Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.Sinn unaufhörlich in unendlich hoher Potenz thätig seyn
C. Reihenformen. 75. Raum und Zeit sind die Gegenstande einer sehr Minder deutlich, aber dennoch unvermeidlich, wird die Sinn unaufhörlich in unendlich hoher Potenz thätig seyn
C. Reihenformen. 75. Raum und Zeit sind die Gegenstande einer sehr Minder deutlich, aber dennoch unvermeidlich, wird die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0067" n="69"/> Sinn unaufhörlich in unendlich hoher Potenz thätig seyn<lb/> müßte. Jn Leibnitzens Lehre hing aber die Behauptung<lb/> der bewußtlosen Vorstellungen mit seinem metaphysischen<lb/> Begriffe von der Substanz zusammen. Jn <hi rendition="#g">Poleys</hi> Ueber-<lb/> setzung des Lockischen Werks über den menschlichen Verstand<lb/> findet sich S. 89 das Nöthigste hierüber beyeinander.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#g">C. Reihenformen.</hi> </head><lb/> <p>75. Raum und Zeit sind die Gegenstande einer sehr<lb/> falschen Lehre geworden, indem man sie für die eigenthüm-<lb/> lichen, einzigen, unabhängig von einander vorhandenen <hi rendition="#g">For-<lb/> men der Sinnlichkeit</hi> angesehen hat. Der Raum ist<lb/> vielmehr die einzige völlig ausgearbeitete Reihenform; er<lb/> wird vorzüglich bey Gelegenheit der Gesichts-<lb/> und Gefühls-<lb/> Empfindungen producirt; ist aber hierauf gar nicht einge-<lb/> schränkt, sondern eine ganz ahnliche Art von Production<lb/> geschieht bey manchen andern Veranlassungen, entweder voll-<lb/> ständig, oder <hi rendition="#g">innerhalb gewisser Grenzen</hi>; entweder<lb/> deutlich gedacht, oder undeutlich; manchmal mit charakteristi-<lb/> schen Nebenstimmungen, welche verursachen, daß man die<lb/> damit behaftete Reihenform von dem Raume unterscheidet.<lb/> Eine solche ist die <hi rendition="#g">Zeit</hi>. Eine andre ist die <hi rendition="#g">Zahl</hi>. Eine<lb/> dritte ist der <hi rendition="#g">Grad</hi>, oder die intensive Größe.</p><lb/> <p>Minder deutlich, aber dennoch unvermeidlich, wird die<lb/> Reihenform producirt bey der <hi rendition="#g">Zusammenstellung der<lb/> gleichartigen Empfindungen nach der Möglich-<lb/> keit des Uebergangs aus einer in die andre</hi>. Da-<lb/> her die <hi rendition="#g">Tonlinie</hi>. (Wohl zu unterscheiden von der <hi rendition="#g">Ton-<lb/> leiter</hi>, die auf ästhetischen Bestimmungen beruht.) Jhr<lb/> ähnlich würde die <hi rendition="#g">Farbenfläche</hi> zwischen den drey Haupt-<lb/> farben Gelb, Roth und Blau seyn, wenn man sicher wüßte,<lb/> ob sich alle Farben auf jene drey, verbunden mit dem Grad-<lb/> unterschiede zwischen hell und dunkel (vielleicht weiß und<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0067]
Sinn unaufhörlich in unendlich hoher Potenz thätig seyn
müßte. Jn Leibnitzens Lehre hing aber die Behauptung
der bewußtlosen Vorstellungen mit seinem metaphysischen
Begriffe von der Substanz zusammen. Jn Poleys Ueber-
setzung des Lockischen Werks über den menschlichen Verstand
findet sich S. 89 das Nöthigste hierüber beyeinander.
C. Reihenformen.
75. Raum und Zeit sind die Gegenstande einer sehr
falschen Lehre geworden, indem man sie für die eigenthüm-
lichen, einzigen, unabhängig von einander vorhandenen For-
men der Sinnlichkeit angesehen hat. Der Raum ist
vielmehr die einzige völlig ausgearbeitete Reihenform; er
wird vorzüglich bey Gelegenheit der Gesichts-
und Gefühls-
Empfindungen producirt; ist aber hierauf gar nicht einge-
schränkt, sondern eine ganz ahnliche Art von Production
geschieht bey manchen andern Veranlassungen, entweder voll-
ständig, oder innerhalb gewisser Grenzen; entweder
deutlich gedacht, oder undeutlich; manchmal mit charakteristi-
schen Nebenstimmungen, welche verursachen, daß man die
damit behaftete Reihenform von dem Raume unterscheidet.
Eine solche ist die Zeit. Eine andre ist die Zahl. Eine
dritte ist der Grad, oder die intensive Größe.
Minder deutlich, aber dennoch unvermeidlich, wird die
Reihenform producirt bey der Zusammenstellung der
gleichartigen Empfindungen nach der Möglich-
keit des Uebergangs aus einer in die andre. Da-
her die Tonlinie. (Wohl zu unterscheiden von der Ton-
leiter, die auf ästhetischen Bestimmungen beruht.) Jhr
ähnlich würde die Farbenfläche zwischen den drey Haupt-
farben Gelb, Roth und Blau seyn, wenn man sicher wüßte,
ob sich alle Farben auf jene drey, verbunden mit dem Grad-
unterschiede zwischen hell und dunkel (vielleicht weiß und
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