aufgehalten ist: müssen nunmehr allerdings die beyden Kräfte addirt werden, welche von d und von c herrühren; denn es kommt jetzt darauf an, die Stärke zu finden, welche beyde gemeinsam dem Hinderniss entgegenstel- len. -- Es sind hier zwey Fälle möglich. Entweder, das vereinte Streben von c, d, und e bringt das Hinder- niss zum Weichen; dann gelangen b und a nicht mehr zum Wirken. Oder, das Hinderniss beharrt dennoch: so kommt nun die Hülfe von b noch zeitig genug; ja wenn auch diese, mit jenen vereint, die Hemmung nicht hebt, so trägt auch a noch das Seinige bey, um e zum Steigen zu bringen. Und dieses geht so fort, indem man die Reihe rückwärts durchläuft, wie lang dieselbe auch seyn möge.
Was ist das Resultat von dem allen? Dass die Spannung des Begehrens immer wächst, bis ent- weder Befriedigung eintritt, oder bis alle Kräfte der Verbindungen des e nur Eine Summe ausma- chen. Hiezu können sogar die nachfolgenden Vorstel- lungen f, g, h, u. s. w. noch beytragen, in so fern sie durch d, c, b, u. s. w. veranlasst, ins Bewusstseyn tre- ten, und nun jene rückwärts gehende Wirkung ausüben, die gleichfalls aus §. 112. bekannt ist.
Wir haben ein Resultat a priori abgeleitet, welches in der gemeinen Erfahrung sehr bekannt ist; und welches man in derselben, bey vorausgesetzter Verbindung zwi- schen Seele und Leib, sehr leicht wieder erkennen wird.
Einige unsrer Handlungen nämlich können ohne merkliches Hinderniss geschehen, z. B. die Bewegungen des Augapfels und der Sprachorgane; andre erfordern das Heben und Bewegen einer schweren und trägen Masse, oder auch eine gewaltsame Anspannung der Mus- keln, z. B. Springen und Laufen, besonders aber das Stossen und Fortführen fremder Körper, das Tragen von Lasten, u. s. w. Jene ersteren Handlungen geschehen beynahe ganz unvermerkt; sie sind unmittelbar begleitende Zustände für unsre Vorstellungen, deren Lauf dadurch
aufgehalten ist: müssen nunmehr allerdings die beyden Kräfte addirt werden, welche von d und von c herrühren; denn es kommt jetzt darauf an, die Stärke zu finden, welche beyde gemeinsam dem Hinderniſs entgegenstel- len. — Es sind hier zwey Fälle möglich. Entweder, das vereinte Streben von c, d, und e bringt das Hinder- niſs zum Weichen; dann gelangen b und a nicht mehr zum Wirken. Oder, das Hinderniſs beharrt dennoch: so kommt nun die Hülfe von b noch zeitig genug; ja wenn auch diese, mit jenen vereint, die Hemmung nicht hebt, so trägt auch a noch das Seinige bey, um e zum Steigen zu bringen. Und dieses geht so fort, indem man die Reihe rückwärts durchläuft, wie lang dieselbe auch seyn möge.
Was ist das Resultat von dem allen? Daſs die Spannung des Begehrens immer wächst, bis ent- weder Befriedigung eintritt, oder bis alle Kräfte der Verbindungen des e nur Eine Summe ausma- chen. Hiezu können sogar die nachfolgenden Vorstel- lungen f, g, h, u. s. w. noch beytragen, in so fern sie durch d, c, b, u. s. w. veranlaſst, ins Bewuſstseyn tre- ten, und nun jene rückwärts gehende Wirkung ausüben, die gleichfalls aus §. 112. bekannt ist.
Wir haben ein Resultat a priori abgeleitet, welches in der gemeinen Erfahrung sehr bekannt ist; und welches man in derselben, bey vorausgesetzter Verbindung zwi- schen Seele und Leib, sehr leicht wieder erkennen wird.
Einige unsrer Handlungen nämlich können ohne merkliches Hinderniſs geschehen, z. B. die Bewegungen des Augapfels und der Sprachorgane; andre erfordern das Heben und Bewegen einer schweren und trägen Masse, oder auch eine gewaltsame Anspannung der Mus- keln, z. B. Springen und Laufen, besonders aber das Stoſsen und Fortführen fremder Körper, das Tragen von Lasten, u. s. w. Jene ersteren Handlungen geschehen beynahe ganz unvermerkt; sie sind unmittelbar begleitende Zustände für unsre Vorstellungen, deren Lauf dadurch
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aufgehalten ist: müssen nunmehr allerdings die beyden
Kräfte addirt werden, welche von d und von c herrühren;
denn es kommt jetzt darauf an, die Stärke zu finden,
welche beyde gemeinsam dem Hinderniſs entgegenstel-
len. — Es sind hier zwey Fälle möglich. Entweder,
das vereinte Streben von c, d, und e bringt das Hinder-
niſs zum Weichen; dann gelangen b und a nicht mehr
zum Wirken. Oder, das Hinderniſs beharrt dennoch:
so kommt nun die Hülfe von b noch zeitig genug; ja
wenn auch diese, mit jenen vereint, die Hemmung nicht
hebt, so trägt auch a noch das Seinige bey, um e zum
Steigen zu bringen. Und dieses geht so fort, indem man
die Reihe rückwärts durchläuft, wie lang dieselbe auch
seyn möge.
Was ist das Resultat von dem allen? Daſs die
Spannung des Begehrens immer wächst, bis ent-
weder Befriedigung eintritt, oder bis alle Kräfte der
Verbindungen des e nur Eine Summe ausma-
chen. Hiezu können sogar die nachfolgenden Vorstel-
lungen f, g, h, u. s. w. noch beytragen, in so fern sie
durch d, c, b, u. s. w. veranlaſst, ins Bewuſstseyn tre-
ten, und nun jene rückwärts gehende Wirkung ausüben,
die gleichfalls aus §. 112. bekannt ist.
Wir haben ein Resultat a priori abgeleitet, welches
in der gemeinen Erfahrung sehr bekannt ist; und welches
man in derselben, bey vorausgesetzter Verbindung zwi-
schen Seele und Leib, sehr leicht wieder erkennen wird.
Einige unsrer Handlungen nämlich können ohne
merkliches Hinderniſs geschehen, z. B. die Bewegungen
des Augapfels und der Sprachorgane; andre erfordern
das Heben und Bewegen einer schweren und trägen
Masse, oder auch eine gewaltsame Anspannung der Mus-
keln, z. B. Springen und Laufen, besonders aber das
Stoſsen und Fortführen fremder Körper, das Tragen von
Lasten, u. s. w. Jene ersteren Handlungen geschehen
beynahe ganz unvermerkt; sie sind unmittelbar begleitende
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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