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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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die verschiedenen Vorstellungs-Massen ab. Jede neue Um-
gebung, vollends jede neue Lebenslage bringt ihre eigene,
von den übrigen zwar nicht ganz, aber großentheils geson-
derte Masse. Bey weitem nicht immer entsteht unter die-
sen Massen das rechte, zur Selbstbeherrschung nöthige Ver-
hältniß. Hier hat der Unterricht, und die ganze absichtliche
Ausbildung, eine große Aufgabe. Allein zunächst werden
wir nicht die innere Wechselwirkung der Vorstellungsmas-
sen unter einander, sondern das äußere Verhältniß des Men-
schen zu seiner Umgebung in Betracht ziehn.

218. Die Außenwelt, in wiefern sie zur Aufregung
des geistigen Lebens beyträgt, betrachten wir hier als die
Sphäre des Handelns und als den Sitz der Hinder-
nisse desselben, nachdem oben schon der Reiz, den neue
Wahrnehmungen hervorbringen, ist erwogen worden. Jetzt
muß zuvörderst der Zusammenhang zwischen Vorstellen,
Handeln, Begehren, Wollen
(die Worte stehn ab-
sichtlich in dieser Ordnung) genauer als zuvor entwickelt
werden.

Bewegungen der Gliedmaßen des Leibes und die Ge-
fühle davon sind zusammenhängende Zustände des Leibes
und der Seele Jst mit dem Gefühl noch irgend eine Vor-
stellung, etwa des bewegten Gliedes, oder auch nur eines
äußern Gegenstandes complicirt, so bewirkt jede Regung
dieser Vorstellung, falls nicht ein Hinderniß eintritt, un-
mittelbar eine Reproduction jenes Gefühls und der zugehö-
rigen Bewegung. Zu der letztern wird also nicht einmal
erfodert, daß die Vorstellung im Zustande des Begehrens
sey, sondern sie wird ohne weiteres begleitet vom Handeln.
(So bey Thieren und bey Kindern; erst der Erwachsene
weiß sich zurückzuhalten durch die Einwirkung anderer Vor-
stellungsmassen.) Die fernere Untersuchung muß nun auf
die Lehre von den Vorstellungs -Reihen zurückgehn.


die verschiedenen Vorstellungs-Massen ab. Jede neue Um-
gebung, vollends jede neue Lebenslage bringt ihre eigene,
von den übrigen zwar nicht ganz, aber großentheils geson-
derte Masse. Bey weitem nicht immer entsteht unter die-
sen Massen das rechte, zur Selbstbeherrschung nöthige Ver-
hältniß. Hier hat der Unterricht, und die ganze absichtliche
Ausbildung, eine große Aufgabe. Allein zunächst werden
wir nicht die innere Wechselwirkung der Vorstellungsmas-
sen unter einander, sondern das äußere Verhältniß des Men-
schen zu seiner Umgebung in Betracht ziehn.

218. Die Außenwelt, in wiefern sie zur Aufregung
des geistigen Lebens beyträgt, betrachten wir hier als die
Sphäre des Handelns und als den Sitz der Hinder-
nisse desselben, nachdem oben schon der Reiz, den neue
Wahrnehmungen hervorbringen, ist erwogen worden. Jetzt
muß zuvörderst der Zusammenhang zwischen Vorstellen,
Handeln, Begehren, Wollen
(die Worte stehn ab-
sichtlich in dieser Ordnung) genauer als zuvor entwickelt
werden.

Bewegungen der Gliedmaßen des Leibes und die Ge-
fühle davon sind zusammenhängende Zustände des Leibes
und der Seele Jst mit dem Gefühl noch irgend eine Vor-
stellung, etwa des bewegten Gliedes, oder auch nur eines
äußern Gegenstandes complicirt, so bewirkt jede Regung
dieser Vorstellung, falls nicht ein Hinderniß eintritt, un-
mittelbar eine Reproduction jenes Gefühls und der zugehö-
rigen Bewegung. Zu der letztern wird also nicht einmal
erfodert, daß die Vorstellung im Zustande des Begehrens
sey, sondern sie wird ohne weiteres begleitet vom Handeln.
(So bey Thieren und bey Kindern; erst der Erwachsene
weiß sich zurückzuhalten durch die Einwirkung anderer Vor-
stellungsmassen.) Die fernere Untersuchung muß nun auf
die Lehre von den Vorstellungs -Reihen zurückgehn.


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[175/0183] die verschiedenen Vorstellungs-Massen ab. Jede neue Um- gebung, vollends jede neue Lebenslage bringt ihre eigene, von den übrigen zwar nicht ganz, aber großentheils geson- derte Masse. Bey weitem nicht immer entsteht unter die- sen Massen das rechte, zur Selbstbeherrschung nöthige Ver- hältniß. Hier hat der Unterricht, und die ganze absichtliche Ausbildung, eine große Aufgabe. Allein zunächst werden wir nicht die innere Wechselwirkung der Vorstellungsmas- sen unter einander, sondern das äußere Verhältniß des Men- schen zu seiner Umgebung in Betracht ziehn. 218. Die Außenwelt, in wiefern sie zur Aufregung des geistigen Lebens beyträgt, betrachten wir hier als die Sphäre des Handelns und als den Sitz der Hinder- nisse desselben, nachdem oben schon der Reiz, den neue Wahrnehmungen hervorbringen, ist erwogen worden. Jetzt muß zuvörderst der Zusammenhang zwischen Vorstellen, Handeln, Begehren, Wollen (die Worte stehn ab- sichtlich in dieser Ordnung) genauer als zuvor entwickelt werden. Bewegungen der Gliedmaßen des Leibes und die Ge- fühle davon sind zusammenhängende Zustände des Leibes und der Seele Jst mit dem Gefühl noch irgend eine Vor- stellung, etwa des bewegten Gliedes, oder auch nur eines äußern Gegenstandes complicirt, so bewirkt jede Regung dieser Vorstellung, falls nicht ein Hinderniß eintritt, un- mittelbar eine Reproduction jenes Gefühls und der zugehö- rigen Bewegung. Zu der letztern wird also nicht einmal erfodert, daß die Vorstellung im Zustande des Begehrens sey, sondern sie wird ohne weiteres begleitet vom Handeln. (So bey Thieren und bey Kindern; erst der Erwachsene weiß sich zurückzuhalten durch die Einwirkung anderer Vor- stellungsmassen.) Die fernere Untersuchung muß nun auf die Lehre von den Vorstellungs -Reihen zurückgehn.

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/183>, abgerufen am 28.11.2024.