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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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kleinern Theil von a ins Bewußtsein zu bringen. So
geschieht es, wenn wir an irgend etwas aus der Mitte einer
uns bekannten Reihe erinnert werden; das vorhergehende
stellt sich auf einmal, in abgestufter Klarheit dar;
das nachfolgende hingegen läuft in unsern Gedanken
ab
, wie die Reihenfolge es mit sich bringt. Aber niemals
läuft die Reihe rückwärts, niemals entsteht, ohne geflissent-
liches Bemühen, ein Anagramm aus einem wohl aufgefaßten
Worte*)

30. Mehrere Reihen können sich kreuzen, z. B. A, b,
c, d, e,
und a, b, g, d, e wo c in beyden Reihen vor-
kommt. Wird nun c allein reproducirt, so strebt es sowohl
d und e, als d und e hervorzurufen. Kommt aber b hinzu, so
tritt entschieden die erste Reihe hervor, wegen der zusammen-
wirkenden Hülsen von b und c. Doch haben die Gegensätze
unter den Gliedern der beyden Reihen hiebey Einfluß.

Man bemerke, daß nach dem hier gegebenen einfachen
Typus sehr verwickelte und mannigfaltige psychologische Er-
eignisse sich richten können. Das nämliche c kann in vielen
hundert Reihen als gemeinschaftlicher Durchschnittspunct ent-
halten seyn; wegen der mannigfaltigen Gegensätze in diesen
Reihen wird es keine derselben merklich heben können, aber
sobald b und a als nähere Bestimmungen des c
hinzukommen, wird die Unentschiedenheit verschwinden und
die erste obige Reihe wirklich ablaufen.

34. Das bisherige beruht auf der vorausgesetzten Ver-
schiedenheit der Reste r, r', r'', u. s. w. (28). Allein damit
dieselbe etwas wirken könne, muß die Vorstellung, der diese
Reste angehören, weit genug im Bewußtseyn hervortreten.


*) Psychologie §. 88 -- 91. Die dortige Untersuchung ist in An-
sehung des Zurücksinkens der frühern Glieder noch
mangelhaft. Doch lassen sich die neuern Verbesserungen hier
nicht anzeigen.

kleinern Theil von a ins Bewußtsein zu bringen. So
geschieht es, wenn wir an irgend etwas aus der Mitte einer
uns bekannten Reihe erinnert werden; das vorhergehende
stellt sich auf einmal, in abgestufter Klarheit dar;
das nachfolgende hingegen läuft in unsern Gedanken
ab
, wie die Reihenfolge es mit sich bringt. Aber niemals
läuft die Reihe rückwärts, niemals entsteht, ohne geflissent-
liches Bemühen, ein Anagramm aus einem wohl aufgefaßten
Worte*)

30. Mehrere Reihen können sich kreuzen, z. B. A, b,
c, d, e,
und α, β, γ, δ, ε wo c in beyden Reihen vor-
kommt. Wird nun c allein reproducirt, so strebt es sowohl
d und e, als δ und ε hervorzurufen. Kommt aber b hinzu, so
tritt entschieden die erste Reihe hervor, wegen der zusammen-
wirkenden Hülsen von b und c. Doch haben die Gegensätze
unter den Gliedern der beyden Reihen hiebey Einfluß.

Man bemerke, daß nach dem hier gegebenen einfachen
Typus sehr verwickelte und mannigfaltige psychologische Er-
eignisse sich richten können. Das nämliche c kann in vielen
hundert Reihen als gemeinschaftlicher Durchschnittspunct ent-
halten seyn; wegen der mannigfaltigen Gegensätze in diesen
Reihen wird es keine derselben merklich heben können, aber
sobald b und a als nähere Bestimmungen des c
hinzukommen, wird die Unentschiedenheit verschwinden und
die erste obige Reihe wirklich ablaufen.

34. Das bisherige beruht auf der vorausgesetzten Ver-
schiedenheit der Reste r, r‘, r‘‘, u. s. w. (28). Allein damit
dieselbe etwas wirken könne, muß die Vorstellung, der diese
Reste angehören, weit genug im Bewußtseyn hervortreten.


*) Psychologie §. 88 — 91. Die dortige Untersuchung ist in An-
sehung des Zurücksinkens der frühern Glieder noch
mangelhaft. Doch lassen sich die neuern Verbesserungen hier
nicht anzeigen.
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[24/0032] kleinern Theil von a ins Bewußtsein zu bringen. So geschieht es, wenn wir an irgend etwas aus der Mitte einer uns bekannten Reihe erinnert werden; das vorhergehende stellt sich auf einmal, in abgestufter Klarheit dar; das nachfolgende hingegen läuft in unsern Gedanken ab, wie die Reihenfolge es mit sich bringt. Aber niemals läuft die Reihe rückwärts, niemals entsteht, ohne geflissent- liches Bemühen, ein Anagramm aus einem wohl aufgefaßten Worte *) 30. Mehrere Reihen können sich kreuzen, z. B. A, b, c, d, e, und α, β, γ, δ, ε wo c in beyden Reihen vor- kommt. Wird nun c allein reproducirt, so strebt es sowohl d und e, als δ und ε hervorzurufen. Kommt aber b hinzu, so tritt entschieden die erste Reihe hervor, wegen der zusammen- wirkenden Hülsen von b und c. Doch haben die Gegensätze unter den Gliedern der beyden Reihen hiebey Einfluß. Man bemerke, daß nach dem hier gegebenen einfachen Typus sehr verwickelte und mannigfaltige psychologische Er- eignisse sich richten können. Das nämliche c kann in vielen hundert Reihen als gemeinschaftlicher Durchschnittspunct ent- halten seyn; wegen der mannigfaltigen Gegensätze in diesen Reihen wird es keine derselben merklich heben können, aber sobald b und a als nähere Bestimmungen des c hinzukommen, wird die Unentschiedenheit verschwinden und die erste obige Reihe wirklich ablaufen. 34. Das bisherige beruht auf der vorausgesetzten Ver- schiedenheit der Reste r, r‘, r‘‘, u. s. w. (28). Allein damit dieselbe etwas wirken könne, muß die Vorstellung, der diese Reste angehören, weit genug im Bewußtseyn hervortreten. *) Psychologie §. 88 — 91. Die dortige Untersuchung ist in An- sehung des Zurücksinkens der frühern Glieder noch mangelhaft. Doch lassen sich die neuern Verbesserungen hier nicht anzeigen.

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/32>, abgerufen am 11.12.2024.