bindung sehr bald beynahe, aber niemals völ- lig ein. Für Vorstellungen, die zur Schwelle sinken sol- len, giebt es keine Reste, also keine Verschmelzung nach der Hemmung. -- In Hinsicht der Verschmelzung vor der Hemmung müssen wir uns die Uebergänge der Zu- stände, die aus dem Streben zur Vereinigung und den dawider streitenden Gegensätzen hervorgehn, eben so all- mählig geschehend denken, wie die bisher betrachtete Hemmung.
Zweytes Capitel. Von den mechanischen Schwellen.
§. 77.
Bey den höchst einfachen Voraussetzungen, nach denen wir bis jetzt gerechnet haben, und wornach das Vorstellende nur von äusserst wenigen Vorstellungen be- schäfftigt wird, können wir nichts anders erwarten, als dass sehr bald von der eben vorhandenen Hemmungs- summe nur noch wenig übrig seyn, dass also ein der Ruhe ganz nahe kommender Zustand eintreten werde; aus welchem nur neu hinzukommende Vorstellungen das Gemüth aufzuregen vermögen.
Zu einem Paar im Gleichgewichte befindlicher Vor- stellungen komme demnach eine dritte, und zwar plötz- lich, d. h. schnell und stark genug, damit wir den Zeit- verlauf und das verwickelte Gesetz allmähliger Wahrneh- mung hier als unbedeutend bey Seite setzen können: es wird gefragt nach den Bewegungen der Vorstellungen, die daraus entstehen müssen.
Die hinzukommende wird eine Hemmungssumme bil- den, welche sinken muss. An diesem Sinken werden auch die früher vorhandenen Theil nehmen; und zwar werden
bindung sehr bald beynahe, aber niemals völ- lig ein. Für Vorstellungen, die zur Schwelle sinken sol- len, giebt es keine Reste, also keine Verschmelzung nach der Hemmung. — In Hinsicht der Verschmelzung vor der Hemmung müssen wir uns die Uebergänge der Zu- stände, die aus dem Streben zur Vereinigung und den dawider streitenden Gegensätzen hervorgehn, eben so all- mählig geschehend denken, wie die bisher betrachtete Hemmung.
Zweytes Capitel. Von den mechanischen Schwellen.
§. 77.
Bey den höchst einfachen Voraussetzungen, nach denen wir bis jetzt gerechnet haben, und wornach das Vorstellende nur von äuſserst wenigen Vorstellungen be- schäfftigt wird, können wir nichts anders erwarten, als daſs sehr bald von der eben vorhandenen Hemmungs- summe nur noch wenig übrig seyn, daſs also ein der Ruhe ganz nahe kommender Zustand eintreten werde; aus welchem nur neu hinzukommende Vorstellungen das Gemüth aufzuregen vermögen.
Zu einem Paar im Gleichgewichte befindlicher Vor- stellungen komme demnach eine dritte, und zwar plötz- lich, d. h. schnell und stark genug, damit wir den Zeit- verlauf und das verwickelte Gesetz allmähliger Wahrneh- mung hier als unbedeutend bey Seite setzen können: es wird gefragt nach den Bewegungen der Vorstellungen, die daraus entstehen müssen.
Die hinzukommende wird eine Hemmungssumme bil- den, welche sinken muſs. An diesem Sinken werden auch die früher vorhandenen Theil nehmen; und zwar werden
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bindung sehr bald beynahe, aber niemals völ-
lig ein. Für Vorstellungen, die zur Schwelle sinken sol-
len, giebt es keine Reste, also keine Verschmelzung nach
der Hemmung. — In Hinsicht der Verschmelzung vor
der Hemmung müssen wir uns die Uebergänge der Zu-
stände, die aus dem Streben zur Vereinigung und den
dawider streitenden Gegensätzen hervorgehn, eben so all-
mählig geschehend denken, wie die bisher betrachtete
Hemmung.
Zweytes Capitel.
Von den mechanischen Schwellen.
§. 77.
Bey den höchst einfachen Voraussetzungen, nach
denen wir bis jetzt gerechnet haben, und wornach das
Vorstellende nur von äuſserst wenigen Vorstellungen be-
schäfftigt wird, können wir nichts anders erwarten, als
daſs sehr bald von der eben vorhandenen Hemmungs-
summe nur noch wenig übrig seyn, daſs also ein der
Ruhe ganz nahe kommender Zustand eintreten werde;
aus welchem nur neu hinzukommende Vorstellungen das
Gemüth aufzuregen vermögen.
Zu einem Paar im Gleichgewichte befindlicher Vor-
stellungen komme demnach eine dritte, und zwar plötz-
lich, d. h. schnell und stark genug, damit wir den Zeit-
verlauf und das verwickelte Gesetz allmähliger Wahrneh-
mung hier als unbedeutend bey Seite setzen können: es
wird gefragt nach den Bewegungen der Vorstellungen,
die daraus entstehen müssen.
Die hinzukommende wird eine Hemmungssumme bil-
den, welche sinken muſs. An diesem Sinken werden auch
die früher vorhandenen Theil nehmen; und zwar werden
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/271>, abgerufen am 24.11.2024.
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