den verschiedenen Bewegungsgesetzen herrührt, die nach einander eintreten, und den gleichförmigen Lauf des Er- eignisses nicht weniger als viermal abbrechen.
Man begreift leicht, dass diese so merkwürdigen Ab- änderungen der einmal vorhandenen Regel der Bewegung, sich noch sehr vervielfältigen müssen, wofern mehr als drey Vorstellungen im Spiele sind. So oft eine davon ihren statischen Punct, oder die mechanische Schwelle erreicht, ändert sich das Gesetz des Fortgangs der Be- wegung.
Wir wollen uns darüber eben so wenig in Untersu- chung einlassen, als über die Frage: was geschehen müsse, wenn c früher eintrete, als a und b ihre Hemmung unter einander vollendet haben? Näm- lich vollendet bis auf einen unbedeutenden Rest, da das eigentliche Ende nie eintritt, wenn sie sich selbst über- lassen bleiben. -- Dergleichen Fälle liegen in der Mitte zwischen dem eben abgehandelten, und dem gleichzeiti- gen Zusammentreffen dreyer Vorstellungen. Die mecha- nische Schwelle wird alsdann seltener erreicht, und die Verweilung auf derselben verkürzt.
Endlich möchte man noch fragen, ob nicht ein hin- reichend starkes c im Stande seyn könne, sowohl a als b auf die mechanische Schwelle zu treiben? Die Ant- wort hängt von der Betrachtung der Hemmungssumme ab. Ist c grösser als a, so ist es in der Regel selbst nicht mit in der Hemmungssumme. Vielmehr ist diese alsdann =a; weil der frühern Hemmung die Summe =b zugehörte. Nun kann a niemals ganz niedergedrückt wer- den; denn gesetzt, a und b seyen zugleich auf der me- chanischen Schwelle, so tragen sie die ganze Hemmungs- summe allein; aber dieses ist nicht möglich, da nothwen- dig auch von c etwas muss gehemmt seyn.
Ganz anders jedoch wird sich dies verhalten, wenn man übergehn will zu der Annahme, dass nach c noch eine Reihe anderer Vorstellungen, d, e, f, u. s. w. suc- cessiv hinzutrete. Dadurch wird die Hemmungssumme
den verschiedenen Bewegungsgesetzen herrührt, die nach einander eintreten, und den gleichförmigen Lauf des Er- eignisses nicht weniger als viermal abbrechen.
Man begreift leicht, daſs diese so merkwürdigen Ab- änderungen der einmal vorhandenen Regel der Bewegung, sich noch sehr vervielfältigen müssen, wofern mehr als drey Vorstellungen im Spiele sind. So oft eine davon ihren statischen Punct, oder die mechanische Schwelle erreicht, ändert sich das Gesetz des Fortgangs der Be- wegung.
Wir wollen uns darüber eben so wenig in Untersu- chung einlassen, als über die Frage: was geschehen müsse, wenn c früher eintrete, als a und b ihre Hemmung unter einander vollendet haben? Näm- lich vollendet bis auf einen unbedeutenden Rest, da das eigentliche Ende nie eintritt, wenn sie sich selbst über- lassen bleiben. — Dergleichen Fälle liegen in der Mitte zwischen dem eben abgehandelten, und dem gleichzeiti- gen Zusammentreffen dreyer Vorstellungen. Die mecha- nische Schwelle wird alsdann seltener erreicht, und die Verweilung auf derselben verkürzt.
Endlich möchte man noch fragen, ob nicht ein hin- reichend starkes c im Stande seyn könne, sowohl a als b auf die mechanische Schwelle zu treiben? Die Ant- wort hängt von der Betrachtung der Hemmungssumme ab. Ist c gröſser als a, so ist es in der Regel selbst nicht mit in der Hemmungssumme. Vielmehr ist diese alsdann =a; weil der frühern Hemmung die Summe =b zugehörte. Nun kann a niemals ganz niedergedrückt wer- den; denn gesetzt, a und b seyen zugleich auf der me- chanischen Schwelle, so tragen sie die ganze Hemmungs- summe allein; aber dieses ist nicht möglich, da nothwen- dig auch von c etwas muſs gehemmt seyn.
Ganz anders jedoch wird sich dies verhalten, wenn man übergehn will zu der Annahme, daſs nach c noch eine Reihe anderer Vorstellungen, d, e, f, u. s. w. suc- cessiv hinzutrete. Dadurch wird die Hemmungssumme
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den verschiedenen Bewegungsgesetzen herrührt, die nach
einander eintreten, und den gleichförmigen Lauf des Er-
eignisses nicht weniger als viermal abbrechen.
Man begreift leicht, daſs diese so merkwürdigen Ab-
änderungen der einmal vorhandenen Regel der Bewegung,
sich noch sehr vervielfältigen müssen, wofern mehr als
drey Vorstellungen im Spiele sind. So oft eine davon
ihren statischen Punct, oder die mechanische Schwelle
erreicht, ändert sich das Gesetz des Fortgangs der Be-
wegung.
Wir wollen uns darüber eben so wenig in Untersu-
chung einlassen, als über die Frage: was geschehen
müsse, wenn c früher eintrete, als a und b ihre
Hemmung unter einander vollendet haben? Näm-
lich vollendet bis auf einen unbedeutenden Rest, da das
eigentliche Ende nie eintritt, wenn sie sich selbst über-
lassen bleiben. — Dergleichen Fälle liegen in der Mitte
zwischen dem eben abgehandelten, und dem gleichzeiti-
gen Zusammentreffen dreyer Vorstellungen. Die mecha-
nische Schwelle wird alsdann seltener erreicht, und die
Verweilung auf derselben verkürzt.
Endlich möchte man noch fragen, ob nicht ein hin-
reichend starkes c im Stande seyn könne, sowohl a als
b auf die mechanische Schwelle zu treiben? Die Ant-
wort hängt von der Betrachtung der Hemmungssumme
ab. Ist c gröſser als a, so ist es in der Regel selbst
nicht mit in der Hemmungssumme. Vielmehr ist diese
alsdann =a; weil der frühern Hemmung die Summe =b
zugehörte. Nun kann a niemals ganz niedergedrückt wer-
den; denn gesetzt, a und b seyen zugleich auf der me-
chanischen Schwelle, so tragen sie die ganze Hemmungs-
summe allein; aber dieses ist nicht möglich, da nothwen-
dig auch von c etwas muſs gehemmt seyn.
Ganz anders jedoch wird sich dies verhalten, wenn
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/287>, abgerufen am 22.11.2024.
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