fachen Wesen giebt es ein Verhältniß, das man mit Hülfe eines Gleichnisses
aus der Körperwelt als Druck und Ge- gendruck bezeichnen kann. Wie nämlich der Druck eine aufgehaltene
Bewegung ist, so besteht jenes Verhältniß darin, daß in der einfachsten Qualität
jedes Wesens etwas geän- dert werden würde durch das andre, wenn nicht ein jedes
widerstände und gegen die Störung sich selbst in seiner Qua- lität
erhielte. Dergleichen Selbsterhaltungen sind das ein- zige, was in der Natur
wahrhaft geschieht; und dies ist die Verbindung des
Geschehens mit dem Seyn.
155. Die Selbsterhaltungen der Seele sind (zum Theil wenigstens und so weit wir
sie kennen) Vorstellun- gen, und zwar einfache Vorstellungen, weil der Act der Selbsterhaltung einfach ist,
wie das Wesen, das sich erhält. Damit besteht aber eine unendliche
Mannigfaltig- keit von mehrern solchen Acten; sie sind nämlich verschieden, je nachdem die Störungen es sind. Dem gemäß hat die Mannigfaltigkeit der
Vorstellungen und eine unendlich viel- fältige Zusammensetzung derselben gar
keine Schwierigkeit.
Von Gefühlen aber und Begierden ist hier noch keine Rede. Diese scheinen
zusammengesetzt aus etwas Objectivem und aus, einem Vorziehn und Verwerfen,
welches weiterhin wird erklärt werden.
Eben so wenig ist hier schon Hie Rede vom Selbstbe- wußtseyn, oder von irgend
etwas, das zum innern Sinne möchte gerechnet werden.
156. Der Gegensatz zwischen Seele und Materie ist nicht ein solcher in dem Was der Wesen, sondern es ist ein Gegensatz
in der Art unsrer Auffassung. Die Materie, als ein räumliches Reales, mit
räumlichen Kräften, vorge- stellt, wie wir sie zu denken pflegen, gehört weder in
das Reich des Seyn, noch in das des wirklichen Geschehens, sondern sie ist
eine bloße Erscheinung. Eben dieselbe Ma-
fachen Wesen giebt es ein Verhältniß, das man mit Hülfe eines Gleichnisses
aus der Körperwelt als Druck und Ge- gendruck bezeichnen kann. Wie nämlich der Druck eine aufgehaltene
Bewegung ist, so besteht jenes Verhältniß darin, daß in der einfachsten Qualität
jedes Wesens etwas geän- dert werden würde durch das andre, wenn nicht ein jedes
widerstände und gegen die Störung sich selbst in seiner Qua- lität
erhielte. Dergleichen Selbsterhaltungen sind das ein- zige, was in der Natur
wahrhaft geschieht; und dies ist die Verbindung des
Geschehens mit dem Seyn.
155. Die Selbsterhaltungen der Seele sind (zum Theil wenigstens und so weit wir
sie kennen) Vorstellun- gen, und zwar einfache Vorstellungen, weil der Act der Selbsterhaltung einfach ist,
wie das Wesen, das sich erhält. Damit besteht aber eine unendliche
Mannigfaltig- keit von mehrern solchen Acten; sie sind nämlich verschieden, je nachdem die Störungen es sind. Dem gemäß hat die Mannigfaltigkeit der
Vorstellungen und eine unendlich viel- fältige Zusammensetzung derselben gar
keine Schwierigkeit.
Von Gefühlen aber und Begierden ist hier noch keine Rede. Diese scheinen
zusammengesetzt aus etwas Objectivem und aus, einem Vorziehn und Verwerfen,
welches weiterhin wird erklärt werden.
Eben so wenig ist hier schon Hie Rede vom Selbstbe- wußtseyn, oder von irgend
etwas, das zum innern Sinne möchte gerechnet werden.
156. Der Gegensatz zwischen Seele und Materie ist nicht ein solcher in dem Was der Wesen, sondern es ist ein Gegensatz
in der Art unsrer Auffassung. Die Materie, als ein räumliches Reales, mit
räumlichen Kräften, vorge- stellt, wie wir sie zu denken pflegen, gehört weder in
das Reich des Seyn, noch in das des wirklichen Geschehens, sondern sie ist
eine bloße Erscheinung. Eben dieselbe Ma-
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fachen Wesen giebt es ein Verhältniß, das man mit Hülfe
eines Gleichnisses aus der Körperwelt als Druck und Ge-
gendruck bezeichnen kann. Wie nämlich der Druck eine
aufgehaltene Bewegung ist, so besteht jenes Verhältniß darin,
daß in der einfachsten Qualität jedes Wesens etwas geän-
dert werden würde durch das andre, wenn nicht ein jedes
widerstände und gegen die Störung sich selbst in seiner Qua-
lität erhielte. Dergleichen Selbsterhaltungen sind das ein-
zige, was in der Natur wahrhaft geschieht; und dies ist
die Verbindung des Geschehens mit dem Seyn.
155. Die Selbsterhaltungen der Seele sind (zum
Theil wenigstens und so weit wir sie kennen) Vorstellun-
gen, und zwar einfache Vorstellungen, weil der Act
der Selbsterhaltung einfach ist, wie das Wesen, das sich
erhält. Damit besteht aber eine unendliche Mannigfaltig-
keit von mehrern solchen Acten; sie sind nämlich verschieden,
je nachdem die Störungen es sind. Dem gemäß hat die
Mannigfaltigkeit der Vorstellungen und eine unendlich viel-
fältige Zusammensetzung derselben gar keine Schwierigkeit.
Von Gefühlen aber und Begierden ist hier noch keine
Rede. Diese scheinen zusammengesetzt aus etwas Objectivem
und aus, einem Vorziehn und Verwerfen, welches weiterhin
wird erklärt werden.
Eben so wenig ist hier schon Hie Rede vom Selbstbe-
wußtseyn, oder von irgend etwas, das zum innern Sinne
möchte gerechnet werden.
156. Der Gegensatz zwischen Seele und Materie
ist nicht ein solcher in dem Was der Wesen, sondern es ist
ein Gegensatz in der Art unsrer Auffassung. Die Materie,
als ein räumliches Reales, mit räumlichen Kräften, vorge-
stellt, wie wir sie zu denken pflegen, gehört weder in das
Reich des Seyn, noch in das des wirklichen Geschehens,
sondern sie ist eine bloße Erscheinung. Eben dieselbe Ma-
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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/132>, abgerufen am 30.07.2024.
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