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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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zweckmäßiger Verbindung herbeyzuführen. Ferner gehört
hieher die allgemeine Foderung, daß Vertiefung und
Besinnung, gleich einer geistigen Respiration, stets mit
einander abwechseln sollen. Die Vertiefung geschieht, in-
dem einige Vorstellungen nach einander in gehöriger Stärke
und Reinheit (möglichst frey von Hemmmungen) ins Be-
wußtseyn gebracht werden. Die Besinnung ist Sammlung
und Verbindung dieser Vorstellungen. Beydes findet Statt
sowohl beym analytischen, als beym synthetischen Unterrichte.
Je vollkommener und je sauberer diese Operationen vollzo-
gen werden, desto besser gedeiht der Unterricht.

(Zu vergleichen ist des Verfassers allgemeine Pädago-
gik, im Anfange und gegen das Ende des zweyten Buchs.)

211. Während nun aus den vorbemerkten Ursachen
die Vorstellungen, indem sie stets der Tendenz zum Gleich-
gewichte folgen, eben dadurch aus einer Bewegung in die
andere gerathen: verweben sie sich immer vester und vielfäl-
tiger, so daß mehr und mehr jede Aufregung einer einzigen
unter ihnen sich durch die übrigen fortpflanzt, und da-
durch selbst ihrer Rückwirkung ausgesetzt ist
.
Mit andern Worten: das Phantasiren geht mehr und mehr
ins Denken über, und der Mensch wird immer verstän-
diger
. Denn in diesem allgemeinen Zusammenhange der
Vorstellungen unter einander, nicht aber in den Begriffen
und Urtheilen einzeln genommen, hat der Verstand seinen
Sitz (188). Jedoch ist hiemit eine allmählige Ausbildung
der Begriffe und Urtheile verbunden, indem dabey die Um-
stände eintreten, welche oben (179 -- 192) sind erwogen
worden.

212. Da kein Mensch einzeln lebt, vielmehr die Hu-
manität in der Gesellschaft vorhanden ist, so gehört es hie-
her, zu bemerken, daß das Gespräch der gewöhnliche Reiz
für das Phantasiren, die Sitten aber und die gemei-

zweckmäßiger Verbindung herbeyzuführen. Ferner gehört
hieher die allgemeine Foderung, daß Vertiefung und
Besinnung, gleich einer geistigen Respiration, stets mit
einander abwechseln sollen. Die Vertiefung geschieht, in-
dem einige Vorstellungen nach einander in gehöriger Stärke
und Reinheit (möglichst frey von Hemmmungen) ins Be-
wußtseyn gebracht werden. Die Besinnung ist Sammlung
und Verbindung dieser Vorstellungen. Beydes findet Statt
sowohl beym analytischen, als beym synthetischen Unterrichte.
Je vollkommener und je sauberer diese Operationen vollzo-
gen werden, desto besser gedeiht der Unterricht.

(Zu vergleichen ist des Verfassers allgemeine Pädago-
gik, im Anfange und gegen das Ende des zweyten Buchs.)

211. Während nun aus den vorbemerkten Ursachen
die Vorstellungen, indem sie stets der Tendenz zum Gleich-
gewichte folgen, eben dadurch aus einer Bewegung in die
andere gerathen: verweben sie sich immer vester und vielfäl-
tiger, so daß mehr und mehr jede Aufregung einer einzigen
unter ihnen sich durch die übrigen fortpflanzt, und da-
durch selbst ihrer Rückwirkung ausgesetzt ist
.
Mit andern Worten: das Phantasiren geht mehr und mehr
ins Denken über, und der Mensch wird immer verstän-
diger
. Denn in diesem allgemeinen Zusammenhange der
Vorstellungen unter einander, nicht aber in den Begriffen
und Urtheilen einzeln genommen, hat der Verstand seinen
Sitz (188). Jedoch ist hiemit eine allmählige Ausbildung
der Begriffe und Urtheile verbunden, indem dabey die Um-
stände eintreten, welche oben (179 — 192) sind erwogen
worden.

212. Da kein Mensch einzeln lebt, vielmehr die Hu-
manität in der Gesellschaft vorhanden ist, so gehört es hie-
her, zu bemerken, daß das Gespräch der gewöhnliche Reiz
für das Phantasiren, die Sitten aber und die gemei-

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[169/0177] zweckmäßiger Verbindung herbeyzuführen. Ferner gehört hieher die allgemeine Foderung, daß Vertiefung und Besinnung, gleich einer geistigen Respiration, stets mit einander abwechseln sollen. Die Vertiefung geschieht, in- dem einige Vorstellungen nach einander in gehöriger Stärke und Reinheit (möglichst frey von Hemmmungen) ins Be- wußtseyn gebracht werden. Die Besinnung ist Sammlung und Verbindung dieser Vorstellungen. Beydes findet Statt sowohl beym analytischen, als beym synthetischen Unterrichte. Je vollkommener und je sauberer diese Operationen vollzo- gen werden, desto besser gedeiht der Unterricht. (Zu vergleichen ist des Verfassers allgemeine Pädago- gik, im Anfange und gegen das Ende des zweyten Buchs.) 211. Während nun aus den vorbemerkten Ursachen die Vorstellungen, indem sie stets der Tendenz zum Gleich- gewichte folgen, eben dadurch aus einer Bewegung in die andere gerathen: verweben sie sich immer vester und vielfäl- tiger, so daß mehr und mehr jede Aufregung einer einzigen unter ihnen sich durch die übrigen fortpflanzt, und da- durch selbst ihrer Rückwirkung ausgesetzt ist. Mit andern Worten: das Phantasiren geht mehr und mehr ins Denken über, und der Mensch wird immer verstän- diger. Denn in diesem allgemeinen Zusammenhange der Vorstellungen unter einander, nicht aber in den Begriffen und Urtheilen einzeln genommen, hat der Verstand seinen Sitz (188). Jedoch ist hiemit eine allmählige Ausbildung der Begriffe und Urtheile verbunden, indem dabey die Um- stände eintreten, welche oben (179 — 192) sind erwogen worden. 212. Da kein Mensch einzeln lebt, vielmehr die Hu- manität in der Gesellschaft vorhanden ist, so gehört es hie- her, zu bemerken, daß das Gespräch der gewöhnliche Reiz für das Phantasiren, die Sitten aber und die gemei-

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/177>, abgerufen am 24.11.2024.