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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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einzelne Thätigkeit im einzelnen Augenblicke abhängt, und
der empirischen Auffassung dessen, was gethan worden, wo-
durch der Punct, bis zu welchem das Werk vorrückte, be-
stimmt ist.

Sehr wichtige nähere Bestimmungen liegen in der Ei-
genheit des Geschäffts. Die Reihen des Gärtners und Land-
manns lausen langsam ab, mit Störungen durch Natur-
erfolge, die ihn oft zum Warten nöthigen. Die Reihen
des Musikers, Schauspielers, u. s. w. haben dagegen ihren
bestimmten Rhythmus. Wieder anders laufen die Vor-
stellungsreihen des Fechters, des Taschenspielers, u. s. w.
wo ohne bestimmten Rhythmus doch aufs Genaueste der
rechte Augenblick muß wahrgenommen werden. Für
den praktischen Erzieher und Lehrer ist es eine der wichtig-
sten Vorschriften, daß er so genau als möglich beobachte,
wie bey seinen Zöglingen die Reihen ablaufen sollen,
können, und wie sie wirklich ablaufen. Man findet hier
die größten Verschiedenheiten, und man muß sie berück-
sichtigen.

124. Aber was auch der Mensch, innerlich sinnend,
oder äußerlich handelnd, versuche, mehr und mehr heben
sich ihm aus allen wechselnden Gemüthslagen gewisse blei-
bende Gefühle
hervor, die in seiner praktischen Ueberle-
gung, und folglich in seinem Verstande und in seiner Ver-
nunft, als das eigentlich Entscheidende sich gelten machen;
in wiefern nämlich überhaupt die Ueberlegung in ihm reif
und gegen die wandelbaren Begierden kräftig wird.

Jnsbesondre ist es die, einem Jeden eigene, ästhe-
tische Auffassung der Welt
, -- die auf die mannig-
faltigste Art einseitig, und folglich praktisch verkehrt seyn
kann, -- nach welcher sich Jeder sein Verhältniß zu der
Welt anzuweisen pflegt. Dahin gehört der Eindruck, wel-
chen Familie und Vaterland, Menschheit und Menschen-

einzelne Thätigkeit im einzelnen Augenblicke abhängt, und
der empirischen Auffassung dessen, was gethan worden, wo-
durch der Punct, bis zu welchem das Werk vorrückte, be-
stimmt ist.

Sehr wichtige nähere Bestimmungen liegen in der Ei-
genheit des Geschäffts. Die Reihen des Gärtners und Land-
manns lausen langsam ab, mit Störungen durch Natur-
erfolge, die ihn oft zum Warten nöthigen. Die Reihen
des Musikers, Schauspielers, u. s. w. haben dagegen ihren
bestimmten Rhythmus. Wieder anders laufen die Vor-
stellungsreihen des Fechters, des Taschenspielers, u. s. w.
wo ohne bestimmten Rhythmus doch aufs Genaueste der
rechte Augenblick muß wahrgenommen werden. Für
den praktischen Erzieher und Lehrer ist es eine der wichtig-
sten Vorschriften, daß er so genau als möglich beobachte,
wie bey seinen Zöglingen die Reihen ablaufen sollen,
können, und wie sie wirklich ablaufen. Man findet hier
die größten Verschiedenheiten, und man muß sie berück-
sichtigen.

124. Aber was auch der Mensch, innerlich sinnend,
oder äußerlich handelnd, versuche, mehr und mehr heben
sich ihm aus allen wechselnden Gemüthslagen gewisse blei-
bende Gefühle
hervor, die in seiner praktischen Ueberle-
gung, und folglich in seinem Verstande und in seiner Ver-
nunft, als das eigentlich Entscheidende sich gelten machen;
in wiefern nämlich überhaupt die Ueberlegung in ihm reif
und gegen die wandelbaren Begierden kräftig wird.

Jnsbesondre ist es die, einem Jeden eigene, ästhe-
tische Auffassung der Welt
, — die auf die mannig-
faltigste Art einseitig, und folglich praktisch verkehrt seyn
kann, — nach welcher sich Jeder sein Verhältniß zu der
Welt anzuweisen pflegt. Dahin gehört der Eindruck, wel-
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[98/0106] einzelne Thätigkeit im einzelnen Augenblicke abhängt, und der empirischen Auffassung dessen, was gethan worden, wo- durch der Punct, bis zu welchem das Werk vorrückte, be- stimmt ist. Sehr wichtige nähere Bestimmungen liegen in der Ei- genheit des Geschäffts. Die Reihen des Gärtners und Land- manns lausen langsam ab, mit Störungen durch Natur- erfolge, die ihn oft zum Warten nöthigen. Die Reihen des Musikers, Schauspielers, u. s. w. haben dagegen ihren bestimmten Rhythmus. Wieder anders laufen die Vor- stellungsreihen des Fechters, des Taschenspielers, u. s. w. wo ohne bestimmten Rhythmus doch aufs Genaueste der rechte Augenblick muß wahrgenommen werden. Für den praktischen Erzieher und Lehrer ist es eine der wichtig- sten Vorschriften, daß er so genau als möglich beobachte, wie bey seinen Zöglingen die Reihen ablaufen sollen, können, und wie sie wirklich ablaufen. Man findet hier die größten Verschiedenheiten, und man muß sie berück- sichtigen. 124. Aber was auch der Mensch, innerlich sinnend, oder äußerlich handelnd, versuche, mehr und mehr heben sich ihm aus allen wechselnden Gemüthslagen gewisse blei- bende Gefühle hervor, die in seiner praktischen Ueberle- gung, und folglich in seinem Verstande und in seiner Ver- nunft, als das eigentlich Entscheidende sich gelten machen; in wiefern nämlich überhaupt die Ueberlegung in ihm reif und gegen die wandelbaren Begierden kräftig wird. Jnsbesondre ist es die, einem Jeden eigene, ästhe- tische Auffassung der Welt, — die auf die mannig- faltigste Art einseitig, und folglich praktisch verkehrt seyn kann, — nach welcher sich Jeder sein Verhältniß zu der Welt anzuweisen pflegt. Dahin gehört der Eindruck, wel- chen Familie und Vaterland, Menschheit und Menschen-

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/106>, abgerufen am 24.11.2024.