durch den sie für sich etwas aus dem Bewusstseyn ver- drängen könnte. Dagegen erhält sie etwas im Bewusst- seyn, das vor einer andern stärkern Vorstellung weichen sollte. Deshalb leidet sie unter derselben Einwirkung, der jenes ausgesetzt ist. Nicht anders ereignet sich dies selbst dann, wenn die gegenüberstehende Vorstellung einfach ist. Es sey a=o, oder im Beyspiel, der Klang fehle gänzlich: so übt dennoch die Vorstellung =3 die näm- liche Gewalt gegen die Complexion =12. Nur mit dem Unterschiede, dass nun diejenige Hemmung, welche sonst die Vorstellung des Farbigten =3 mit der des Klanges =1 gemeinschaftlich getragen hätte, allein der ersteren zur Last fällt. --
Es ist der Mühe werth, nachzusehen, in wie fern diese bey zwey Complexionen sich so leicht darbieten- den Sätze, auch auf drey derselben Anwendung finden mögen.
Damit erstlich drey Complexionen einander ähnlich seyen, muss a:a=b:b=c:g gesetzt werden. Hieraus ist im §. 59.
[Formel 1]
;
[Formel 2]
;
[Formel 3]
,
[Formel 4]
. Auch ist
[Formel 5]
,
[Formel 6]
,
[Formel 7]
; daher sich die Verhältnisszahlen sämmtlich durch
[Formel 8]
dividiren lassen. Demnach sind dieselben, wenn noch mit a multiplicirt wird: cb(ap+ap)+bc(an+an) ca(ap+ap)+ac(am+am) ba(an+an)+ab(am+am).
Damit ein leicht fassliches Verhältniss gewonnen werde, bedarf es hier noch eines Zusatzes, der bey zwey Com- plexionen nicht bemerklich werden konnte. Es sey näm- lich p:p=n:n=m:m, folglich
[Formel 9]
durch den sie für sich etwas aus dem Bewuſstseyn ver- drängen könnte. Dagegen erhält sie etwas im Bewuſst- seyn, das vor einer andern stärkern Vorstellung weichen sollte. Deshalb leidet sie unter derselben Einwirkung, der jenes ausgesetzt ist. Nicht anders ereignet sich dies selbst dann, wenn die gegenüberstehende Vorstellung einfach ist. Es sey α=ο, oder im Beyspiel, der Klang fehle gänzlich: so übt dennoch die Vorstellung =3 die näm- liche Gewalt gegen die Complexion =12. Nur mit dem Unterschiede, daſs nun diejenige Hemmung, welche sonst die Vorstellung des Farbigten =3 mit der des Klanges =1 gemeinschaftlich getragen hätte, allein der ersteren zur Last fällt. —
Es ist der Mühe werth, nachzusehen, in wie fern diese bey zwey Complexionen sich so leicht darbieten- den Sätze, auch auf drey derselben Anwendung finden mögen.
Damit erstlich drey Complexionen einander ähnlich seyen, muſs a:α=b:β=c:γ gesetzt werden. Hieraus ist im §. 59.
[Formel 1]
;
[Formel 2]
;
[Formel 3]
,
[Formel 4]
. Auch ist
[Formel 5]
,
[Formel 6]
,
[Formel 7]
; daher sich die Verhältniſszahlen sämmtlich durch
[Formel 8]
dividiren lassen. Demnach sind dieselben, wenn noch mit a multiplicirt wird: cb(ap+απ)+bc(an+αν) ca(ap+απ)+ac(am+αμ) ba(an+αν)+ab(am+αμ).
Damit ein leicht faſsliches Verhältniſs gewonnen werde, bedarf es hier noch eines Zusatzes, der bey zwey Com- plexionen nicht bemerklich werden konnte. Es sey näm- lich p:π=n:ν=m:μ, folglich
[Formel 9]
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durch den sie für sich etwas aus dem Bewuſstseyn ver-
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seyn, das vor einer andern stärkern Vorstellung weichen
sollte. Deshalb leidet sie unter derselben Einwirkung, der
jenes ausgesetzt ist. Nicht anders ereignet sich dies selbst
dann, wenn die gegenüberstehende Vorstellung einfach
ist. Es sey α=ο, oder im Beyspiel, der Klang fehle
gänzlich: so übt dennoch die Vorstellung =3 die näm-
liche Gewalt gegen die Complexion =12. Nur mit dem
Unterschiede, daſs nun diejenige Hemmung, welche sonst
die Vorstellung des Farbigten =3 mit der des Klanges
=1 gemeinschaftlich getragen hätte, allein der ersteren
zur Last fällt. —
Es ist der Mühe werth, nachzusehen, in wie fern
diese bey zwey Complexionen sich so leicht darbieten-
den Sätze, auch auf drey derselben Anwendung finden
mögen.
Damit erstlich drey Complexionen einander ähnlich
seyen, muſs a:α=b:β=c:γ gesetzt werden. Hieraus
ist im §. 59. [FORMEL]; [FORMEL];
[FORMEL], [FORMEL]. Auch
ist [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL];
daher sich die Verhältniſszahlen sämmtlich durch [FORMEL]
dividiren lassen. Demnach sind dieselben, wenn noch
mit a multiplicirt wird:
cb(ap+απ)+bc(an+αν)
ca(ap+απ)+ac(am+αμ)
ba(an+αν)+ab(am+αμ).
Damit ein leicht faſsliches Verhältniſs gewonnen werde,
bedarf es hier noch eines Zusatzes, der bey zwey Com-
plexionen nicht bemerklich werden konnte. Es sey näm-
lich p:π=n:ν=m:μ, folglich [FORMEL]
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/227>, abgerufen am 23.11.2024.
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