Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

genauer zusehn, so kann man dasselbe für willkührliche
Werthe von t berechnen. Z. B.

für t=1 findet sich o=0,19374
- 1,4403 hatten wir o=0,20734
- 2 wird o=0,19231
- 3 - o=0,12889
- 4 - o=0,06638
- 5 - o=0,02465
- 6 - o=0,00322.

Allein dies ist nur die erste Gränzbestimmung. Den-
ken wir uns die Hemmung kleiner, so werden wir ge-
zwungen, die erste Formel A, sammt ihrer Verbesse-
rung im §. 89., anzuwenden. Für die Zahlen unseres
Beyspiels wird
(A) ...... o=0,63105(e--0,28664 t --e--0,85260 t)
und die Verbesserung=--0,00209t4+0,00023t5--0,00005t6
Hieraus ergiebt sich z. B.

für t=1, o=0,20286
- t=1,4403, o=0,22481
- t=3, o=0,06908

Nach dieser Rechnung steigt also o etwas höher,
und sinkt etwas schneller als nach der vorigen. Man
darf sich darüber nicht wundern, denn die Integrale
integralodt, integraldtintegralodt, u. s. w. wodurch o in den spätern Zeit-
theilen vermindert wird, müssen wachsen, wenn o An-
fangs grösser genommen war.

Diese zweyte Rechnung ist nun der Wahrheit näher
als die erste; aber sie lässt sich nicht füglich so ausfüh-
ren, dass man den Zeitpunct fürs Maximum und für o=0
mit Genauigkeit angeben könnte. Daran ist nun auch
für jetzt wenig gelegen, genug, wenn wir wissen, dass es
für die reproducirte Vorstellung ein, von der Stärke der
Vorstellungen, dem Grade ihrer Verbindung und Hem-
mung abhängendes Maximum giebt, und dass sie, nach-
dem es erreicht worden, ungefähr noch einmal so viel
Zeit braucht, um wieder völlig zu sinken. Aber für die
Zukunft können wir nicht bestimmen, was in Dingen die-
ser Art wichtig oder unwichtig sey; denn oft ist Beach-

genauer zusehn, so kann man dasselbe für willkührliche
Werthe von t berechnen. Z. B.

für t=1 findet sich ω=0,19374
‒ 1,4403 hatten wir ω=0,20734
‒ 2 wird ω=0,19231
‒ 3 ‒ ω=0,12889
‒ 4 ‒ ω=0,06638
‒ 5 ‒ ω=0,02465
‒ 6 ‒ ω=0,00322.

Allein dies ist nur die erste Gränzbestimmung. Den-
ken wir uns die Hemmung kleiner, so werden wir ge-
zwungen, die erste Formel A, sammt ihrer Verbesse-
rung im §. 89., anzuwenden. Für die Zahlen unseres
Beyspiels wird
(A) ...... ω=0,63105(e—0,28664 te—0,85260 t)
und die Verbesserung=—0,00209t4+0,00023t5—0,00005t6
Hieraus ergiebt sich z. B.

für t=1, ω=0,20286
t=1,4403, ω=0,22481
t=3, ω=0,06908

Nach dieser Rechnung steigt also ω etwas höher,
und sinkt etwas schneller als nach der vorigen. Man
darf sich darüber nicht wundern, denn die Integrale
∫ωdt, ∫dt∫ωdt, u. s. w. wodurch ω in den spätern Zeit-
theilen vermindert wird, müssen wachsen, wenn ω An-
fangs gröſser genommen war.

