durch die Hand und ihre Bewegungen jeden Augenblick sinnlich dargestellt.
Fünftens: Ebendaselbst erscheint auch der Anfangs- punct aller der Bewegungen, die physiologisch mit körperlichen Gefühlen, und durch diese psychologisch mit den Regungen des Begehrens zusammenhängen, (man sehe §. 129. gegen das Ende;) und die eben dadurch als Handlungen aufgefasst werden, dass sich mit ihnen das Begehrte als Erfolg complicirt. Demnach wird der Sam- melplatz der Bilder zugleich als der Mittelpunct für Be- gehrtes und Verabscheutes, und hiemit in engster Ver- bindung auch als Principium von Veränderungen in den äussern Dingen, also als äusserlich thätig vor- gestellt.
Sechstens: Ebendahin wird auch das innerlich Wahr- genommene mit allen seinen nähern Bestimmungen ver- legt werden, wofern die Bestandtheile des innerlich Wahrgenommenen als Bilder äusserer Dinge erkannt werden, wie nach §. 133. leicht geschieht, sobald zugleich die äussere Wahrnehmung ihren Fortgang hat. Das letz- tere fehlt im Traume; daher gaukelt dieser eine Aussen- welt vor, die beym Erwachen sogleich nach Innen ver- legt, und zu dem Sammelplatze der Bilder hin verwie- sen wird, auch wenn der Traum nichts ungereimtes enthält. --
Nun überlege man, wie diese Complexion, die im Laufe der Zeit unaufhörlich neue Zusätze bekommt, und für die es beym Menschen eine Vergangenheit und eine Zukunft giebt, sich weiter ausbilden müsse.
Die Wahrnehmungen des eigenen Leibes sind ohne Zweifel Anfangs sehr mannigfaltig und mächtig; allein nachdem ihr Kreis durchlaufen ist, ermattet die Empfäng- lichkeit für sie, und sie bilden eine wenig auffallende, ziemlich ruhige Grundlage für das Ganze. Etwas ähnli- ches begegnet mit den körperlichen Gefühlen, die wenig mehr als eine augenblickliche Gewalt haben, und nur da- durch mächtig werden, wenn sie lange Zeit gegenwärtig
II. S
durch die Hand und ihre Bewegungen jeden Augenblick sinnlich dargestellt.
Fünftens: Ebendaselbst erscheint auch der Anfangs- punct aller der Bewegungen, die physiologisch mit körperlichen Gefühlen, und durch diese psychologisch mit den Regungen des Begehrens zusammenhängen, (man sehe §. 129. gegen das Ende;) und die eben dadurch als Handlungen aufgefaſst werden, daſs sich mit ihnen das Begehrte als Erfolg complicirt. Demnach wird der Sam- melplatz der Bilder zugleich als der Mittelpunct für Be- gehrtes und Verabscheutes, und hiemit in engster Ver- bindung auch als Principium von Veränderungen in den äuſsern Dingen, also als äuſserlich thätig vor- gestellt.
Sechstens: Ebendahin wird auch das innerlich Wahr- genommene mit allen seinen nähern Bestimmungen ver- legt werden, wofern die Bestandtheile des innerlich Wahrgenommenen als Bilder äuſserer Dinge erkannt werden, wie nach §. 133. leicht geschieht, sobald zugleich die äuſsere Wahrnehmung ihren Fortgang hat. Das letz- tere fehlt im Traume; daher gaukelt dieser eine Auſsen- welt vor, die beym Erwachen sogleich nach Innen ver- legt, und zu dem Sammelplatze der Bilder hin verwie- sen wird, auch wenn der Traum nichts ungereimtes enthält. —
Nun überlege man, wie diese Complexion, die im Laufe der Zeit unaufhörlich neue Zusätze bekommt, und für die es beym Menschen eine Vergangenheit und eine Zukunft giebt, sich weiter ausbilden müsse.
Die Wahrnehmungen des eigenen Leibes sind ohne Zweifel Anfangs sehr mannigfaltig und mächtig; allein nachdem ihr Kreis durchlaufen ist, ermattet die Empfäng- lichkeit für sie, und sie bilden eine wenig auffallende, ziemlich ruhige Grundlage für das Ganze. Etwas ähnli- ches begegnet mit den körperlichen Gefühlen, die wenig mehr als eine augenblickliche Gewalt haben, und nur da- durch mächtig werden, wenn sie lange Zeit gegenwärtig
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durch die Hand und ihre Bewegungen jeden Augenblick
sinnlich dargestellt.
Fünftens: Ebendaselbst erscheint auch der Anfangs-
punct aller der Bewegungen, die physiologisch mit
körperlichen Gefühlen, und durch diese psychologisch mit
den Regungen des Begehrens zusammenhängen, (man
sehe §. 129. gegen das Ende;) und die eben dadurch als
Handlungen aufgefaſst werden, daſs sich mit ihnen das
Begehrte als Erfolg complicirt. Demnach wird der Sam-
melplatz der Bilder zugleich als der Mittelpunct für Be-
gehrtes und Verabscheutes, und hiemit in engster Ver-
bindung auch als Principium von Veränderungen in
den äuſsern Dingen, also als äuſserlich thätig vor-
gestellt.
Sechstens: Ebendahin wird auch das innerlich Wahr-
genommene mit allen seinen nähern Bestimmungen ver-
legt werden, wofern die Bestandtheile des innerlich
Wahrgenommenen als Bilder äuſserer Dinge erkannt
werden, wie nach §. 133. leicht geschieht, sobald zugleich
die äuſsere Wahrnehmung ihren Fortgang hat. Das letz-
tere fehlt im Traume; daher gaukelt dieser eine Auſsen-
welt vor, die beym Erwachen sogleich nach Innen ver-
legt, und zu dem Sammelplatze der Bilder hin verwie-
sen wird, auch wenn der Traum nichts ungereimtes
enthält. —
Nun überlege man, wie diese Complexion, die im
Laufe der Zeit unaufhörlich neue Zusätze bekommt,
und für die es beym Menschen eine Vergangenheit und
eine Zukunft giebt, sich weiter ausbilden müsse.
Die Wahrnehmungen des eigenen Leibes sind ohne
Zweifel Anfangs sehr mannigfaltig und mächtig; allein
nachdem ihr Kreis durchlaufen ist, ermattet die Empfäng-
lichkeit für sie, und sie bilden eine wenig auffallende,
ziemlich ruhige Grundlage für das Ganze. Etwas ähnli-
ches begegnet mit den körperlichen Gefühlen, die wenig
mehr als eine augenblickliche Gewalt haben, und nur da-
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/308>, abgerufen am 22.11.2024.
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