wenn man glauben wollte, grössere P würden überhaupt weniger und schwerer durch die Hülfen gehoben, als klei- nere. Freylich werden sie das, wenn ihr Rest, der mit P verschmolzen ist, gleich geringfügig ausfällt, wie der von schwächeren Vorstellungen. Aber es ist längst ge- zeigt, dass die Reste stärkerer Vorstellungen in einem weit grösseren Verhältnisse die Reste der schwächeren zu übertreffen pflegen; als in welchem Verhältnisse die Vor- stellungen selbst verschieden sind. Daher wird unter gleichen Umständen ein grösseres P auch ein viel be- trächtlicheres r bey sich führen. Und so muss der dritte der obigen vier Sätze vielmehr so gedeutet werden: ein grösseres P wir durch die Hülfe gleichförmiger und anhaltender gehoben; eine schwache Vor- stellung hingegen eilt mehr, und ersetzt für eine kurze Zeit durch ihre Geschwindigkeit den Mangel der Stärke.
Damit r verschiedene Werthe annehmen möge, oder, damit eine und dieselbe Vorstellung P sich in verschie- denem Grade mit verschiedenen verbunden finde: kann man voraussetzen, es sey P allmählig gesunken, und während der Zeit des Sinkens mit mehrern Vorstellun- gen, die nach einander ins Bewusstseyn traten, ver- schmolzen. Es mögen aber auch die verschiedenen Grade der Hemmung und der Stärke bey gleichzeitigen Vorstel- lungen, den erwähnten Unterschied hervorgebracht ha- ben. Immer wird dieses die Folge seyn: Jede der mit verschiedenen Quantis von P Verbundenen, hat ihre eigne Geschwindigkeit; das grössere Quantum ergiebt die grössere, aber auch schnel- ler abnehmende Geschwindigkeit.
Unmittelbar aus der angegebenen Differentialglei- chung ist
[Formel 1]
Es können also P, r, und o unverändert bleiben,
wenn man glauben wollte, gröſsere Π würden überhaupt weniger und schwerer durch die Hülfen gehoben, als klei- nere. Freylich werden sie das, wenn ihr Rest, der mit P verschmolzen ist, gleich geringfügig ausfällt, wie der von schwächeren Vorstellungen. Aber es ist längst ge- zeigt, daſs die Reste stärkerer Vorstellungen in einem weit gröſseren Verhältnisse die Reste der schwächeren zu übertreffen pflegen; als in welchem Verhältnisse die Vor- stellungen selbst verschieden sind. Daher wird unter gleichen Umständen ein gröſseres Π auch ein viel be- trächtlicheres ρ bey sich führen. Und so muſs der dritte der obigen vier Sätze vielmehr so gedeutet werden: ein gröſseres Π wir durch die Hülfe gleichförmiger und anhaltender gehoben; eine schwache Vor- stellung hingegen eilt mehr, und ersetzt für eine kurze Zeit durch ihre Geschwindigkeit den Mangel der Stärke.
Damit r verschiedene Werthe annehmen möge, oder, damit eine und dieselbe Vorstellung P sich in verschie- denem Grade mit verschiedenen verbunden finde: kann man voraussetzen, es sey P allmählig gesunken, und während der Zeit des Sinkens mit mehrern Vorstellun- gen, die nach einander ins Bewuſstseyn traten, ver- schmolzen. Es mögen aber auch die verschiedenen Grade der Hemmung und der Stärke bey gleichzeitigen Vorstel- lungen, den erwähnten Unterschied hervorgebracht ha- ben. Immer wird dieses die Folge seyn: Jede der mit verschiedenen Quantis von P Verbundenen, hat ihre eigne Geschwindigkeit; das gröſsere Quantum ergiebt die gröſsere, aber auch schnel- ler abnehmende Geschwindigkeit.
