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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825.

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Augenmerk des Verfassers konnte kein anderes
seyn, als überall die psychologische Analyse in
die Bahn der synthetischen Untersuchung zurück-
zulenken; aus welcher, sobald man sie anzuwen-
den weiss, die Erfahrung begreiflich wird. Der
Selbstthätigkeit solcher Leser, die dem Buche
von vorne herein nicht überall folgen konnten,
bleibt es überlassen, sich das ganze Werk nach
ihrem Bedürfnisse umzuwenden; dergestalt,
dass sie aus der Analyse auf die dazu gehörige
Synthesis zurück schliessen, und aus jener sich
diese, soweit sie können, verständlich machen.
Dies wird ihnen grossentheils gelingen; denn
man braucht weniger die Rechnung selbst, als
den allgemeinen Begriff derselben, um wenig-
stens von dem gröbern Theile der bisher herr-
schenden Irrthümer sich zu befreyen. Hingegen
vollkommenere Ausführung des Ganzen wird
durchaus einen sehr gebildeten mathematischen
Geist erfordern; der sich aus den synthetischen
Principien mancherley mögliche Fälle zu con-
struiren vermöge, um diejenigen auszuwählen,
die zu gegebenen psychologischen Phänomenen
passen. Der Verfasser hat sich nie für einen
Mathematiker gehalten; er weiss nur zu gut, wie-
viel er Andern zu thun übrig lässt.

Was der Aufmerksamkeit des Lesers am
meisten muss empfohlen werden, ist das Stu-
dium der Lehre von den Reihenformen; auf
welche, gewiss gegen die allgemeine Erwartung,
beynahe die ganze Untersuchung über die soge-
nannnten Kategorien zurückführt *); und ohne

*) Man hätte dies gleichwohl schon längst vor der ge-

Augenmerk des Verfassers konnte kein anderes
seyn, als überall die psychologische Analyse in
die Bahn der synthetischen Untersuchung zurück-
zulenken; aus welcher, sobald man sie anzuwen-
den weiſs, die Erfahrung begreiflich wird. Der
Selbstthätigkeit solcher Leser, die dem Buche
von vorne herein nicht überall folgen konnten,
bleibt es überlassen, sich das ganze Werk nach
ihrem Bedürfnisse umzuwenden; dergestalt,
daſs sie aus der Analyse auf die dazu gehörige
Synthesis zurück schlieſsen, und aus jener sich
diese, soweit sie können, verständlich machen.
Dies wird ihnen groſsentheils gelingen; denn
man braucht weniger die Rechnung selbst, als
den allgemeinen Begriff derselben, um wenig-
stens von dem gröbern Theile der bisher herr-
schenden Irrthümer sich zu befreyen. Hingegen
vollkommenere Ausführung des Ganzen wird
durchaus einen sehr gebildeten mathematischen
Geist erfordern; der sich aus den synthetischen
Principien mancherley mögliche Fälle zu con-
struiren vermöge, um diejenigen auszuwählen,
die zu gegebenen psychologischen Phänomenen
passen. Der Verfasser hat sich nie für einen
Mathematiker gehalten; er weiſs nur zu gut, wie-
viel er Andern zu thun übrig läſst.

Was der Aufmerksamkeit des Lesers am
meisten muſs empfohlen werden, ist das Stu-
dium der Lehre von den Reihenformen; auf
welche, gewiſs gegen die allgemeine Erwartung,
beynahe die ganze Untersuchung über die soge-
nannnten Kategorien zurückführt *); und ohne

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[XXIII/0030] Augenmerk des Verfassers konnte kein anderes seyn, als überall die psychologische Analyse in die Bahn der synthetischen Untersuchung zurück- zulenken; aus welcher, sobald man sie anzuwen- den weiſs, die Erfahrung begreiflich wird. Der Selbstthätigkeit solcher Leser, die dem Buche von vorne herein nicht überall folgen konnten, bleibt es überlassen, sich das ganze Werk nach ihrem Bedürfnisse umzuwenden; dergestalt, daſs sie aus der Analyse auf die dazu gehörige Synthesis zurück schlieſsen, und aus jener sich diese, soweit sie können, verständlich machen. Dies wird ihnen groſsentheils gelingen; denn man braucht weniger die Rechnung selbst, als den allgemeinen Begriff derselben, um wenig- stens von dem gröbern Theile der bisher herr- schenden Irrthümer sich zu befreyen. Hingegen vollkommenere Ausführung des Ganzen wird durchaus einen sehr gebildeten mathematischen Geist erfordern; der sich aus den synthetischen Principien mancherley mögliche Fälle zu con- struiren vermöge, um diejenigen auszuwählen, die zu gegebenen psychologischen Phänomenen passen. Der Verfasser hat sich nie für einen Mathematiker gehalten; er weiſs nur zu gut, wie- viel er Andern zu thun übrig läſst. Was der Aufmerksamkeit des Lesers am meisten muſs empfohlen werden, ist das Stu- dium der Lehre von den Reihenformen; auf welche, gewiſs gegen die allgemeine Erwartung, beynahe die ganze Untersuchung über die soge- nannnten Kategorien zurückführt *); und ohne *) Man hätte dies gleichwohl schon längst vor der ge-

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. XXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/30>, abgerufen am 24.11.2024.