zung aber kaum bedeutend seyn kann, eben wegen des vermehrten Conflicts.
Bey nahe stehenden Vorstellungen hätten wir auch noch die Verschmelzung vor der Hemmung in Betracht zu ziehn (§. 72.). Allein wir können grössere Hemmungs- grade voraussetzen, um auch diesen Umstand zu besei- tigen.
Da wir nun bloss den veränderlichen Widerstand des Wahrgenommenen ins Auge fassen: so sey die Kraft, welche dasselbe dem Druck der Hemmungssumme entge- gensetzt, vorläufig =x; alsdann lässt sich der Bruch, welcher das von dem Wahrgenommenen zu hemmende Quotum bezeichnet, durch
[Formel 1]
ausdrücken, wenn c und `c ein paar Constanten sind, die man aus den frü- hern Vorstellungen und den zugehörigen Hemmungsgra- den herleiten muss. (Man vergleiche §. 54., und daselbst für drey Vorstellungen die Formel, welche das Ge- hemmte der schwächsten Vorstellung anzeigt. Dieses ist
[Formel 2]
, das dortige abth heisse hier `c, das dortige be+ae, womit die schwächste Vorstellung, dort c, hier x, multiplicirt ist, -- wird jetzo durch c bezeichnet.)
Nun aber tritt die grösste Schwierigkeit hervor. Was soll x seyn? Es wäre =z oder =ph(1--e--bt), wenn am Ende der Zeit t alles während derselben Gegebene als eine Gesammtkraft wirken, und sich der Hemmung widersetzen könnte. Aber die Hemmung hat vom Anfang an das Wahrgenommene verdunkelt; sie hat nur eine mangelhafte Verschmelzung des später mit dem früher gegebenen gestattet. Hätte sie jedes Element des Vor- stellens, so wie es erzeugt war, auch vollständig auf die Schwelle des Bewusstseyns niederdrücken können, so wäre gar kein Widerstand vorhanden, denn die Summe aller vereinzelten, unendlich kleinen Elemente, vermag gar nichts wider die vorhandenen endlichen Kräfte. Irgend etwas von Totalkräften muss durch Verschmelzung jener
I. X
zung aber kaum bedeutend seyn kann, eben wegen des vermehrten Conflicts.
Bey nahe stehenden Vorstellungen hätten wir auch noch die Verschmelzung vor der Hemmung in Betracht zu ziehn (§. 72.). Allein wir können gröſsere Hemmungs- grade voraussetzen, um auch diesen Umstand zu besei- tigen.
Da wir nun bloſs den veränderlichen Widerstand des Wahrgenommenen ins Auge fassen: so sey die Kraft, welche dasselbe dem Druck der Hemmungssumme entge- gensetzt, vorläufig =x; alsdann läſst sich der Bruch, welcher das von dem Wahrgenommenen zu hemmende Quotum bezeichnet, durch
[Formel 1]
ausdrücken, wenn c und ‵c ein paar Constanten sind, die man aus den frü- hern Vorstellungen und den zugehörigen Hemmungsgra- den herleiten muſs. (Man vergleiche §. 54., und daselbst für drey Vorstellungen die Formel, welche das Ge- hemmte der schwächsten Vorstellung anzeigt. Dieses ist
[Formel 2]
, das dortige abϑ heiſse hier ‵c, das dortige bε+aη, womit die schwächste Vorstellung, dort c, hier x, multiplicirt ist, — wird jetzo durch c bezeichnet.)
Nun aber tritt die gröſste Schwierigkeit hervor. Was soll x seyn? Es wäre =z oder =φ(1—e—βt), wenn am Ende der Zeit t alles während derselben Gegebene als eine Gesammtkraft wirken, und sich der Hemmung widersetzen könnte. Aber die Hemmung hat vom Anfang an das Wahrgenommene verdunkelt; sie hat nur eine mangelhafte Verschmelzung des später mit dem früher gegebenen gestattet. Hätte sie jedes Element des Vor- stellens, so wie es erzeugt war, auch vollständig auf die Schwelle des Bewuſstseyns niederdrücken können, so wäre gar kein Widerstand vorhanden, denn die Summe aller vereinzelten, unendlich kleinen Elemente, vermag gar nichts wider die vorhandenen endlichen Kräfte. Irgend etwas von Totalkräften muſs durch Verschmelzung jener
I. X
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0341"n="321"/>
zung aber kaum bedeutend seyn kann, eben wegen des<lb/>
vermehrten Conflicts.</p><lb/><p>Bey nahe stehenden Vorstellungen hätten wir auch<lb/>
noch die Verschmelzung <hirendition="#g">vor</hi> der Hemmung in Betracht<lb/>
zu ziehn (§. 72.). Allein wir können gröſsere Hemmungs-<lb/>
grade voraussetzen, um auch diesen Umstand zu besei-<lb/>
tigen.</p><lb/><p>Da wir nun bloſs den veränderlichen Widerstand<lb/>