Unmittelbar aus der angegebenen Differentialglei- chung ist
[Formel 1]
Es können also Π, ρ, und ω unverändert bleiben,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0313"n="293"/>
wenn man glauben wollte, gröſsere Π würden überhaupt<lb/>
weniger und schwerer durch die Hülfen gehoben, als klei-<lb/>
nere. Freylich werden sie das, wenn ihr Rest, der mit<lb/><hirendition="#i">P</hi> verschmolzen ist, gleich geringfügig ausfällt, wie der<lb/>
von schwächeren Vorstellungen. Aber es ist längst ge-<lb/>
zeigt, daſs die Reste stärkerer Vorstellungen in einem<lb/>
weit gröſseren Verhältnisse die Reste der schwächeren zu<lb/>
übertreffen pflegen; als in welchem Verhältnisse die Vor-<lb/>
stellungen selbst verschieden sind. Daher wird unter<lb/>
gleichen Umständen ein gröſseres Π auch ein viel be-<lb/>
trächtlicheres <hirendition="#i">ρ</hi> bey sich führen. Und so muſs der dritte<lb/>
der obigen vier Sätze vielmehr so gedeutet werden: <hirendition="#g">ein<lb/>
gröſseres Π wir durch die Hülfe gleichförmiger<lb/>
und anhaltender gehoben; eine schwache Vor-<lb/>
stellung hingegen eilt mehr, und ersetzt für<lb/>
eine kurze Zeit durch ihre Geschwindigkeit<lb/>
den Mangel der Stärke</hi>.</p><lb/><p>Damit <hirendition="#i">r</hi> verschiedene Werthe annehmen möge, oder,<lb/>
damit eine und dieselbe Vorstellung <hirendition="#i">P</hi> sich in verschie-<lb/>
denem Grade mit verschiedenen verbunden finde: kann<lb/>
man voraussetzen, es sey <hirendition="#i">P</hi> allmählig gesunken, und<lb/>
während der Zeit des Sinkens mit mehrern Vorstellun-<lb/>
gen, die nach einander ins Bewuſstseyn traten, ver-<lb/>
schmolzen. Es mögen aber auch die verschiedenen Grade<lb/>
der Hemmung und der Stärke bey gleichzeitigen Vorstel-<lb/>
lungen, den erwähnten Unterschied hervorgebracht ha-<lb/>
ben. Immer wird dieses die Folge seyn: <hirendition="#g">Jede der mit<lb/>
verschiedenen Quantis von <hirendition="#i">P</hi> Verbundenen,<lb/>
hat ihre eigne Geschwindigkeit; das gröſsere<lb/>
Quantum ergiebt die gröſsere, aber auch schnel-<lb/>
ler abnehmende Geschwindigkeit</hi>.</p><lb/><p>Unmittelbar aus der angegebenen Differentialglei-<lb/>
chung ist<lb/><hirendition="#c"><formula/></hi><lb/></p><p>Es können also Π, <hirendition="#i">ρ</hi>, und <hirendition="#i">ω</hi> unverändert bleiben,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[293/0313]
wenn man glauben wollte, gröſsere Π würden überhaupt
weniger und schwerer durch die Hülfen gehoben, als klei-
nere. Freylich werden sie das, wenn ihr Rest, der mit
P verschmolzen ist, gleich geringfügig ausfällt, wie der
von schwächeren Vorstellungen. Aber es ist längst ge-
zeigt, daſs die Reste stärkerer Vorstellungen in einem
weit gröſseren Verhältnisse die Reste der schwächeren zu
übertreffen pflegen; als in welchem Verhältnisse die Vor-
stellungen selbst verschieden sind. Daher wird unter
gleichen Umständen ein gröſseres Π auch ein viel be-
trächtlicheres ρ bey sich führen. Und so muſs der dritte
der obigen vier Sätze vielmehr so gedeutet werden: ein
gröſseres Π wir durch die Hülfe gleichförmiger
und anhaltender gehoben; eine schwache Vor-
stellung hingegen eilt mehr, und ersetzt für
eine kurze Zeit durch ihre Geschwindigkeit
den Mangel der Stärke.
Damit r verschiedene Werthe annehmen möge, oder,
damit eine und dieselbe Vorstellung P sich in verschie-
denem Grade mit verschiedenen verbunden finde: kann
man voraussetzen, es sey P allmählig gesunken, und
während der Zeit des Sinkens mit mehrern Vorstellun-
gen, die nach einander ins Bewuſstseyn traten, ver-
schmolzen. Es mögen aber auch die verschiedenen Grade
der Hemmung und der Stärke bey gleichzeitigen Vorstel-
lungen, den erwähnten Unterschied hervorgebracht ha-
ben. Immer wird dieses die Folge seyn: Jede der mit
verschiedenen Quantis von P Verbundenen,
hat ihre eigne Geschwindigkeit; das gröſsere
Quantum ergiebt die gröſsere, aber auch schnel-
ler abnehmende Geschwindigkeit.
Unmittelbar aus der angegebenen Differentialglei-
chung ist
[FORMEL]
Es können also Π, ρ, und ω unverändert bleiben,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/313>, abgerufen am 03.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.