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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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nen Meinungen die gewöhnlichen Haltungs-Puncte sind,
in welchen sich die Vorstellungen so durchkreuzen und ver-
flechten, daß von da aus jede ihrer Bewegungen eine Be-
stimmung erhält: oder wie man auch sagen kann, der ge-
meine Verstand
auf der gemeinen Meinung beruht, die
übrigens grundlos und unwahr, also in einem höhern Sinne
des Worts dem Verstaube sehr zuwider seyn kann.

213. Von dem Phantasiren und Denken eines Men-
schen hängt ab sein Anschauen und Merken, überhaupt
sein Jnteresse. Jeder Mensch hat seine eigne Welt, auch
bey gleicher Umgebung.

Die Aufmerksamkeit ist theils unwillkührlich und
passiv, theils willkührlich und activ. Von der letztern
ist hier noch nicht die Rede, denn sie hängt mit der Selbst-
beherrschung zusammen. Die erstere hat ihren Grund zum
Theil in der augenblicklichen Lage des Geistes
während des Merkens
; andern Theils wird sie bestimmt
durch die älteren Vorstellungen, welche das Gemerkte re-
producirt.

a) Bey der Geisteslage während des Merkens kom-
men vier Umstände in Betracht: die Stärke des Eindrucks,
die Frische der Empfänglichkeit, der Grad des Gegensatzes
gegen schon im Bewußtseyn vorhandene Vorstellungen, und
der Grad des mehr oder minder zuvor beschäffigten Ge-
müths*)

b) Was die Mitwirkung älterer reproducirter Vor-
stellungen anlangt, so können dieselben sowohl durch ein
Zuviel, als durch ein Zuwenig, dem unwillkührlichen Mer-
ken ungünstig seyn, indem in beyden Fällen es dem Neu-
Aufgefaßten unmöglich wird, die Gemüthslage nach sich zu
bestimmen. Findet nämlich das Neue nichts Altes, oder

*) Psychologie I. §. 95.

nen Meinungen die gewöhnlichen Haltungs-Puncte sind,
in welchen sich die Vorstellungen so durchkreuzen und ver-
flechten, daß von da aus jede ihrer Bewegungen eine Be-
stimmung erhält: oder wie man auch sagen kann, der ge-
meine Verstand
auf der gemeinen Meinung beruht, die
übrigens grundlos und unwahr, also in einem höhern Sinne
des Worts dem Verstaube sehr zuwider seyn kann.

213. Von dem Phantasiren und Denken eines Men-
schen hängt ab sein Anschauen und Merken, überhaupt
sein Jnteresse. Jeder Mensch hat seine eigne Welt, auch
bey gleicher Umgebung.

Die Aufmerksamkeit ist theils unwillkührlich und
passiv, theils willkührlich und activ. Von der letztern
ist hier noch nicht die Rede, denn sie hängt mit der Selbst-
beherrschung zusammen. Die erstere hat ihren Grund zum
Theil in der augenblicklichen Lage des Geistes
während des Merkens
; andern Theils wird sie bestimmt
durch die älteren Vorstellungen, welche das Gemerkte re-
producirt.

a) Bey der Geisteslage während des Merkens kom-
men vier Umstände in Betracht: die Stärke des Eindrucks,
die Frische der Empfänglichkeit, der Grad des Gegensatzes
gegen schon im Bewußtseyn vorhandene Vorstellungen, und
der Grad des mehr oder minder zuvor beschäffigten Ge-
müths*)

b) Was die Mitwirkung älterer reproducirter Vor-
stellungen anlangt, so können dieselben sowohl durch ein
Zuviel, als durch ein Zuwenig, dem unwillkührlichen Mer-
ken ungünstig seyn, indem in beyden Fällen es dem Neu-
Aufgefaßten unmöglich wird, die Gemüthslage nach sich zu
bestimmen. Findet nämlich das Neue nichts Altes, oder

*) Psychologie I. §. 95.
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[170/0178] nen Meinungen die gewöhnlichen Haltungs-Puncte sind, in welchen sich die Vorstellungen so durchkreuzen und ver- flechten, daß von da aus jede ihrer Bewegungen eine Be- stimmung erhält: oder wie man auch sagen kann, der ge- meine Verstand auf der gemeinen Meinung beruht, die übrigens grundlos und unwahr, also in einem höhern Sinne des Worts dem Verstaube sehr zuwider seyn kann. 213. Von dem Phantasiren und Denken eines Men- schen hängt ab sein Anschauen und Merken, überhaupt sein Jnteresse. Jeder Mensch hat seine eigne Welt, auch bey gleicher Umgebung. Die Aufmerksamkeit ist theils unwillkührlich und passiv, theils willkührlich und activ. Von der letztern ist hier noch nicht die Rede, denn sie hängt mit der Selbst- beherrschung zusammen. Die erstere hat ihren Grund zum Theil in der augenblicklichen Lage des Geistes während des Merkens; andern Theils wird sie bestimmt durch die älteren Vorstellungen, welche das Gemerkte re- producirt. a) Bey der Geisteslage während des Merkens kom- men vier Umstände in Betracht: die Stärke des Eindrucks, die Frische der Empfänglichkeit, der Grad des Gegensatzes gegen schon im Bewußtseyn vorhandene Vorstellungen, und der Grad des mehr oder minder zuvor beschäffigten Ge- müths *) b) Was die Mitwirkung älterer reproducirter Vor- stellungen anlangt, so können dieselben sowohl durch ein Zuviel, als durch ein Zuwenig, dem unwillkührlichen Mer- ken ungünstig seyn, indem in beyden Fällen es dem Neu- Aufgefaßten unmöglich wird, die Gemüthslage nach sich zu bestimmen. Findet nämlich das Neue nichts Altes, oder *) Psychologie I. §. 95.

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/178>, abgerufen am 25.11.2024.