Erleichterung; denn theils kann er länger im
Erfahrungs- kreise verweilen, theils erhöhen die mannigfaltigen Beziehun- gen der
Psychologie auf Moral, Pädagogik, Politik, Philo- sophie der Geschichte, Kunstlehre,
das Jnteresse des Stu- diums.
2. Daß Vorstellungen durch die Sinnlichkeit gege- ben, durch
das Gedächtniß aufbewahrt, von der Ein- bildungskraft vergegenwärtigt und neu verbunden wer- den; daß der Verstand sich zeige im Verstehen einer Spra- che oder Kunst, die
Vernunft im Vernehmen von Grün- den und Gegengründen: diese
allgemein verbreitete Mei- nung ist von den Psychologen weiter ausgebildet worden,
indem die Unterscheidung des Schönen und Häßlichen der ästhetischen Urtheilskraft, die Leidenschaften dem Be- gehrungsvermögen, die Affecten dem Gefühlvermö- gen zugewiesen wurden u. s. f. Die Meinung ist, daß diese
Vermögen sich in jedem Menschen stets
beysammen finden. Allein über die Erklärung und Abtheilung der Ver- mögen sind
die größten Streitigkeiten entstanden; welche längst aufmerksam machen mußten, daß
die Psycho- logie einer andern Grundlehre bedarf, worin gleich Anfangs auf die
wechselnden Zustände das Augenmerk gerichtet wird. Diese (nicht aber jene Vermögen) erfahren wir in uns unmittelbar.
3. Nützlich ist eine vorläufige Vergleichung der Psy- chologie mit den drei
Hauptzweigen der Naturwissenschaft. Die Naturgeschichte zuvörderst kann von den
Gegenständen, die sie geordnet aufstellt, einzelne Exemplare vorzeigen; sie kann die wahrgenommenen Merkmale bestimmt aufzählen. Nun ist eine regelmäßige
Abstraction möglich, welche von der Kenntniß der Jndividuen ausgeht, und von da mit
vesten Schritten zu Arten und Gattungen aufsteigt, so daß unzweideutig vor
Augen liegt, welche Merkmale in der
Erleichterung; denn theils kann er länger im
Erfahrungs- kreise verweilen, theils erhöhen die mannigfaltigen Beziehun- gen der
Psychologie auf Moral, Pädagogik, Politik, Philo- sophie der Geschichte, Kunstlehre,
das Jnteresse des Stu- diums.
2. Daß Vorstellungen durch die Sinnlichkeit gege- ben, durch
das Gedächtniß aufbewahrt, von der Ein- bildungskraft vergegenwärtigt und neu verbunden wer- den; daß der Verstand sich zeige im Verstehen einer Spra- che oder Kunst, die
Vernunft im Vernehmen von Grün- den und Gegengründen: diese
allgemein verbreitete Mei- nung ist von den Psychologen weiter ausgebildet worden,
indem die Unterscheidung des Schönen und Häßlichen der ästhetischen Urtheilskraft, die Leidenschaften dem Be- gehrungsvermögen, die Affecten dem Gefühlvermö- gen zugewiesen wurden u. s. f. Die Meinung ist, daß diese
Vermögen sich in jedem Menschen stets
beysammen finden. Allein über die Erklärung und Abtheilung der Ver- mögen sind
die größten Streitigkeiten entstanden; welche längst aufmerksam machen mußten, daß
die Psycho- logie einer andern Grundlehre bedarf, worin gleich Anfangs auf die
wechselnden Zustände das Augenmerk gerichtet wird. Diese (nicht aber jene Vermögen) erfahren wir in uns unmittelbar.
3. Nützlich ist eine vorläufige Vergleichung der Psy- chologie mit den drei
Hauptzweigen der Naturwissenschaft. Die Naturgeschichte zuvörderst kann von den
Gegenständen, die sie geordnet aufstellt, einzelne Exemplare vorzeigen; sie kann die wahrgenommenen Merkmale bestimmt aufzählen. Nun ist eine regelmäßige
Abstraction möglich, welche von der Kenntniß der Jndividuen ausgeht, und von da mit
vesten Schritten zu Arten und Gattungen aufsteigt, so daß unzweideutig vor
Augen liegt, welche Merkmale in der
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[2/0010]
Erleichterung; denn theils kann er länger im Erfahrungs-
kreise verweilen, theils erhöhen die mannigfaltigen Beziehun-
gen der Psychologie auf Moral, Pädagogik, Politik, Philo-
sophie der Geschichte, Kunstlehre, das Jnteresse des Stu-
diums.
2. Daß Vorstellungen durch die Sinnlichkeit gege-
ben, durch das Gedächtniß aufbewahrt, von der Ein-
bildungskraft vergegenwärtigt und neu verbunden wer-
den; daß der Verstand sich zeige im Verstehen einer Spra-
che oder Kunst, die Vernunft im Vernehmen von Grün-
den und Gegengründen: diese allgemein verbreitete Mei-
nung ist von den Psychologen weiter ausgebildet worden,
indem die Unterscheidung des Schönen und Häßlichen der
ästhetischen Urtheilskraft, die Leidenschaften dem Be-
gehrungsvermögen, die Affecten dem Gefühlvermö-
gen zugewiesen wurden u. s. f. Die Meinung ist, daß
diese Vermögen sich in jedem Menschen stets beysammen
finden. Allein über die Erklärung und Abtheilung der Ver-
mögen sind die größten Streitigkeiten entstanden; welche
längst aufmerksam machen mußten, daß die Psycho-
logie einer andern Grundlehre bedarf, worin gleich Anfangs
auf die wechselnden Zustände das Augenmerk gerichtet
wird. Diese (nicht aber jene Vermögen) erfahren
wir in uns unmittelbar.
3. Nützlich ist eine vorläufige Vergleichung der Psy-
chologie mit den drei Hauptzweigen der Naturwissenschaft.
Die Naturgeschichte zuvörderst kann von den Gegenständen,
die sie geordnet aufstellt, einzelne Exemplare vorzeigen; sie
kann die wahrgenommenen Merkmale bestimmt aufzählen.
Nun ist eine regelmäßige Abstraction möglich, welche von
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vesten Schritten zu Arten und Gattungen aufsteigt, so daß
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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/10>, abgerufen am 16.02.2025.
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