Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyter Abschnitt.
Von der menschlichen Ausbildung
insbesondere.

Erstes Capitel.
Von den Hülfsmitteln der Ausbildung, welche
dem Menschen von Natur eigen sind; und
von deren Erfolgen, den Kategorien der
innern Apperception.
§. 129.

Weder beweisen noch auch nur wahrscheinlich machen
lässt sich die Hypothese, dass die menschlichen Seelen
eine eigene Art von Seelen ausmachen, in deren Be-
schaffenheit ursprünglich die menschliche Ausbildung vor-
bestimmt sey. Vollends eine Mehrheit von Anlagen in
dem einfachen Wesen der Seele, ist eine metaphysische
Ungereimtheit; wie wir mehrmals erinnert haben.

Die analytische Untersuchung über das Eigenthüm-
lich-Menschliche muss von solchen Thatsachen ausgehn,
die zu den unbezweifelten Grund-Charakteren der Mensch-
heit gehören. Sie muss zuerst die nächsten und offen-
barsten Folgen derselben hervorheben, und alsdann zu-
sehen, welche nähere Bestimmungen sich aus deren Ver-
bindung mit der allgemeinen Beschaffenheit des geistigen
Lebens ergeben.


Zweyter Abschnitt.
Von der menschlichen Ausbildung
insbesondere.

Erstes Capitel.
Von den Hülfsmitteln der Ausbildung, welche
dem Menschen von Natur eigen sind; und
von deren Erfolgen, den Kategorien der
innern Apperception.
§. 129.

Weder beweisen noch auch nur wahrscheinlich machen
läſst sich die Hypothese, daſs die menschlichen Seelen
eine eigene Art von Seelen ausmachen, in deren Be-
schaffenheit ursprünglich die menschliche Ausbildung vor-
bestimmt sey. Vollends eine Mehrheit von Anlagen in
dem einfachen Wesen der Seele, ist eine metaphysische
Ungereimtheit; wie wir mehrmals erinnert haben.

Die analytische Untersuchung über das Eigenthüm-
lich-Menschliche muſs von solchen Thatsachen ausgehn,
die zu den unbezweifelten Grund-Charakteren der Mensch-
heit gehören. Sie muſs zuerst die nächsten und offen-
barsten Folgen derselben hervorheben, und alsdann zu-
sehen, welche nähere Bestimmungen sich aus deren Ver-
bindung mit der allgemeinen Beschaffenheit des geistigen
Lebens ergeben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0265" n="[230]"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Zweyter Abschnitt</hi></hi>.<lb/>
Von der menschlichen Ausbildung<lb/>
insbesondere.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Erstes Capitel</hi></hi>.<lb/>
Von den Hülfsmitteln der Ausbildung, welche<lb/>
dem Menschen von Natur eigen sind; und<lb/>
von deren Erfolgen, den Kategorien der<lb/>
innern Apperception.</head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 129.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">W</hi>eder beweisen noch auch nur wahrscheinlich machen<lb/>&#x017F;st sich die Hypothese, da&#x017F;s die menschlichen Seelen<lb/>
eine eigene Art von Seelen ausmachen, in deren Be-<lb/>
schaffenheit ursprünglich die menschliche Ausbildung vor-<lb/>
bestimmt sey. Vollends eine Mehrheit von Anlagen in<lb/>
dem einfachen Wesen der Seele, ist eine metaphysische<lb/>
Ungereimtheit; wie wir mehrmals erinnert haben.</p><lb/>
              <p>Die analytische Untersuchung über das Eigenthüm-<lb/>
lich-Menschliche mu&#x017F;s von solchen Thatsachen ausgehn,<lb/>
die zu den unbezweifelten Grund-Charakteren der Mensch-<lb/>
heit gehören. Sie mu&#x017F;s zuerst die nächsten und offen-<lb/>
barsten Folgen derselben hervorheben, und alsdann zu-<lb/>
sehen, welche nähere Bestimmungen sich aus deren Ver-<lb/>
bindung mit der allgemeinen Beschaffenheit des geistigen<lb/>
Lebens ergeben.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[230]/0265] Zweyter Abschnitt. Von der menschlichen Ausbildung insbesondere. Erstes Capitel. Von den Hülfsmitteln der Ausbildung, welche dem Menschen von Natur eigen sind; und von deren Erfolgen, den Kategorien der innern Apperception. §. 129. Weder beweisen noch auch nur wahrscheinlich machen läſst sich die Hypothese, daſs die menschlichen Seelen eine eigene Art von Seelen ausmachen, in deren Be- schaffenheit ursprünglich die menschliche Ausbildung vor- bestimmt sey. Vollends eine Mehrheit von Anlagen in dem einfachen Wesen der Seele, ist eine metaphysische Ungereimtheit; wie wir mehrmals erinnert haben. Die analytische Untersuchung über das Eigenthüm- lich-Menschliche muſs von solchen Thatsachen ausgehn, die zu den unbezweifelten Grund-Charakteren der Mensch- heit gehören. Sie muſs zuerst die nächsten und offen- barsten Folgen derselben hervorheben, und alsdann zu- sehen, welche nähere Bestimmungen sich aus deren Ver- bindung mit der allgemeinen Beschaffenheit des geistigen Lebens ergeben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/265
Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. [230]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/265>, abgerufen am 22.12.2024.