Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.gerade auf der Schwelle des Bewußtseyns stehn zu können, Anmerkung. Der Ausdruck: eine Vorstellung
17. Unter den höchst mannigfaltigen und größten- Während die Hemmungssumme sinkt, ist Hieraus erkennt man den ganzen Verlauf des Sinkens Anmerkung. Jn mathematischen Ausdrücken ergiebt gerade auf der Schwelle des Bewußtseyns stehn zu können, Anmerkung. Der Ausdruck: eine Vorstellung
17. Unter den höchst mannigfaltigen und größten- Während die Hemmungssumme sinkt, ist Hieraus erkennt man den ganzen Verlauf des Sinkens Anmerkung. Jn mathematischen Ausdrücken ergiebt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0021" n="13"/> gerade auf der Schwelle des Bewußtseyns <hi rendition="#g">stehn</hi> zu können,<lb/> so daß sie beym geringsten Nachgeben des Hindernisses so-<lb/> gleich anfangen würde, in ein wirkliches Vorstellen über-<lb/> zugehn.</p> <p><hi rendition="#g">Anmerkung</hi>. Der Ausdruck: <hi rendition="#g">eine Vorstellung<lb/> ist im Bewußtseyn</hi>, muß unterschieden werden von dem:<lb/><hi rendition="#g">ich bin mir meiner Vorstellung bewußt</hi>. Zu dem<lb/> letztern gehört innere Wahrnehmung, zum erstern nicht.<lb/> Man bedarf in der Psychologie durchaus eines Worts, <hi rendition="#g">das<lb/> die Gesammtheit alles gleichzeitigen wirklichen<lb/> Vorstellens</hi> bezeichne. Dafür findet sich kein anderes,<lb/> als das Wort <hi rendition="#g">Bewußtseyn</hi>. Man wird sich hier einen<lb/> erweiterten Sprachgebrauch müssen gefallen lassen, um so<lb/> mehr, da die innere Wahrnehmung, welche man sonst zum<lb/> Bewußtseyn erfordert, keine veste Gränze hat, wo sie an-<lb/> fängt und aufhört; und da überdies der Actus des Wahr-<lb/> nehmens selbst nicht wahrgenommen wird, so daß man die-<lb/> sen, weil man <hi rendition="#g">sich seiner</hi> nicht bewußt ist, auch von <hi rendition="#g">dem<lb/> Bewußtseyn</hi> ausschließen müßte, obgleich er ein actives<lb/> Wissen, und keinesweges eine gehemmte Vorstellung ist.</p><lb/> <p>17. Unter den höchst mannigfaltigen und größten-<lb/> theils sehr verwickelten Bewegungs -<lb/> Gesetzen der Vorstellun-<lb/> gen ist folgendes das einfachste:</p><lb/> <p> <hi rendition="#g">Während die Hemmungssumme sinkt, ist<lb/> dem noch ungehemmten Quantum derselben in<lb/> jedem Augenblicke das Sinkende proportional.</hi> </p><lb/> <p>Hieraus erkennt man den ganzen Verlauf des Sinkens<lb/> bis zum statischen Puncte.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Anmerkung</hi>. Jn mathematischen Ausdrücken ergiebt<lb/> sich daraus das Gesetz: σ=S (<hi rendition="#k">i</hi>-e<hi rendition="#sup">-t</hi>), wo S die Hem-<lb/> mungssumme, t die abgelausene Zeit, σ das in dieser Zeit<lb/> von sämmtlichen Vorstellungen gehemmte bedeutet. Jndem<lb/> man das letztere auf die einzelnen Vorstellungen vertheilt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0021]
gerade auf der Schwelle des Bewußtseyns stehn zu können,
so daß sie beym geringsten Nachgeben des Hindernisses so-
gleich anfangen würde, in ein wirkliches Vorstellen über-
zugehn.
Anmerkung. Der Ausdruck: eine Vorstellung
ist im Bewußtseyn, muß unterschieden werden von dem:
ich bin mir meiner Vorstellung bewußt. Zu dem
letztern gehört innere Wahrnehmung, zum erstern nicht.
Man bedarf in der Psychologie durchaus eines Worts, das
die Gesammtheit alles gleichzeitigen wirklichen
Vorstellens bezeichne. Dafür findet sich kein anderes,
als das Wort Bewußtseyn. Man wird sich hier einen
erweiterten Sprachgebrauch müssen gefallen lassen, um so
mehr, da die innere Wahrnehmung, welche man sonst zum
Bewußtseyn erfordert, keine veste Gränze hat, wo sie an-
fängt und aufhört; und da überdies der Actus des Wahr-
nehmens selbst nicht wahrgenommen wird, so daß man die-
sen, weil man sich seiner nicht bewußt ist, auch von dem
Bewußtseyn ausschließen müßte, obgleich er ein actives
Wissen, und keinesweges eine gehemmte Vorstellung ist.
17. Unter den höchst mannigfaltigen und größten-
theils sehr verwickelten Bewegungs -
Gesetzen der Vorstellun-
gen ist folgendes das einfachste:
Während die Hemmungssumme sinkt, ist
dem noch ungehemmten Quantum derselben in
jedem Augenblicke das Sinkende proportional.
Hieraus erkennt man den ganzen Verlauf des Sinkens
bis zum statischen Puncte.
Anmerkung. Jn mathematischen Ausdrücken ergiebt
sich daraus das Gesetz: σ=S (i-e-t), wo S die Hem-
mungssumme, t die abgelausene Zeit, σ das in dieser Zeit
von sämmtlichen Vorstellungen gehemmte bedeutet. Jndem
man das letztere auf die einzelnen Vorstellungen vertheilt,
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