Diese zweyte Rechnung ist nun der Wahrheit näher
als die erste; aber sie läſst sich nicht füglich so ausfüh-
ren, daſs man den Zeitpunct fürs Maximum und für ω=0
mit Genauigkeit angeben könnte. Daran ist nun auch
für jetzt wenig gelegen, genug, wenn wir wissen, daſs es
für die reproducirte Vorstellung ein, von der Stärke der
Vorstellungen, dem Grade ihrer Verbindung und Hem-
mung abhängendes Maximum giebt, und daſs sie, nach-
dem es erreicht worden, ungefähr noch einmal so viel
Zeit braucht, um wieder völlig zu sinken. Aber für die
Zukunft können wir nicht bestimmen, was in Dingen die-
ser Art wichtig oder unwichtig sey; denn oft ist Beach-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0328" n="308"/><choice><sic>geuauer</sic><corr>genauer</corr></choice> zusehn, so kann man dasselbe für willkührliche<lb/>
Werthe von <hi rendition="#i">t</hi> berechnen. Z. B.</p><lb/>
              <list>
                <item>für <hi rendition="#i">t</hi>=1 findet sich <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,19374</item><lb/>
                <item>&#x2012; 1,4403 hatten wir <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,20734</item><lb/>
                <item>&#x2012; 2 wird <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,19231</item><lb/>
                <item>&#x2012; 3 &#x2012; <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,12889</item><lb/>
                <item>&#x2012; 4 &#x2012; <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,06638</item><lb/>
                <item>&#x2012; 5 &#x2012; <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,02465</item><lb/>
                <item>&#x2012; 6 &#x2012; <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,00322.</item>
              </list><lb/>
              <p>Allein dies ist nur die erste Gränzbestimmung. Den-<lb/>
ken wir uns die Hemmung kleiner, so werden wir ge-<lb/>
zwungen, die erste Formel <hi rendition="#i">A</hi>, sammt ihrer Verbesse-<lb/>
rung im §. 89., anzuwenden. Für die Zahlen unseres<lb/>
Beyspiels wird<lb/><hi rendition="#c">(<hi rendition="#i">A</hi>) ...... <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,63105(<hi rendition="#i">e</hi><hi rendition="#sup">&#x2014;0,28664 <hi rendition="#i">t</hi></hi> &#x2014;<hi rendition="#i">e</hi><hi rendition="#sup">&#x2014;0,85260 <hi rendition="#i">t</hi></hi>)</hi><lb/>
und die Verbesserung=&#x2014;0,00209<hi rendition="#i">t</hi><hi rendition="#sup">4</hi>+0,00023<hi rendition="#i">t</hi><hi rendition="#sup">5</hi>&#x2014;0,00005<hi rendition="#i">t</hi><hi rendition="#sup">6</hi><lb/>
Hieraus ergiebt sich z. B.</p>
              <list>
                <item>für <hi rendition="#i">t</hi>=1, <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,20286</item><lb/>
                <item>&#x2012; <hi rendition="#i">t</hi>=1,4403, <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,22481</item><lb/>
                <item>&#x2012; <hi rendition="#i">t</hi>=3, <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0,06908</item>
              </list><lb/>
              <p>Nach dieser Rechnung steigt also <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi> etwas höher,<lb/>
und sinkt etwas schneller als nach der vorigen. Man<lb/>
darf sich darüber nicht wundern, denn die Integrale<lb/><hi rendition="#i">&#x222B;&#x03C9;dt</hi>, <hi rendition="#i">&#x222B;dt&#x222B;&#x03C9;dt</hi>, u. s. w. wodurch <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi> in den spätern Zeit-<lb/>
theilen vermindert wird, müssen wachsen, wenn <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi> An-<lb/>
fangs grö&#x017F;ser genommen war.</p><lb/>
              <p>Diese zweyte Rechnung ist nun der Wahrheit näher<lb/>
als die erste; aber sie lä&#x017F;st sich nicht füglich so ausfüh-<lb/>
ren, da&#x017F;s man den Zeitpunct fürs Maximum und für <hi rendition="#i">&#x03C9;</hi>=0<lb/>
mit Genauigkeit angeben könnte. Daran ist nun auch<lb/>
für jetzt wenig gelegen, genug, wenn wir wissen, da&#x017F;s es<lb/>
für die reproducirte Vorstellung ein, von der Stärke der<lb/>
Vorstellungen, dem Grade ihrer Verbindung und Hem-<lb/>
mung abhängendes Maximum giebt, und da&#x017F;s sie, nach-<lb/>
dem es erreicht worden, ungefähr noch einmal so viel<lb/>
Zeit braucht, um wieder völlig zu sinken. Aber für die<lb/>
Zukunft können wir nicht bestimmen, was in Dingen die-<lb/>
ser Art wichtig oder unwichtig sey; denn oft ist Beach-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0328] genauer zusehn, so kann man dasselbe für willkührliche Werthe von t berechnen. Z. B. für t=1 findet sich ω=0,19374 ‒ 1,4403 hatten wir ω=0,20734 ‒ 2 wird ω=0,19231 ‒ 3 ‒ ω=0,12889 ‒ 4 ‒ ω=0,06638 ‒ 5 ‒ ω=0,02465 ‒ 6 ‒ ω=0,00322. Allein dies ist nur die erste Gränzbestimmung. Den- ken wir uns die Hemmung kleiner, so werden wir ge- zwungen, die erste Formel A, sammt ihrer Verbesse- rung im §. 89., anzuwenden. Für die Zahlen unseres Beyspiels wird (A) ...... ω=0,63105(e—0,28664 t —e—0,85260 t) und die Verbesserung=—0,00209t4+0,00023t5—0,00005t6 Hieraus ergiebt sich z. B. für t=1, ω=0,20286 ‒ t=1,4403, ω=0,22481 ‒ t=3, ω=0,06908 Nach dieser Rechnung steigt also ω etwas höher, und sinkt etwas schneller als nach der vorigen. Man darf sich darüber nicht wundern, denn die Integrale ∫ωdt, ∫dt∫ωdt, u. s. w. wodurch ω in den spätern Zeit- theilen vermindert wird, müssen wachsen, wenn ω An- fangs gröſser genommen war. Diese zweyte Rechnung ist nun der Wahrheit näher als die erste; aber sie läſst sich nicht füglich so ausfüh- ren, daſs man den Zeitpunct fürs Maximum und für ω=0 mit Genauigkeit angeben könnte. Daran ist nun auch für jetzt wenig gelegen, genug, wenn wir wissen, daſs es für die reproducirte Vorstellung ein, von der Stärke der Vorstellungen, dem Grade ihrer Verbindung und Hem- mung abhängendes Maximum giebt, und daſs sie, nach- dem es erreicht worden, ungefähr noch einmal so viel Zeit braucht, um wieder völlig zu sinken. Aber für die Zukunft können wir nicht bestimmen, was in Dingen die- ser Art wichtig oder unwichtig sey; denn oft ist Beach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/328
Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/328>, abgerufen am 22.11.2024.