entsteht eine Vorstellungsreihe, deren Anordnung durch die Qualität der Vorstellungen bestimmt ist.
Im analytischen Theile werden wir auf diesen Gegen- stand seiner grossen Wichtigkeit wegen, zurückkommen, und ihn dort nochmals in Verbindung mit seinen An- wendungen auf die Erklärung der psychologischen Phä- nomene in Betracht ziehn.
Hier wollen wir, damit der Leser sich in die Sache hineindenke, nur irgend eine Vorstellung aus der Mitte einer Reihe, ins Auge fassen. Es gilt von ihr der merkwürdige Satz, dass ihr ein Weiterstreben beywohnt, wodurch sie eine Wirkung wider sich selbst ausübt, um anderen Platz zu machen; unter der Voraussetzung, dass zwischen den ihr in der Reihe vorher- gehenden und nachfolgenden, Gegensatz vorhanden sey.
Man betrachte noch einmal das obige Schema, und in ihm die Vorstellung c. Es ist ihr, vermöge der ein- gegangenen Verbindung, wesentlich, dass mit ihr der Rest R von b, und der Rest r' von azugleich im Be- wusstseyn gegenwärtig sey; hierauf ist ihr Streben in dem- selben Grade gerichtet, womit sie sich selbst im Bewusst- seyn zu erhalten, oder sich in dasselbe zu erheben sucht; denn das ganzec ist mit R und r' verschmolzen. Aber es ist ihr auch, wenn gleich in abnehmendem Grade, wesentlich, dass sie allmählig das ganzed, das ganze e, das ganzef, u. s. w. hervorrufe. Wenn nun d, e, f, dem b und a entgegengesetzt sind, so ist ein Streben, d, e, f zu erheben, zugleich ein Druck auf b und a, folg- lich auch auf das mit ihnen verbundene c selbst. Also wirkt c wider sich selbst; und man würde sich irren, wenn man glaubte, diese Wirkung zerstöre sich selbst. Denn angenommen, c sinke wirklich bis auf den Rest r, so verliert es damit noch nichts an seinem Vermögen, d zu erheben; mit welchem es gerade nur durch seinen Rest r verbunden war. Erst wenn es tie- fer, als bis auf diese Grösse r niedergedrückt wird, kann seine Wirkung auf d abnehmen. Gesetzt: es sey nun
bis
entsteht eine Vorstellungsreihe, deren Anordnung durch die Qualität der Vorstellungen bestimmt ist.
Im analytischen Theile werden wir auf diesen Gegen- stand seiner groſsen Wichtigkeit wegen, zurückkommen, und ihn dort nochmals in Verbindung mit seinen An- wendungen auf die Erklärung der psychologischen Phä- nomene in Betracht ziehn.
Hier wollen wir, damit der Leser sich in die Sache hineindenke, nur irgend eine Vorstellung aus der Mitte einer Reihe, ins Auge fassen. Es gilt von ihr der merkwürdige Satz, daſs ihr ein Weiterstreben beywohnt, wodurch sie eine Wirkung wider sich selbst ausübt, um anderen Platz zu machen; unter der Voraussetzung, daſs zwischen den ihr in der Reihe vorher- gehenden und nachfolgenden, Gegensatz vorhanden sey.
Man betrachte noch einmal das obige Schema, und in ihm die Vorstellung c. Es ist ihr, vermöge der ein- gegangenen Verbindung, wesentlich, daſs mit ihr der Rest R von b, und der Rest r' von azugleich im Be- wuſstseyn gegenwärtig sey; hierauf ist ihr Streben in dem- selben Grade gerichtet, womit sie sich selbst im Bewuſst- seyn zu erhalten, oder sich in dasselbe zu erheben sucht; denn das ganzec ist mit R und r' verschmolzen. Aber es ist ihr auch, wenn gleich in abnehmendem Grade, wesentlich, daſs sie allmählig das ganzed, das ganze e, das ganzef, u. s. w. hervorrufe. Wenn nun d, e, f, dem b und a entgegengesetzt sind, so ist ein Streben, d, e, f zu erheben, zugleich ein Druck auf b und a, folg- lich auch auf das mit ihnen verbundene c selbst. Also wirkt c wider sich selbst; und man würde sich irren, wenn man glaubte, diese Wirkung zerstöre sich selbst. Denn angenommen, c sinke wirklich bis auf den Rest ρ, so verliert es damit noch nichts an seinem Vermögen, d zu erheben; mit welchem es gerade nur durch seinen Rest ρ verbunden war. Erst wenn es tie- fer, als bis auf diese Gröſse ρ niedergedrückt wird, kann seine Wirkung auf d abnehmen. Gesetzt: es sey nun
bis
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entsteht eine Vorstellungsreihe, deren Anordnung durch
die Qualität der Vorstellungen bestimmt ist.
Im analytischen Theile werden wir auf diesen Gegen-
stand seiner groſsen Wichtigkeit wegen, zurückkommen,
und ihn dort nochmals in Verbindung mit seinen An-
wendungen auf die Erklärung der psychologischen Phä-
nomene in Betracht ziehn.
Hier wollen wir, damit der Leser sich in die Sache
hineindenke, nur irgend eine Vorstellung aus der
Mitte einer Reihe, ins Auge fassen. Es gilt von ihr
der merkwürdige Satz, daſs ihr ein Weiterstreben
beywohnt, wodurch sie eine Wirkung wider sich
selbst ausübt, um anderen Platz zu machen; unter der
Voraussetzung, daſs zwischen den ihr in der Reihe vorher-
gehenden und nachfolgenden, Gegensatz vorhanden sey.
Man betrachte noch einmal das obige Schema, und
in ihm die Vorstellung c. Es ist ihr, vermöge der ein-
gegangenen Verbindung, wesentlich, daſs mit ihr der
Rest R von b, und der Rest r' von a zugleich im Be-
wuſstseyn gegenwärtig sey; hierauf ist ihr Streben in dem-
selben Grade gerichtet, womit sie sich selbst im Bewuſst-
seyn zu erhalten, oder sich in dasselbe zu erheben sucht;
denn das ganze c ist mit R und r' verschmolzen. Aber
es ist ihr auch, wenn gleich in abnehmendem Grade,
wesentlich, daſs sie allmählig das ganze d, das ganze
e, das ganze f, u. s. w. hervorrufe. Wenn nun d, e,
f, dem b und a entgegengesetzt sind, so ist ein Streben,
d, e, f zu erheben, zugleich ein Druck auf b und a, folg-
lich auch auf das mit ihnen verbundene c selbst. Also
wirkt c wider sich selbst; und man würde sich irren,
wenn man glaubte, diese Wirkung zerstöre sich
selbst. Denn angenommen, c sinke wirklich bis auf
den Rest ρ, so verliert es damit noch nichts an seinem
Vermögen, d zu erheben; mit welchem es gerade nur
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fer, als bis auf diese Gröſse ρ niedergedrückt wird, kann
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/372>, abgerufen am 22.11.2024.
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