sache wird anders ausgedrükt: als einer un- "beseelten. Sich seines und des Eigenthums des- "sen bedienen, mit dem man redet, hat zweierlei "Ausdruck u. s. w." Man denke sich alle diese Vielheit von Verbis, Modis, Temporibus, Per- sonen, Zuständen, Geschlechtern u. s. w. welche Mühe und Kunst, das einigermaßen unter ein- ander zu bringen? Aus dem was ganz Wörterbuch war, einigermaßen Grammatik zu machen? -- Des P. Leri Grammatik der Topinambuer in Brasilien zeigt eben dasselbe! -- denn "wie
das
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„haben eine doppelte Conjugation, Eine fuͤr ſich „und Eine, die ſich auf andre Dinge beziehet. „Die dritten Perſonen haben die beiden Geſchlech- „ter. Was die Tempora anbetrift, findet man „die feinen Unterſchiede, die man z. E. im Grie- „chiſchen bemerket; ja wenn man die Erzaͤhlung „einer Reiſe thun will, ſo druͤkt man ſich verſchie- „den aus, wenn man ſie zu Lande und zu Waſſer „gethan hat. Die Activa vervielfaͤltigen ſich ſo „oft als es Sachen giebt, die unter das Thun „kommen: das Wort Eſſen veraͤndert ſich mit je- „der eßbaren Sache. Das Thun einer beſeelten „Sache wird anders ausgedruͤkt: als einer un- „beſeelten. Sich ſeines und des Eigenthums deſ- „ſen bedienen, mit dem man redet, hat zweierlei „Ausdruck u. ſ. w.„ Man denke ſich alle dieſe Vielheit von Verbis, Modis, Temporibus, Per- ſonen, Zuſtaͤnden, Geſchlechtern u. ſ. w. welche Muͤhe und Kunſt, das einigermaßen unter ein- ander zu bringen? Aus dem was ganz Woͤrterbuch war, einigermaßen Grammatik zu machen? — Des P. Leri Grammatik der Topinambuer in Braſilien zeigt eben daſſelbe! — denn „wie
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„haben eine doppelte Conjugation, Eine fuͤr ſich
„und Eine, die ſich auf andre Dinge beziehet.
„Die dritten Perſonen haben die beiden Geſchlech-
„ter. Was die Tempora anbetrift, findet man
„die feinen Unterſchiede, die man z. E. im Grie-
„chiſchen bemerket; ja wenn man die Erzaͤhlung
„einer Reiſe thun will, ſo druͤkt man ſich verſchie-
„den aus, wenn man ſie zu Lande und zu Waſſer
„gethan hat. Die Activa vervielfaͤltigen ſich ſo
„oft als es Sachen giebt, die unter das Thun
„kommen: das Wort Eſſen veraͤndert ſich mit je-
„der eßbaren Sache. Das Thun einer beſeelten
„Sache wird anders ausgedruͤkt: als einer un-
„beſeelten. Sich ſeines und des Eigenthums deſ-
„ſen bedienen, mit dem man redet, hat zweierlei
„Ausdruck u. ſ. w.„ Man denke ſich alle dieſe
Vielheit von Verbis, Modis, Temporibus, Per-
ſonen, Zuſtaͤnden, Geſchlechtern u. ſ. w. welche
Muͤhe und Kunſt, das einigermaßen unter ein-
ander zu bringen? Aus dem was ganz Woͤrterbuch
war, einigermaßen Grammatik zu machen? —
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Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_abhandlung_1772/137>, abgerufen am 11.02.2025.
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