serungen unterwerfen muss, so oft der Begriff der Sachen im weitern Nachdenken ein neues Ge- präge bekommt. Die Sachen verschwinden; Substan- zen treten an ihre Stelle. Diese Substanzen bekommen Kräfte, insofern sie die Träger sind von den neuen Merkmalen anderer Dinge. Wie dergleichen Kräfte ihnen angehören mögen, bleibt fürs erste unbestimmt, und eben so räthselhaft, als wie ihre eignen Accidenzen ihnen inwohnen können; oder, um ein früheres Beyspiel anzuführen, wie einem Leibe die Bilder anderer Dinge und Leiber inwohnen können; (§. 133.). Der Begriff der Kraft aber verhält sich zu dem der Ursache wie der Begriff der Substanzen zu dem der Sachen. Die Ursache ist die Sache, die den Ursprung der Veränderung ent- halten soll; ohne alles weitere Kopfbrechen über die Möglichkeit solches Ursprungs. Die Kraft hingegen ist geheimnissvoll wie die Substanz; sie wird in dem unbe- kannten Innern der letztern gesucht.
Für das metaphysische Nachdenken aber ist die Un- gereimtheit im Begriffe der Kraft auffallender als die im Begriff der Substanz. Denn einer Substanz ihre eigenen Prädicate als inhärirende Bestimmungen, zuzurechnen, und gleichsam das was sie einmal hat, als ihren Besitz anzuerkennen, das scheint minder bedenklich; allein über sie hinausschreitend, ihr ein Prädicat aufzubürden, dessen Spur man ausser ihr selbst, in dem leidenden Gegen- stande suchen muss; und hinwiederum dem letzteren ein Vermögen zu leiden beyzufügen, das heisst, eine Möglichkeit, in einer gewissen Rücksicht das Gegentheil dessen zu seyn was er ist: eine solche Anmuthung fällt wohl selbst denjenigen beschwerlich, die in Hinsicht der Substanz mit den gemeinen Begriffen zu- frieden sind; und es sogar übel nehmen, wenn man sie auf diesem Ruhekissen nicht will schlummern lassen.
Die allgemein-metaphysischen Untersuchungen über Substanz und Kraft gehören nicht hieher. Aber aufhel- len müssen wir noch den psychologischen Grund des
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serungen unterwerfen muſs, so oft der Begriff der Sachen im weitern Nachdenken ein neues Ge- präge bekommt. Die Sachen verschwinden; Substan- zen treten an ihre Stelle. Diese Substanzen bekommen Kräfte, insofern sie die Träger sind von den neuen Merkmalen anderer Dinge. Wie dergleichen Kräfte ihnen angehören mögen, bleibt fürs erste unbestimmt, und eben so räthselhaft, als wie ihre eignen Accidenzen ihnen inwohnen können; oder, um ein früheres Beyspiel anzuführen, wie einem Leibe die Bilder anderer Dinge und Leiber inwohnen können; (§. 133.). Der Begriff der Kraft aber verhält sich zu dem der Ursache wie der Begriff der Substanzen zu dem der Sachen. Die Ursache ist die Sache, die den Ursprung der Veränderung ent- halten soll; ohne alles weitere Kopfbrechen über die Möglichkeit solches Ursprungs. Die Kraft hingegen ist geheimniſsvoll wie die Substanz; sie wird in dem unbe- kannten Innern der letztern gesucht.
Für das metaphysische Nachdenken aber ist die Un- gereimtheit im Begriffe der Kraft auffallender als die im Begriff der Substanz. Denn einer Substanz ihre eigenen Prädicate als inhärirende Bestimmungen, zuzurechnen, und gleichsam das was sie einmal hat, als ihren Besitz anzuerkennen, das scheint minder bedenklich; allein über sie hinausschreitend, ihr ein Prädicat aufzubürden, dessen Spur man auſser ihr selbst, in dem leidenden Gegen- stande suchen muſs; und hinwiederum dem letzteren ein Vermögen zu leiden beyzufügen, das heiſst, eine Möglichkeit, in einer gewissen Rücksicht das Gegentheil dessen zu seyn was er ist: eine solche Anmuthung fällt wohl selbst denjenigen beschwerlich, die in Hinsicht der Substanz mit den gemeinen Begriffen zu- frieden sind; und es sogar übel nehmen, wenn man sie auf diesem Ruhekissen nicht will schlummern lassen.
Die allgemein-metaphysischen Untersuchungen über Substanz und Kraft gehören nicht hieher. Aber aufhel- len müssen wir noch den psychologischen Grund des
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serungen unterwerfen muſs, so oft der Begriff der
Sachen im weitern Nachdenken ein neues Ge-
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zen treten an ihre Stelle. Diese Substanzen bekommen
Kräfte, insofern sie die Träger sind von den neuen
Merkmalen anderer Dinge. Wie dergleichen Kräfte
ihnen angehören mögen, bleibt fürs erste unbestimmt, und
eben so räthselhaft, als wie ihre eignen Accidenzen
ihnen inwohnen können; oder, um ein früheres Beyspiel
anzuführen, wie einem Leibe die Bilder anderer Dinge
und Leiber inwohnen können; (§. 133.). Der Begriff
der Kraft aber verhält sich zu dem der Ursache wie der
Begriff der Substanzen zu dem der Sachen. Die Ursache
ist die Sache, die den Ursprung der Veränderung ent-
halten soll; ohne alles weitere Kopfbrechen über die
Möglichkeit solches Ursprungs. Die Kraft hingegen ist
geheimniſsvoll wie die Substanz; sie wird in dem unbe-
kannten Innern der letztern gesucht.
Für das metaphysische Nachdenken aber ist die Un-
gereimtheit im Begriffe der Kraft auffallender als die im
Begriff der Substanz. Denn einer Substanz ihre eigenen
Prädicate als inhärirende Bestimmungen, zuzurechnen,
und gleichsam das was sie einmal hat, als ihren Besitz
anzuerkennen, das scheint minder bedenklich; allein über
sie hinausschreitend, ihr ein Prädicat aufzubürden, dessen
Spur man auſser ihr selbst, in dem leidenden Gegen-
stande suchen muſs; und hinwiederum dem letzteren ein
Vermögen zu leiden beyzufügen, das heiſst, eine
Möglichkeit, in einer gewissen Rücksicht das
Gegentheil dessen zu seyn was er ist: eine solche
Anmuthung fällt wohl selbst denjenigen beschwerlich, die
in Hinsicht der Substanz mit den gemeinen Begriffen zu-
frieden sind; und es sogar übel nehmen, wenn man sie
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/358>, abgerufen am 27.11.2024.
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