auch überlegen möge. Doch hinweg von diesem Bilde! Zurück zu gewöhnlichen, zu gemeinen Dingen! -- --
In Gesellschaft findet man unverständig denjenigen, der sich bekannter Beziehungen, wodurch sein Gespräch doppelsinnig wird, nicht erinnert; hingegen den, welcher ohne Grund wissentlich Andere reizt, nennt man un- vernünftig.
Die unartige Puppe, die bleyernen Soldaten, wo- durch verstossen sie wider den männlichen Verstand? Durch ähnliche Ungereimtheit, wie der Traum wider das Wachen. Diese Ungereimtheit sieht das Kind nicht; es sieht nicht Bley, nicht Holz; es denkt nicht an die Weich- heit des Metalls; von dem harten Krieger und seiner Span- nung weiss es noch wenig; es ist ihm nicht geläufig, Holz und Mensch wie Stoff und Kraft gegen einander zu stel- len. Es ist vertieft in die Bedeutung seines schlechten Symbols, so weit es sie kennt; und bedarf nicht mehr zur Illusion und zur Unterhaltung. Es betrachtet nicht die wahre Qualität des Gegenstandes; so wenig wie derjenige, der Unkluges redet, indem er Ort und Zeit und Gesell- schaft aus den Augen verliert. Thäten die Vorstel- lungen ihre volle Wirkung, erhielten sie ihre ganze Entwickelung, so wie es den vorgestellten Gegen- ständen angemessen ist, so würde der Unverstand fühl- bar werden. Kluge Maassregeln gehn aus von der Um- sicht, berichtigen sich durch Beobachtung, erweitern sich durch Berechnung der möglichen Erfolge, gelangen zur Ausführung durch stete Besonnenheit und Gegenwart des Geistes.
Darum stellte ich längst die Definition auf: Ver- stand ist das Vermögen, uns im Denken nach der Qualität des Gedachten zu richten*).
*) Man vergleiche den Anfang der Logik, in meiner Einleitung in die Philosophie; desgleichen mehrere hieher gehörige Stellen meines Lehrbuchs der Psychologie.
auch überlegen möge. Doch hinweg von diesem Bilde! Zurück zu gewöhnlichen, zu gemeinen Dingen! — —
In Gesellschaft findet man unverständig denjenigen, der sich bekannter Beziehungen, wodurch sein Gespräch doppelsinnig wird, nicht erinnert; hingegen den, welcher ohne Grund wissentlich Andere reizt, nennt man un- vernünftig.
Die unartige Puppe, die bleyernen Soldaten, wo- durch verstoſsen sie wider den männlichen Verstand? Durch ähnliche Ungereimtheit, wie der Traum wider das Wachen. Diese Ungereimtheit sieht das Kind nicht; es sieht nicht Bley, nicht Holz; es denkt nicht an die Weich- heit des Metalls; von dem harten Krieger und seiner Span- nung weiſs es noch wenig; es ist ihm nicht geläufig, Holz und Mensch wie Stoff und Kraft gegen einander zu stel- len. Es ist vertieft in die Bedeutung seines schlechten Symbols, so weit es sie kennt; und bedarf nicht mehr zur Illusion und zur Unterhaltung. Es betrachtet nicht die wahre Qualität des Gegenstandes; so wenig wie derjenige, der Unkluges redet, indem er Ort und Zeit und Gesell- schaft aus den Augen verliert. Thäten die Vorstel- lungen ihre volle Wirkung, erhielten sie ihre ganze Entwickelung, so wie es den vorgestellten Gegen- ständen angemessen ist, so würde der Unverstand fühl- bar werden. Kluge Maaſsregeln gehn aus von der Um- sicht, berichtigen sich durch Beobachtung, erweitern sich durch Berechnung der möglichen Erfolge, gelangen zur Ausführung durch stete Besonnenheit und Gegenwart des Geistes.
Darum stellte ich längst die Definition auf: Ver- stand ist das Vermögen, uns im Denken nach der Qualität des Gedachten zu richten*).
*) Man vergleiche den Anfang der Logik, in meiner Einleitung in die Philosophie; desgleichen mehrere hieher gehörige Stellen meines Lehrbuchs der Psychologie.
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auch überlegen möge. Doch hinweg von diesem Bilde!
Zurück zu gewöhnlichen, zu gemeinen Dingen! — —
In Gesellschaft findet man unverständig denjenigen,
der sich bekannter Beziehungen, wodurch sein Gespräch
doppelsinnig wird, nicht erinnert; hingegen den, welcher
ohne Grund wissentlich Andere reizt, nennt man un-
vernünftig.
Die unartige Puppe, die bleyernen Soldaten, wo-
durch verstoſsen sie wider den männlichen Verstand?
Durch ähnliche Ungereimtheit, wie der Traum wider das
Wachen. Diese Ungereimtheit sieht das Kind nicht; es
sieht nicht Bley, nicht Holz; es denkt nicht an die Weich-
heit des Metalls; von dem harten Krieger und seiner Span-
nung weiſs es noch wenig; es ist ihm nicht geläufig, Holz
und Mensch wie Stoff und Kraft gegen einander zu stel-
len. Es ist vertieft in die Bedeutung seines schlechten
Symbols, so weit es sie kennt; und bedarf nicht mehr
zur Illusion und zur Unterhaltung. Es betrachtet nicht die
wahre Qualität des Gegenstandes; so wenig wie derjenige,
der Unkluges redet, indem er Ort und Zeit und Gesell-
schaft aus den Augen verliert. Thäten die Vorstel-
lungen ihre volle Wirkung, erhielten sie ihre ganze
Entwickelung, so wie es den vorgestellten Gegen-
ständen angemessen ist, so würde der Unverstand fühl-
bar werden. Kluge Maaſsregeln gehn aus von der Um-
sicht, berichtigen sich durch Beobachtung, erweitern sich
durch Berechnung der möglichen Erfolge, gelangen zur
Ausführung durch stete Besonnenheit und Gegenwart
des Geistes.
Darum stellte ich längst die Definition auf: Ver-
stand ist das Vermögen, uns im Denken nach
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*) Man vergleiche den Anfang der Logik, in meiner Einleitung
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/74>, abgerufen am 24.11.2024.
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