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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824.

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eben dieselben, welche sich nach der Methode der Be-
ziehungen ergeben müssen, und sich folglich aus ihr er-
läutern lassen. Das in der Veränderung entstandene
Neue wird als eine Modification des Schon-Vorhandenen
mit Hülfe eines Dazutretenden angesehn. Zwey Stoffe
(die mehrern M) zusammengenommen sollen das Neue
(N) ergeben. Hier ist die Untersuchung über die Mög-
lichkeit der Veränderung gerade so weit gediehen, als die
Untersuchung über die Möglichkeit des Ich an der Stelle,
wo mehrere Objecte für dasselbe Vorstellende angenom-
men werden. Aber so wenig man nun hieraus das Ich
begreift, so gewiss vielmehr noch eine weitläuftige Un-
tersuchung bevorsteht, zu der man nur den ersten An-
lauf genommen hat: eben so sicher ist der Begriff der
Ursache auch nur der Anfang und die Eröffnung einer
weitaussehenden Nachforschung, welche die Metaphysik
vollenden muss, während der gemeine Verstand schon
bey den ersten Schritten ermattet.

Eine wichtige Bemerkung über diese ersten Schritte
muss noch hinzugefügt werden, wodurch sich unsre Ver-
gleichung der verschiedenen Probleme am Ziele finden
wird. Wir haben oben im §. 33. gesehn, dass nicht bloss
die successiven Merkmale des Veränderlichen, sondern
auch die gleichzeitigen, -- überhaupt die mehrern Be-
stimmungen Eines und desselben Dinges, einen Wider-
spruch erzeugen. Dieser seltener bemerkte Widerspruch
zieht gleichwohl eine ganz ähnliche Untersuchung nach
sich, als jener; und es findet sich, dass kein einziges, in
der gemeinen Erkenntniss vorkommendes Merkmal der
Dinge, als wahre Eigenschaft des Wesens angesehen
werden könne, sondern dass jedes Element der Er-
scheinung als Andeutung einer Modification
eines Wesens durch ein anderes betrachtet
werden müsse
. Dieses giebt der Untersuchung, auf
welche der Causalbegriff führt, eine ausserordentliche
Erweiterung; und es wird Ein und dasselbe Geschäfft,
den Zusammenhang zwischen Ursachen und Wirkungen,

eben dieselben, welche sich nach der Methode der Be-
ziehungen ergeben müssen, und sich folglich aus ihr er-
läutern lassen. Das in der Veränderung entstandene
Neue wird als eine Modification des Schon-Vorhandenen
mit Hülfe eines Dazutretenden angesehn. Zwey Stoffe
(die mehrern M) zusammengenommen sollen das Neue
(N) ergeben. Hier ist die Untersuchung über die Mög-
lichkeit der Veränderung gerade so weit gediehen, als die
Untersuchung über die Möglichkeit des Ich an der Stelle,
wo mehrere Objecte für dasselbe Vorstellende angenom-
men werden. Aber so wenig man nun hieraus das Ich
begreift, so gewiſs vielmehr noch eine weitläuftige Un-
tersuchung bevorsteht, zu der man nur den ersten An-
lauf genommen hat: eben so sicher ist der Begriff der
Ursache auch nur der Anfang und die Eröffnung einer
weitaussehenden Nachforschung, welche die Metaphysik
vollenden muſs, während der gemeine Verstand schon
bey den ersten Schritten ermattet.

Eine wichtige Bemerkung über diese ersten Schritte
muſs noch hinzugefügt werden, wodurch sich unsre Ver-
gleichung der verschiedenen Probleme am Ziele finden
wird. Wir haben oben im §. 33. gesehn, daſs nicht bloſs
die successiven Merkmale des Veränderlichen, sondern
auch die gleichzeitigen, — überhaupt die mehrern Be-
stimmungen Eines und desselben Dinges, einen Wider-
spruch erzeugen. Dieser seltener bemerkte Widerspruch
zieht gleichwohl eine ganz ähnliche Untersuchung nach
sich, als jener; und es findet sich, daſs kein einziges, in
der gemeinen Erkenntniſs vorkommendes Merkmal der
Dinge, als wahre Eigenschaft des Wesens angesehen
werden könne, sondern daſs jedes Element der Er-
scheinung als Andeutung einer Modification
eines Wesens durch ein anderes betrachtet
werden müsse
. Dieses giebt der Untersuchung, auf
welche der Causalbegriff führt, eine auſserordentliche
Erweiterung; und es wird Ein und dasselbe Geschäfft,
den Zusammenhang zwischen Ursachen und Wirkungen,

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[138/0158] eben dieselben, welche sich nach der Methode der Be- ziehungen ergeben müssen, und sich folglich aus ihr er- läutern lassen. Das in der Veränderung entstandene Neue wird als eine Modification des Schon-Vorhandenen mit Hülfe eines Dazutretenden angesehn. Zwey Stoffe (die mehrern M) zusammengenommen sollen das Neue (N) ergeben. Hier ist die Untersuchung über die Mög- lichkeit der Veränderung gerade so weit gediehen, als die Untersuchung über die Möglichkeit des Ich an der Stelle, wo mehrere Objecte für dasselbe Vorstellende angenom- men werden. Aber so wenig man nun hieraus das Ich begreift, so gewiſs vielmehr noch eine weitläuftige Un- tersuchung bevorsteht, zu der man nur den ersten An- lauf genommen hat: eben so sicher ist der Begriff der Ursache auch nur der Anfang und die Eröffnung einer weitaussehenden Nachforschung, welche die Metaphysik vollenden muſs, während der gemeine Verstand schon bey den ersten Schritten ermattet. Eine wichtige Bemerkung über diese ersten Schritte muſs noch hinzugefügt werden, wodurch sich unsre Ver- gleichung der verschiedenen Probleme am Ziele finden wird. Wir haben oben im §. 33. gesehn, daſs nicht bloſs die successiven Merkmale des Veränderlichen, sondern auch die gleichzeitigen, — überhaupt die mehrern Be- stimmungen Eines und desselben Dinges, einen Wider- spruch erzeugen. Dieser seltener bemerkte Widerspruch zieht gleichwohl eine ganz ähnliche Untersuchung nach sich, als jener; und es findet sich, daſs kein einziges, in der gemeinen Erkenntniſs vorkommendes Merkmal der Dinge, als wahre Eigenschaft des Wesens angesehen werden könne, sondern daſs jedes Element der Er- scheinung als Andeutung einer Modification eines Wesens durch ein anderes betrachtet werden müsse. Dieses giebt der Untersuchung, auf welche der Causalbegriff führt, eine auſserordentliche Erweiterung; und es wird Ein und dasselbe Geschäfft, den Zusammenhang zwischen Ursachen und Wirkungen,

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/158>, abgerufen am 24.11.2024.