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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825.

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ten nicht alle begleitenden Umstände gleich zu seyn
pflegen.

Stehen wir nun zuvörderst still bey zweyen gleichar-
tigen Wahrnehmungen: so ist offenbar, dass während
der zweyten sich die erste als Einbildung reproducirt,
und zwar sammt den Verschmelzungen und Complicatio-
nen, in die sie als Wahrnehmung gerathen war. Na-
mentlich also werden die räumlichen Associationen wie-
der ins Bewusstseyn kommen.

Gehen wir zur dritten unter den gleichartigen Wahr-
nehmungen, so reproduciren sich die erste und zweyte,
jede mit ihren Verbindungen. Aber hier giebt es schon
eine Hemmung, indem die Verbindungen der einen und
der andern sich nicht gleich seyn werden.

Gehn wir aber zur zehnten, zur hunderten, zur tau-
senden jener wiederhohlten Wahrnehmungen: so ist
offenbar, dass die verschiedenartigen Associationen aller
vorhergehenden sich bey deren Reproduction so gut als
auslöschen müssen. Dabey kann denn freylich auch von
jeder einzelnen unter den gleichartigen Reproducirten nur
ein geringes Quantum ins Bewusstseyn kommen, weil auf
sie die Hemmung, die ihre Verschmolzenen leiden, zum
Theil fortwirkt. Allein alle zusammengenommen ergeben
dennoch ein bedeutendes Quantum, welches eine einzige
Totalkraft ausmacht. Das Vorgestellte dieser Totalkraft
nun wird einem Begriffe sehr nahe kommen. Hiemit
hängt die Untersuchung des §. 101. zusammen. Wenn
zwey Reihen von gleichartigen Anfangspuncten zu entge-
gengesetzten Gliedern fortlaufen: so entsteht eine wach-
sende
Hemmung; je öfter dies unter mehrern Reihen
sich wiederhohlt, desto mehr verkürzen sich die Rei-
hen, weil durch die Hemmung die hintern Glieder un-
merklich werden; endlich geht die Verkürzung beynahe
in Isolirung über, wenn sich die hintern Glieder so
gut als ganz aufheben.

Man mache sich nun dieses durch Beyspiele klärer.
Wir haben einen und denselben Menschen, in allerley

ten nicht alle begleitenden Umstände gleich zu seyn
pflegen.

Stehen wir nun zuvörderst still bey zweyen gleichar-
tigen Wahrnehmungen: so ist offenbar, daſs während
der zweyten sich die erste als Einbildung reproducirt,
und zwar sammt den Verschmelzungen und Complicatio-
nen, in die sie als Wahrnehmung gerathen war. Na-
mentlich also werden die räumlichen Associationen wie-
der ins Bewuſstseyn kommen.

Gehen wir zur dritten unter den gleichartigen Wahr-
nehmungen, so reproduciren sich die erste und zweyte,
jede mit ihren Verbindungen. Aber hier giebt es schon
eine Hemmung, indem die Verbindungen der einen und
der andern sich nicht gleich seyn werden.

Gehn wir aber zur zehnten, zur hunderten, zur tau-
senden jener wiederhohlten Wahrnehmungen: so ist
offenbar, daſs die verschiedenartigen Associationen aller
vorhergehenden sich bey deren Reproduction so gut als
auslöschen müssen. Dabey kann denn freylich auch von
jeder einzelnen unter den gleichartigen Reproducirten nur
ein geringes Quantum ins Bewuſstseyn kommen, weil auf
sie die Hemmung, die ihre Verschmolzenen leiden, zum
Theil fortwirkt. Allein alle zusammengenommen ergeben
dennoch ein bedeutendes Quantum, welches eine einzige
Totalkraft ausmacht. Das Vorgestellte dieser Totalkraft
nun wird einem Begriffe sehr nahe kommen. Hiemit
hängt die Untersuchung des §. 101. zusammen. Wenn
zwey Reihen von gleichartigen Anfangspuncten zu entge-
gengesetzten Gliedern fortlaufen: so entsteht eine wach-
sende
Hemmung; je öfter dies unter mehrern Reihen
sich wiederhohlt, desto mehr verkürzen sich die Rei-
hen, weil durch die Hemmung die hintern Glieder un-
merklich werden; endlich geht die Verkürzung beynahe
in Isolirung über, wenn sich die hintern Glieder so
gut als ganz aufheben.

Man mache sich nun dieses durch Beyspiele klärer.
Wir haben einen und denselben Menschen, in allerley

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[182/0217] ten nicht alle begleitenden Umstände gleich zu seyn pflegen. Stehen wir nun zuvörderst still bey zweyen gleichar- tigen Wahrnehmungen: so ist offenbar, daſs während der zweyten sich die erste als Einbildung reproducirt, und zwar sammt den Verschmelzungen und Complicatio- nen, in die sie als Wahrnehmung gerathen war. Na- mentlich also werden die räumlichen Associationen wie- der ins Bewuſstseyn kommen. Gehen wir zur dritten unter den gleichartigen Wahr- nehmungen, so reproduciren sich die erste und zweyte, jede mit ihren Verbindungen. Aber hier giebt es schon eine Hemmung, indem die Verbindungen der einen und der andern sich nicht gleich seyn werden. Gehn wir aber zur zehnten, zur hunderten, zur tau- senden jener wiederhohlten Wahrnehmungen: so ist offenbar, daſs die verschiedenartigen Associationen aller vorhergehenden sich bey deren Reproduction so gut als auslöschen müssen. Dabey kann denn freylich auch von jeder einzelnen unter den gleichartigen Reproducirten nur ein geringes Quantum ins Bewuſstseyn kommen, weil auf sie die Hemmung, die ihre Verschmolzenen leiden, zum Theil fortwirkt. Allein alle zusammengenommen ergeben dennoch ein bedeutendes Quantum, welches eine einzige Totalkraft ausmacht. Das Vorgestellte dieser Totalkraft nun wird einem Begriffe sehr nahe kommen. Hiemit hängt die Untersuchung des §. 101. zusammen. Wenn zwey Reihen von gleichartigen Anfangspuncten zu entge- gengesetzten Gliedern fortlaufen: so entsteht eine wach- sende Hemmung; je öfter dies unter mehrern Reihen sich wiederhohlt, desto mehr verkürzen sich die Rei- hen, weil durch die Hemmung die hintern Glieder un- merklich werden; endlich geht die Verkürzung beynahe in Isolirung über, wenn sich die hintern Glieder so gut als ganz aufheben. Man mache sich nun dieses durch Beyspiele klärer. Wir haben einen und denselben Menschen, in allerley

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/217>, abgerufen am 24.11.2024.