des Wahrgenommenen ins Auge fassen: so sey die Kraft,<lb/>
welche dasselbe dem Druck der Hemmungssumme entge-<lb/>
gensetzt, vorläufig =<hirendition="#i">x</hi>; alsdann läſst sich der Bruch,<lb/>
welcher das von dem Wahrgenommenen zu hemmende<lb/>
Quotum bezeichnet, durch <formula/> ausdrücken, wenn <hirendition="#i">c</hi><lb/>
und <hirendition="#i">‵c</hi> ein paar Constanten sind, die man aus den frü-<lb/>
hern Vorstellungen und den zugehörigen Hemmungsgra-<lb/>
den herleiten muſs. (Man vergleiche §. 54., und daselbst<lb/>
für drey Vorstellungen die Formel, welche das Ge-<lb/>
hemmte der schwächsten Vorstellung anzeigt. Dieses ist<lb/><formula/>, das dortige <hirendition="#i">abϑ</hi> heiſse hier <hirendition="#i">‵c</hi>, das<lb/>
dortige <hirendition="#i">bε</hi>+<hirendition="#i">aη</hi>, womit die schwächste Vorstellung, dort <hirendition="#i">c</hi>,<lb/>
hier <hirendition="#i">x</hi>, multiplicirt ist, — wird jetzo durch <hirendition="#i">c</hi> bezeichnet.)</p><lb/><p>Nun aber tritt die gröſste Schwierigkeit hervor. Was<lb/>
soll <hirendition="#i">x</hi> seyn? Es wäre =<hirendition="#i">z</hi> oder =<hirendition="#i">φ</hi>(1—<hirendition="#i">e</hi><hirendition="#sup">—<hirendition="#i">βt</hi></hi>), wenn<lb/>
am Ende der Zeit <hirendition="#i">t</hi> alles während derselben Gegebene<lb/>
als eine Gesammtkraft wirken, und sich der Hemmung<lb/>
widersetzen könnte. Aber die Hemmung hat vom Anfang<lb/>
an das Wahrgenommene verdunkelt; sie hat nur eine<lb/>
mangelhafte Verschmelzung des später mit dem früher<lb/>
gegebenen gestattet. Hätte sie jedes Element des Vor-<lb/>
stellens, so wie es erzeugt war, auch vollständig auf die<lb/>
Schwelle des Bewuſstseyns niederdrücken können, so<lb/>
wäre gar kein Widerstand vorhanden, denn die Summe<lb/>
aller vereinzelten, unendlich kleinen Elemente, vermag gar<lb/>
nichts wider die vorhandenen endlichen Kräfte. Irgend<lb/>
etwas von Totalkräften muſs durch Verschmelzung jener<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#i">I.</hi> X</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[321/0341]
zung aber kaum bedeutend seyn kann, eben wegen des
vermehrten Conflicts.
Bey nahe stehenden Vorstellungen hätten wir auch
noch die Verschmelzung vor der Hemmung in Betracht
zu ziehn (§. 72.). Allein wir können gröſsere Hemmungs-
grade voraussetzen, um auch diesen Umstand zu besei-
tigen.
Da wir nun bloſs den veränderlichen Widerstand
des Wahrgenommenen ins Auge fassen: so sey die Kraft,
welche dasselbe dem Druck der Hemmungssumme entge-
gensetzt, vorläufig =x; alsdann läſst sich der Bruch,
welcher das von dem Wahrgenommenen zu hemmende
Quotum bezeichnet, durch [FORMEL] ausdrücken, wenn c
und ‵c ein paar Constanten sind, die man aus den frü-
hern Vorstellungen und den zugehörigen Hemmungsgra-
den herleiten muſs. (Man vergleiche §. 54., und daselbst
für drey Vorstellungen die Formel, welche das Ge-
hemmte der schwächsten Vorstellung anzeigt. Dieses ist
[FORMEL], das dortige abϑ heiſse hier ‵c, das
dortige bε+aη, womit die schwächste Vorstellung, dort c,
hier x, multiplicirt ist, — wird jetzo durch c bezeichnet.)
Nun aber tritt die gröſste Schwierigkeit hervor. Was
soll x seyn? Es wäre =z oder =φ(1—e—βt), wenn
am Ende der Zeit t alles während derselben Gegebene
als eine Gesammtkraft wirken, und sich der Hemmung
widersetzen könnte. Aber die Hemmung hat vom Anfang
an das Wahrgenommene verdunkelt; sie hat nur eine
mangelhafte Verschmelzung des später mit dem früher
gegebenen gestattet. Hätte sie jedes Element des Vor-
stellens, so wie es erzeugt war, auch vollständig auf die
Schwelle des Bewuſstseyns niederdrücken können, so
wäre gar kein Widerstand vorhanden, denn die Summe
aller vereinzelten, unendlich kleinen Elemente, vermag gar
nichts wider die vorhandenen endlichen Kräfte. Irgend
etwas von Totalkräften muſs durch Verschmelzung jener
I. X
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/341>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.