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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825.

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Ohne Mühe sieht man: es muss ein mannigfaltiges
Vorstellen seyn; ferner ein verbundenes und geordnetes.
Ja die Ordnung lässt sich näher bestimmen. Sie muss
für jede Dimension gleichen der Ordnung der Buchsta-
ben a, b, c, d, e, u. s. w.; dergestalt, dass jeder von
diesen der erste seyn könne, aber dass zwey bestimmte
andre, (die nächsten zu beyden Seiten,) mit ihm zuerst
verbunden seyen, noch zwey andre nur mit der Ver-
bindung jener mit ihm
, und so ferner. Sey c der
erste; mit ihm sind ohne weiteres verbunden b und d;
hingegen a und e nur mit der Verbindung des b mit c,
und des d mit c. Sey b der erste; so ist mit ihm ohne
weiteres verbunden c, aber d mit b nur so fern c mit b
verbunden ist.

Doch diese analytische Betrachtung des räumlichen
Vorstellens, und der Erscheinung eines Neben einan-
der
geordneten, würde entweder gar nicht, oder nur mit
grossem Aufwande künstlicher Speculation so weit fort-
geführt werden können, bis sich aus ihr die wirkliche
geistige Thätigkeit, die dabey zum Grunde liegt, mit Be-
stimmtheit erkennen liesse. -- Die Synthesis muss uns
zu Hülfe kommen; ja sie bietet sie uns dar, auf eine
völlig unzweydeutige Weise.

§. 111.

Wir wollen zuvörderst versuchen, den Leser so
schnell und so gerade als möglich auf den Hauptpunct
hinzuweisen; ohne uns gleich in das Einzelne der nöthi-
gen Erläuterungen zu verlieren.

Aus der so eben angestellten analytischen Betrach-
tung (die übrigens auf die Zeit und die Zahl eben so
gut passt als auf den Raum,) lässt sich wenigstens so
viel erkennen, dass auf Abstufungen in der Verbin-
dung der Vorstellungen
alles ankommen müsse.

Diese haben wir aber in der Mechanik des Geistes,
(§. 86--91. und §. 100.) mit einer früherhin niemals er-
reichten Genauigkeit kennen gelernt. Und hieher sind
wir demnach durch die Analyse gewiesen; es fragt sich

Ohne Mühe sieht man: es muſs ein mannigfaltiges
Vorstellen seyn; ferner ein verbundenes und geordnetes.
Ja die Ordnung läſst sich näher bestimmen. Sie muſs
für jede Dimension gleichen der Ordnung der Buchsta-
ben a, b, c, d, e, u. s. w.; dergestalt, daſs jeder von
diesen der erste seyn könne, aber daſs zwey bestimmte
andre, (die nächsten zu beyden Seiten,) mit ihm zuerst
verbunden seyen, noch zwey andre nur mit der Ver-
bindung jener mit ihm
, und so ferner. Sey c der
erste; mit ihm sind ohne weiteres verbunden b und d;
hingegen a und e nur mit der Verbindung des b mit c,
und des d mit c. Sey b der erste; so ist mit ihm ohne
weiteres verbunden c, aber d mit b nur so fern c mit b
verbunden ist.

Doch diese analytische Betrachtung des räumlichen
Vorstellens, und der Erscheinung eines Neben einan-
der
geordneten, würde entweder gar nicht, oder nur mit
groſsem Aufwande künstlicher Speculation so weit fort-
geführt werden können, bis sich aus ihr die wirkliche
geistige Thätigkeit, die dabey zum Grunde liegt, mit Be-
stimmtheit erkennen lieſse. — Die Synthesis muſs uns
zu Hülfe kommen; ja sie bietet sie uns dar, auf eine
völlig unzweydeutige Weise.

§. 111.

Wir wollen zuvörderst versuchen, den Leser so
schnell und so gerade als möglich auf den Hauptpunct
hinzuweisen; ohne uns gleich in das Einzelne der nöthi-
gen Erläuterungen zu verlieren.

Aus der so eben angestellten analytischen Betrach-
tung (die übrigens auf die Zeit und die Zahl eben so
gut paſst als auf den Raum,) läſst sich wenigstens so
viel erkennen, daſs auf Abstufungen in der Verbin-
dung der Vorstellungen
alles ankommen müsse.

Diese haben wir aber in der Mechanik des Geistes,
(§. 86—91. und §. 100.) mit einer früherhin niemals er-
reichten Genauigkeit kennen gelernt. Und hieher sind
wir demnach durch die Analyse gewiesen; es fragt sich

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[125/0160] Ohne Mühe sieht man: es muſs ein mannigfaltiges Vorstellen seyn; ferner ein verbundenes und geordnetes. Ja die Ordnung läſst sich näher bestimmen. Sie muſs für jede Dimension gleichen der Ordnung der Buchsta- ben a, b, c, d, e, u. s. w.; dergestalt, daſs jeder von diesen der erste seyn könne, aber daſs zwey bestimmte andre, (die nächsten zu beyden Seiten,) mit ihm zuerst verbunden seyen, noch zwey andre nur mit der Ver- bindung jener mit ihm, und so ferner. Sey c der erste; mit ihm sind ohne weiteres verbunden b und d; hingegen a und e nur mit der Verbindung des b mit c, und des d mit c. Sey b der erste; so ist mit ihm ohne weiteres verbunden c, aber d mit b nur so fern c mit b verbunden ist. Doch diese analytische Betrachtung des räumlichen Vorstellens, und der Erscheinung eines Neben einan- der geordneten, würde entweder gar nicht, oder nur mit groſsem Aufwande künstlicher Speculation so weit fort- geführt werden können, bis sich aus ihr die wirkliche geistige Thätigkeit, die dabey zum Grunde liegt, mit Be- stimmtheit erkennen lieſse. — Die Synthesis muſs uns zu Hülfe kommen; ja sie bietet sie uns dar, auf eine völlig unzweydeutige Weise. §. 111. Wir wollen zuvörderst versuchen, den Leser so schnell und so gerade als möglich auf den Hauptpunct hinzuweisen; ohne uns gleich in das Einzelne der nöthi- gen Erläuterungen zu verlieren. Aus der so eben angestellten analytischen Betrach- tung (die übrigens auf die Zeit und die Zahl eben so gut paſst als auf den Raum,) läſst sich wenigstens so viel erkennen, daſs auf Abstufungen in der Verbin- dung der Vorstellungen alles ankommen müsse. Diese haben wir aber in der Mechanik des Geistes, (§. 86—91. und §. 100.) mit einer früherhin niemals er- reichten Genauigkeit kennen gelernt. Und hieher sind wir demnach durch die Analyse gewiesen; es fragt sich

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/160>, abgerufen am 25.11.2024.